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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben
Autoren: Jo Zybell
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Doc! Sonst wird er mir noch die Fischchen erschrecken!«
    »Keine Sorge, Lupo.« Van der Groot nickte Knox zu, und der fasste Schäuble am Halsband. »Da werden eher die Fische den Hund erschrecken. Wie geht es unseren Fischen?«
    »Sehr gut, Doc, wirklich sehr gut.«
    »Das freut mich.« Er winkte ihm zu, wie ein Vater seinem Kind zuwinkt, und ging zur Schleuse in die kleine Halle.
    Der kleine Kahlkopf betreute die Kugelfische mit einer Hingabe und Sorgfalt, die van der Groot ihm anfangs niemals zugetraut hätte. Lupo kannte jeden einzelnen Fisch mit Namen. Das führte natürlich zu Problemen, wenn sie geschlachtet wurden. An solchen Tagen gab van der Groot ihm frei und drückte ihm einen Geldschein in die Hand, damit er nach Köln oder Roermond fahren und sich Stoff für seine Pfeife kaufen konnte.
    Überhaupt waren die drei Kölner ein Glücksfall gewesen. Als er sie zu Beginn des Jahres einstellte, hatte der Professor mit ihnen eine Probezeit von einem Monat vereinbart. Lupo pflegte Fische und Aquarien, Knox schlachtete die Fische, präparierte die tetrodotoxinhaltigen Organe heraus – vor allem die Ovarien und die Leber – und war für die Logistik verantwortlich, und seine Freundin assistierte van der Groot bei der Herstellung des ITH und bei den Experimenten mit der Bergmann-Variante.
    Der Januar lief so gut, dass van der Groot dem Frieden nicht trauen wollte. Unter dem Vorwand wirtschaftlicher Schwierigkeiten verlängerte er die Probezeit. Der Februar lief noch besser, und im März verkaufte er bereits die erste Jahrestlosis ITH an einen Scheich aus Dubai. Er erhöhte dem Trio das Gehalt und gab allen dreien einen Vertrag für zwei Jahre mit Option auf Verlängerung. Inzwischen konnte sich van der Groot sein Unternehmen kaum noch ohne die drei Exoten vorstellen.
    Eusebia und Knox wussten, dass er an der Entwicklung einer speziellen Tiefschlafdroge arbeitete.
    Er betrat die Laborhalle, wartete, bis Knox und der Hund ihm gefolgt waren, und schloss die Tür hinter ihnen. Es war nicht ganz einfach, den Hund zu wiegen, denn abgesehen von den elektronischen Laborwaagen für Kleinstgewichte besaß van der Groot nur eine Personenwaage. Mit Hilfe eines Wäschekorbs aus Kunststoff gelang es schließlich.
    Während Knox dem Pudel ein leichtes Betäubungsmittel ins Futter mischte und ihn fütterte, ließ van der Groot seinen Laptop die genaue Dosis errechnen, wog das Pulver der Bergmann-Variante ab und löste es in steriler Kochsalzlösung auf.
    Schäuble schlief ein. Van der Groot rief Lupo und Eusebia ins Labor. »Das ist ein großer Augenblick für unser Unternehmen«, sagte er feierlich. »Ich wollte, dass ihr alle dabei seid.« Er injizierte das Mittel in die Zungenvene des Pudels.
    »Und jetzt versinkt er in einen Tiefschlaf, in dem er trotzdem ansprechbar ist?«, fragte Eusebia ungläubig.
    »So ist es«, bestätigte van der Groot.
    »Und wie finden wir heraus, dass er ansprechbar ist?«, wollte Lupo wissen.
    »Wir geben ihm einen einfachen Befehl, lassen ihn zum Beispiel etwas apportieren«, sagte van der Groot. »Doch wir müssen warten, bis das Betäubungsmittel aufhört zu wirken.« Er blickte auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach vier Uhr nachmittags. »Das kann noch zwei Stunden dauern.«
    »Warten wir also solange.« Knox zog seinen Autoschlüssel aus der Tasche und betrachtete den ausgestopften Maulwurf, den er als Schlüsselanhänger benutzte. »Und dann soll er uns wieder den Schlüssel apportieren.«
    ***
    Rechts standen wie eine Gedenkstätte die gepflegten Ruinenmauern einer alten Burg oder Festung, geradeaus ging es über enge Gassen zu einer kleinen Basilika, und links blockierte ein Reisebus einen kleinen Parkplatz. Percival hätte zwar zurück in die Straße stoßen können, über die er gekommen war, aber nicht wenden, denn es war eine Einbahnstraße.
    Es war kurz nach sechs. Er hatte sich hoffnungslos verfranst in der deutschen Kleinstadt an der holländischen Grenze.
    Zwei Mütter schoben ihre Kinderwagen aus der Gasse. Percival stieg aus seinem Leihwagen und fragte sie auf Deutsch nach der Adresse, die er suchte. Sie kannten die Straße, denn es war die Bundesstraße, die durch das Städtchen führte. Sie wollten wissen, wo genau er hinwollte, um ihm beschreiben zu können, auf welcher Höhe der Durchgangsstraße er abzubiegen hatte.
    »Ein Großhandel für Aquariumsfische«, sagte er. Den Namen des Inhabers hatte er zwar gelesen, aber nicht parat. Die Frauen sahen sich an, erwähnten eine
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