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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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einer von fahlem Purpur, stachen vom aschgrauen Boden ab. Sie machten sich auf zu den umliegenden Dörfern und zu Verwandten, die sie aufnehmen würden, eine Familie nach der andern. »Wenn das so weitergeht, Kriecher, herrsche ich über die Stille. Krallenstadt wird eine verlassene Stadt sein.« »Wir können sie nicht aufhalten. Es sind freie Menschen.«
    »Dieser Händler«, murmelte Spannerraupe, »er hat mir erzählt, bevor die Feuerströme aus der Erde brachen, seien die Ahnen in den Unterwelten so wütend gewesen, daß die bebende Erde weit aufgebrochen sei und Flüsse und Dörfer verschlungen habe, und ein Berg sei in die Luft geflogen, der ganze Gipfel weggebrochen, Kriecher. Riesige geschmolzene Felsbrocken flogen durch die Luft wie Vögel. Er sagte -«
    »Heilige Ahnen!« stieß Kriecher hervor. »Das hat Nordlicht vorausgesagt, daß die Götter feurige Felsbrocken herabschleudern würden, um die Fünfte Welt auseinanderzubrechen.« Spannerraupe wandte sich Kriecher zu, und seine verängstigte Seele zeigte sich in seinen Augen. »Glaubst du … Ist das wirklich das Ende unserer Welt, Kriecher?«
    Kriecher schaute auf den Menschenstrom hinab, der im grauen Dunst verschwand. Irgendwo weit draußen schluchzte ein Kind.
    »Wer kann das sagen, Spannerraupe?« entgegnete er sanft. »Nur die Götter und die sehr großen Träumer wissen das.«

53. K APITEL
    Sonnenkreis der Libelle Mond der kleinen Wanderdrosseln Eisenholz ging über den gewundenen Wildpfad voran; er hatte Nachtsonne an die Hand genommen, als sie an einem jähen Abgrund entlang marschierten. Zu seiner Rechten fiel die Felswand steil ab in einen hundert Hände tiefer gelegenen Haufen verwitterter und geborstener Felsbrocken. Großartige Bergspitzen stachen durch den Dunst, der sie umgab. In den tiefsten Spalten hielt sich noch Schnee, doch spielte ein warmer Wind mit dem Saum seines Hirschlederhemds. Er liebte diese Bergwiesen. Die Wildpflanzen verwandelten die Hänge in ein Mosaik aus Blau, Gelb und Weiß. Donnerwolken drängten sich am blauen Himmel. Der Regen, der mit Unterbrechungen dauernd gefallen war, hatte die Asche gebunden, die immer noch in Wolken nach Südwesten trieb.
    In den vergangenen zwei Monaten waren seine Wunden zum größten Teil verheilt, doch beim Gehen hatte er immer noch Schmerzen. Die leere linke Augenhöhle tat ihm die ganze Zeit weh, aber der Eiter, der stetig ausgeflossen war, hatte sich zu einer gelben Kruste verdickt. Er rückte sich die Binde, die er darüber trug, zurecht und blickte auf seine Arme hinab, auf das verschlungene Netzwerk weißlicher Narben. Rosige Wülste liefen ihm kreuz und quer übers Gesicht, aber um seine Brust, seine Beine und seinen Rücken war es schlimmer bestellt.
    Auf dem Hügelkamm blieb er stehen und schaute auf den Pfad hinab. Maisfaser, Sängerling und Düne wanderten in kurzem Abstand hinter ihnen. Düne hatte einen Wanderstab aufgehoben und benutzte ihn teils als Stütze, teils als Hilfsmittel zum Gestikulieren. Er stach damit auf Sängerling ein. Die beiden hatten sich seit Tagen über diesen Marsch und sein Ziel gestritten. Sängerling beharrte darauf, er müsse herausfinden, ob die Hüterin des Schildkrötenbündels wirklich sei oder nicht. Darauf entgegnete Düne: »Wirklich wo? In dieser Welt oder in einer anderen?«
    Eisenholz lächelte.
    Nachtsonne folgte seinem Blick. »Streiten sie immer noch?«
    Mit Blicken liebkoste Eisenholz das ergrauende schwarze Haar, das ihr schönes Gesicht umwehte. Sängerling hatte seine Großmutter dazu überredet, ihnen neue Kleidung zu beschaffen, und Nachtsonne trug ein rotes Kleid mit schwarzen Blitzspiralen um den ganzen Saum herum. Sie sah hinreißend aus. Sie hatten das Dorf der Gila-Monster-Klippen verlassen, als Eisenholz wieder gehen konnte. Aber sie waren noch nicht weit gekommen - gerade bis in die Berge. Sie hatten einen ganzen Mond in einem lieblichen kleinen Canyon inmitten von hohen Kiefern und Eichen zugebracht, in dem Brombeer- und Johannisbeerbüsche wuchsen.
    Danach hatten sie sich ganz langsam nach Norden begeben, durch die aschenbedeckten Savannen. Für schnelle Märsche fehlte ihnen die Kraft, außerdem mußten sie auf allen Pfaden vor marodierenden Kriegern und Flüchtlingen auf der Hut sein. Sie kamen gemächlich voran, hielten oft, um Düne rasten zu lassen oder um zu jagen und zu fischen, denn sie wären in keinem einzigen Dorf willkommen gewesen. Da sie auch nicht wußten, wohin sie gingen, spielte es keine Rolle, wann
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