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Vorstadtkrokodile

Vorstadtkrokodile

Titel: Vorstadtkrokodile
Autoren: M von der Grün
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Gegend unsicher machst und alte Leute erschreckst und die Mädchen belästigst… Ach ja, was ich dich schon immer fragen wollte, sag mal, wo waren denn deine sauberen Freunde, als du am Dach gehangen hast?«
    Hannes gab keine Antwort, er schämte sich ihretwegen,
er konnte ja nicht wissen, das Maria es gewesen war, die die Feuerwehr benachrichtigt hatte. Hannes gab seiner Mutter keine Antwort, er ging aus der Küche, wo seine Mutter Wäsche zu bügeln begann. Hannibal hoppelte hinter ihm her.
    In seinem Zimmer sprang Hannibal auf die Couch und begann sich zu putzen. Hannes nahm seinen Schulranzen, seine Schularbeiten hatte er jetzt immer fertig, seit ihm Fernsehen verboten war.
     
    Die Krokodiler fanden in der Kleinen Schweiz ein totes Reh, als sie zu ihrer Hütte fuhren. Sie standen um das Reh herum und waren ratlos. Sie wussten nicht, was sie mit dem verendeten Tier anfangen sollten. Peter bohrte vor Aufregung so heftig in der Hase, dass Hannes ihm zurief: »Peter, hör endlich auf oder schreib uns eine Ansichtskarte, wenn du oben bist.«
    Aber keiner lachte, das tote Reh vor ihren Füßen verwirrte sie.
    Olaf sagte: «Es muss auf der Straße angefahren worden sein und hat sich dann noch bis hierher geschleppt, so muss es gewesen sein.«
    »Wir könnten es häuten und dann auf dem Spieß braten«, sagte Maria.
    »So ein Quatsch«, rief Peter, »erstens schmeckt es nicht und dann kann jeder den Rauch sehen, wenn wir im Wald ein Feuer machen.«
    »Wir könnten auf die Felder gehen«, sagte Maria.
    »Auf den Feldern sieht man uns erst recht«, erwiderte
Frank. »Wer soll denn so ein großes Tier enthäuten und dann die Innereien herausnehmen… ich hab da mal zugeschaut bei einer Notschlachtung beim Bauer Holtkampf, da kommt einem das Kotzen…«
    »Dann lasst es uns begraben«, sagte Maria.
    Die Jungen nickten, ihnen war alles recht, Hauptsache, das Tier würde nicht mehr hier liegen und sie stören. Sie holten einen Spaten und eine Spitzhacke. Ihre Hütte war gut eingerichtet, von der Sperrmüllabfuhr hatten sie sich alte Stühle besorgt und einen Tisch, und wenn sie irgendwo weggeworfenes Werkzeug entdeckten, nahmen sie es mit. Der Boden der Hütte war mit Moos ausgelegt, sogar einen alten, fast schon blinden Spiegel hatten sie sich an den Stamm der Buche gehängt, um den die Hütte herumgebaut war. Olaf und Frank hatten vor einem Jahr in dem Geäst der Buche einen Hochstand gebaut, aber den mussten sie auf Anordnung des Försters wieder abreißen, sonst hätte er sie auch aus der Hütte vertrieben.
    An der Stelle, wo das Reh lag, begannen sie das Loch zu graben. Das war gar nicht so einfach, da der Waldboden mit unzähligen kleinen Wurzeln verwachsen war. Sie wechselten sich bei der Arbeit ab, trotzdem schwitzten sie und erst zwei Stunden später war das Loch so tief, dass das Reh hineinpasste. Dann warfen sie das Loch wieder zu und trampelten die Erde fest, weil sie nicht wollten, dass man den frischen Hügel sah.
    »Wir sollten Blumen draufstreuen«, sagte Maria.
    »Du bist ja total plemplem«, erwiderte ihr Bruder. »Geh
doch gleich in die Gärtnerei und bestell einen Kranz mit Schleife, du dumme Ziege.«
    »Dich hätten wir gleich mit dazulegen sollen«, rief Frank.
    Da war Maria beleidigt und fuhr nach Hause.
    Hannes erzählte am Abend seiner Mutter von dem Fund und dem Begräbnis im Wald, weil sie wissen wollte, wo er sich so lange herumgetrieben hatte.
    Seine Mutter aber sagte: »Wenn ihr wieder mal ein totes Tier findet, dann müsst ihr das dem Förster melden. Der Förster kennt alle seine Tiere, wie ein Bauer seine Kühe kennt, er wird es jetzt vermissen. Und wenn man schon das Tier nicht mehr essen kann, dann ist ja immerhin das Fell noch brauchbar… und wenn nicht, es gehört sich so, dass man es dem Förster meldet.«
    Am nächsten Tag, als sie wieder in der Hütte saßen, erzählte Hannes den Krokodilern, was er von seiner Mutter erfahren hatte. Die aber sahen ihn nur erstaunt an, sie wussten das nicht. Früher, bevor sie ihre Hütte gebaut hatten, hatten sie nicht einmal gewusst, dass es in ihrer großen Industriestadt überhaupt Förster gab. Sie waren der Meinung gewesen, Förster gäbe es nur in ländlichen Gebieten und nicht im Ruhrgebiet, wo ein Haus neben dem andern steht und eine Fabrik neben der anderen und die kleinen Wälder nur vergrößerte Parkanlagen sind.
    »Wir könnten es jetzt dem Förster melden«, sagte Theo mit seiner Schottenmütze, die er auch bei großer Hitze nicht
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