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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland
Autoren: Alfred Bekker
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an.
    Dieses scheinbar bis auf den Grund seiner Seele blickende Augenpaar gehörte Tan-Balo, dem Kommandanten des Kriegsschiffes KRALLE DER GLÄUBIGEN. Der Kommandant trat auf den Tanjaj-Rekruten zu und öffnete leicht den nach unten gebogenen Schnabel und rieb an dessen Unterhälfte entlang. Die kräftigen, nach hinten geknickten Beine machten einen letzten Schritt.
    »Wir befinden uns in einer unbekannten Region des Alls. Unsere Aufgabe ist es, zusammen mit unserem Flottenverband diesen Sektor zu kartographieren, Daten technisch und astronomisch zu erfassen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass unsere Expansion auch hier erfolgreich sein wird.«
    Er verschränkte die krallenbewehrten Pranken und sog die sehr sauerstoffhaltige Luft ein. Eine leichte Anhebung des Sauerstoffwertes über den Normwert hinaus konnte die Leistungsfähigkeit einer Schiffsbesatzung erheblich verbessern, so lauteten jüngste Forschungsergebnisse, die an der Universität von Matlanor anhand umfangreicher Untersuchungen gewonnen worden waren. Seitdem war man dazu übergegangen, den Sauerstoffgehalt in der Atemluft von Einheiten, die sich in heiklem Einsatz befanden, um drei Prozent zu erhöhen.
    Dadurch ließen sich auch die unerlässlichen Schlafintervalle verkürzen, was vor allem innerhalb der imperialen Industrie große Aufmerksamkeit erregt hatte, die jede Möglichkeit einer Effektivierung der kriegswichtigen Produktion gerne aufgriff.
    Die Kridan kämpften stets an einer sich verschiebenden Front im All.
    Eine zweite Front befand sich im Bereich von Industrie und Wirtschaft. Das Imperium lief ständig Gefahr, die eigenen Möglichkeiten zu überdehnen.
    Und dieser Gefahr musste mit aller Kraft entgegengehalten werden.
    Kommandant Tan-Balo steuerte über eine Fernbedienung die Funktionen eines Bildschirms in bestechender Qualität, der die gesamte Wand des ansonsten sehr karg eingerichteten Konferenzraums an Bord der KRALLE DER GLÄUBIGEN einnahm.
    Er aktivierte die Weltraumansicht eines Planeten, dessen gelbe Sonne im Hintergrund leuchtete. Der Planet war vollkommen weiß. Ein schneebedeckter Eisklumpen, so schien es. Ein paar schmutzig-braune Flecken waren zu erkennen, bei denen es sich wahrscheinlich um Ablagerungen handelte. Material, das der Planet im Laufe der Jahrmillionen aus dem Weltraum eingefangen und sich schließlich auf der Oberfläche abgelagert hatte.
    »Das ist Korashan V. Die anderen Planeten des Korashan-Systems weisen zwar sehr ungemütliche Lebensbedingungen auf, besitzen aber bedeutende Rohstoffvorkommen«, erläuterte Tan-Balo. »Eine planetare Angleichung an die Kridania-Norm könnte sich in dem einen oder anderen Fall durchaus lohnen.«
    »Dann plant das Oberkommando einen Ausbau des Korashan-Systems als industrielle Basis?«, erkundigte sich der Erste Offizier. Sein Name war Dom-Tabun. Seine Uniform war voll von Orden- und Ehrenzeichen, die ihn als einen Tanjaj – Glaubenskrieger – auswiesen, der sich mit ganzer Kraft dem Kampf gegen die Ungläubigen gewidmet hatte. Der Umstand, dass ein Auge und ein Bein durch Prothesen ersetzt worden waren, sprach in diesem Zusammenhang für sich. Dabei waren sowohl die Augen- als auch die Beinprothese so beschaffen, dass man ihren künstlichen Ursprung sofort erkennen konnte. Man hatte sich in keiner Weise bemüht, den natürlichen Zustand nachzubilden, damit jeder Betrachter sofort erkannte, welches große Opfer dieser Glaubenskrieger für den permanenten Krieg des Heiligen Imperiums und die Errichtung der Göttlichen Ordnung gebracht hatte. Zusammen mit den Orden an seiner Brust ergab dies für junge Tanjaj-Rekruten wie Sun-Tarin ein fast schon einschüchterndes Bild.
    Sun-Tarin erfasste stets ein leichtes Schaudern bei diesem Anblick, und er fragte sich, ob er zu denselben Heldentaten und dem hohen Grad an Selbstaufopferung fähig wäre wie Dom-Tabun. Der Schmerz öffnet den Weg zum Glauben – dieses Axiom aus der kridanischen Weisheit des beinahe schon mythischen Ersten Raisa fiel Sun-Tarin ein. Als Tanjaj war er nicht nur intensiv in Kampftechniken und Raumtechnik unterwiesen worden, sondern auch in der Glaubenslehre der kridanischen Religion.
    »Deine Vermutung ist vollkommen richtig«, bestätigte Tan-Balo. »Und darum spielt auch Korashan V eine so wichtige Rolle. Alle anderen Korashan-Welten sind extrem wasserarm. Aber du weißt selbst, dass die Anlage von Industriekomplexen ohne das Vorhandensein von ausreichend Wasser so gut wie unmöglich ist. Darum
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