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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland
Autoren: Alfred Bekker
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dort errichtet worden. Und nur ein Bruchteil dessen, was dort geschah oder zumindest vorbereitet wurde, drang nach außen.
    Der Konzern wollte offensichtlich seine Ruhe haben, und sein politischer Arm in Gestalt unermüdlicher Lobbyisten schien stark genug zu sein, das Gesetz an entscheidenden Stellen zu schwächen, da es angeblich die Ausübung der freien Forschung behinderte.
    »Hast du etwas von Nummer Zwei gehört?«, fragte Richard.
    »Du solltest ihn nicht so nennen.«
    »Tut mir Leid.«
    »Vielleicht ist das der Grund, weshalb er es bislang noch nicht geschafft hat, selber irgendetwas Vernünftiges aufzubauen.«
    »Ich bin überzeugt davon, dass es unserem Bruder durch seine Festanstellung bei TR-Tec möglich ist, sich sein Leben so einzurichten, wie er das für richtig hält.«
    »Ja, vielleicht hast du Recht. Auch wenn ich sein Handeln nicht billigen kann.«
    »Hast du dich je genauer damit beschäftigt, was das Leben im Innersten wirklich zusammenhält und bestimmt? Unser Bruder ist zumindest auf seinem Gebiet inzwischen eine Nummer Eins geworden, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Vollkommen«, versicherte Richard. »Es wundert mich nur, dass ausgerechnet du ihn verteidigst.«
    »Tue ich das?« Dan hob die Augenbrauen.
    »Jedenfalls kann ich mich erinnern, dass du sehr vehement gegen die Positionen der Genetics gewettert hast, die sie auf den Welten der Drei Systeme propagieren, die der TR-Tec-Konzern besiedelt.«
    Genetics – dieser Begriff bezog sich einerseits auf die Bewohner des Planeten Genet, dem wirtschaftlichen Zentrum der Drei Systeme , in denen die Bundesgesetze der Solaren Welten zur Gentechnik mehr oder minder offen boykottiert wurden. Er bezeichnete allerdings zunehmend auch jene Menschen, bei denen gentechnische Modifikationen vorgenommen worden waren. Irgendwann, so sagten Beobachter, würde die politische und wirtschaftliche Kluft zwischen den Drei Systemen und den Solaren Welten so groß werden, dass ein Bruch unvermeidlich war.
    Vielleicht verhinderte das allgemeine Gefühl einer latenten Bedrohung dies bisher. Schließlich war seit der ersten Mission der Raumschiffe STERNENFAUST und JUPITER im so genannten Niemandsland klar, dass jenseits dieser unerforschten Raumzone ein gefährlicher Feind lauerte – das Heilige Imperium der vogelähnlichen Kridan, über die man im Moment kaum mehr wusste, als dass sie aus offenbar religiösen Gründen ständig expandierten. Sie überzogen System für System mit einem bisher auf galaktischer Bühne beispiellosen Eroberungskrieg.
    Es war nur eine Frage der Zeit, wann sich dieses Imperium zu einem direkten Kontrahenten der Solaren Welten mausern würde. Eine Kraft, die sich der Übermacht des Imperiums entgegenzustellen vermochte, war weit und breit nicht in Sicht.
    Das so genannte Niemandsland wurde von Völkern besiedelt, die sich zum überwiegenden Teil noch im Anfangsstadium des überlichtschnellen Raumflugs befanden, sofern sie ihn überhaupt entwickelt hatten. Erste Kolonisierungsversuche hatten inzwischen im Alistair-System stattgefunden, nur etwa zehn Lichtjahre von der bisherigen Grenze jener Raumkugel mit einem Radius von fünfzig Lichtjahren entfernt, die die Menschheit als ihr Einflussgebiet betrachtete.
    Die letzten beiden Jahre hatten die Solaren Welten dazu genutzt, sich zu wappnen. Nur wenige Vorstöße waren ins Niemandsland unternommen worden – und dann auch nie über fünfzehn Lichtjahre hinaus. Schließlich wollte man nicht über Gebühr auf sich aufmerksam machen. Man hoffte auch darauf, dass der Expansionsdrang der Vogelartigen irgendwann von ganz allein zum Erliegen kam.
    Eine trügerische Hoffnung.
    Der permanente außenpolitische Druck sorgte dafür, dass einerseits die drei Systeme alles unterließen, um es zu einem Bruch kommen zu lassen, während andererseits der Hohe Rat der Solaren Welten nur halbherzig die Einhaltung der Bundesgesetze forderte und stillschweigend so manches tolerierte, was eigentlich nicht toleriert werden dürfte.
    »Ich habe Eric II niemals verteidigt«, griff Dan den Faden wieder auf, nachdem er einige Augenblicke lang auf das Meer hinausgeblickt hatte. »Schließlich widersprechen seine Ansichten meinen Wertvorstellungen und meinem Glauben diametral. Für mich ist der Mensch ein Geschöpf Gottes – und nicht eine verbesserungswürdige, biologische Maschine, die man mit ein paar Ersatzteilen so optimieren kann, wie es gerade den Gewinninteressen irgendwelcher Konzernoberen
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