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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison
Autoren: Kristine Weitzels
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Ricardo diese coole, alte Sau hat mir eben
voll in die Augen geguckt, als ich an der Theke saß und dann so getan, als
wüsste er nicht, wer ich bin! Dieses arrogante Arschloch! Ich glaub' er hat
sich die Haare abgeschnitten! Sieht aber immer noch tierisch gut aus und wie
braun der ist! <<
    Ich saß auf meinem Schemel und
amüsierte mich köstlich. Corinna war total aufgekratzt und das nur wegen ein
paar Proppern, von denen es hier ab jetzt nur so wimmeln würde! Der Sommer
versprach jedenfalls lustig zu werden und Corinna kroch aus der Apathie, die ich
in letzter Zeit immer öfter bei ihr bemerkt hatte. Der lange Winter hatte ihr
aufs Gemüt gedrückt und ich hoffte, der bevorstehende Sommer würde dazu
beitragen, dass Corinnas Stimmung so gut blieb, wie jetzt gerade auch. Ich
hatte so das Gefühl, dass Hermann und auch Paco in nächster Zeit jedenfalls ziemlich
schlechte Karten bei ihr haben würden!
    >>... und Paolo, dieser
scheiß-coole Spaghettifresser!   Ich sag' dir Corinna —dagegen ist dein Alonso
ein blutiger Anfänger! Hätte ich gewusst, dass wir den  heute auch hier treffen, hätte ich doch meine neuen roten Hot Pants aus Leder angezogen!<<
     
    Genau vor der Toilettentür liefen wir
Paolo dann in die Arme. Er litt auch nicht unter Gedächtnisstörungen und hatte
kein Problem damit, Corinna wiederzuerkennen, ganz im Gegenteil! Er hob sie
hoch und drehte sich dann mit ihr im Kreis — bevor er ihr einen ziemlich langen
Kuss gab. Ziemlich uncool für einen Propper, doch dafür umso sympathischer, wie
ich fand. Dann erinnerte ich mich daran, dass Paolo ja auch kein Propper war,
sondern als Fotograf arbeitete. Corinna hatte mir mal erzählt, wie sie ihn
gegen Ende der Saison 1982 in Blanes kennenlernte und er ihr angeboten hatte,
ihn den Winter über nach Teneriffa zu begleiten. Corinna hatte abgelehnt, doch
seit damals war viel Zeit vergangen und ich wusste auch nicht, ob dies nun ihr
erstes Wiedersehen seit damals war. Was mich jedoch wunderte, war Paolos
Aussehen und das in zweierlei Hinsicht. Natürlich kleidete er sich so, wie die
Propper es auch taten. Er trug enge, dunkelbraune Wildlederhosen und sein
weißes Hemd war bis fast zum Bauchnabel geöffnet. Anstelle der obligatorischen
Stiefel, die bis über die Knie reichten, trug er jedoch Cowboystiefel — und das unter der Hose, was damals ziemlich untrendy war! Hosen, selbst
Jogginghosen, wurden immer in die Stiefel gestopft! Dennoch fand ich,
dass Paolo gut aussah, auch wenn er ganz eindeutig seinen eigenen Modegeschmack
und Stil hatte. Aber Paolo war ja auch Italiener und kein Spanier. Am
verblüffendsten war jedoch seine Haarfarbe, denn Paolo war genauso
wasserstoffblond wie Corinna, auch wenn es sich bei ihm eindeutig nicht um seine Naturfarbe handelte. Außerdem trug er seine Haare für damalige
Verhältnisse extrem kurz und hatte sie auch noch so frisiert, dass sie in
kleinen, glänzenden Büscheln wie die Stacheln eines nass gewordenen Igels von
seinem Kopf standen. Was heute gängige Mode ist, war damals außergewöhnlich,
zumal es auch noch kein Wet-Look Haargel gab. Später, als Corinna und
ich dann eine Weile mit Paolo zusammenwohnten, fand ich heraus, dass er für das
Styling seiner Haare Zuckerwasser verwendete, welches er mit normaler
Haarpomade, dem so genannten Brisk mischte! Corinna stellte mich Paolo dann
vor, aber er registrierte mich kaum, denn er hatte nur Augen für Corinna! Er wollte
wissen, wie es ihr seit damals ergangen war und was sie jetzt machte und ich
entnahm seinen Fragen, dass sie sich seit damals, als Corinna noch in Blanes
lebte, wohl nicht mehr gesehen hatten.
     
    Wir waren wieder an Margarithas Theke
zurückgekehrt. Nachdem Paolo seine erste Freude über das Wiedersehen mit
Corinna verarbeitet hatte, nahm er auch mich wahr und entschuldigte sich für
das etwas unfreundliche Benehmen von vorhin. Ich war jedoch auch nicht böse,
sondern hatte ganz verwundert zugeschaut, wie vernarrt dieser große und
gutaussehende Typ doch scheinbar immer noch in Corinna war. Dann unterhielten
wir uns. Normalerweise erzählte Corinna nicht, wo sie arbeitete — was wahrscheinlich
auch ganz gut so war. Auch ich war eigentlich eher vorsichtig damit. Doch bei
Paolo war Corinna ganz ungezwungen und sie erzählte ihm sofort, dass sie nun in
Lloret lebe und wir beide zusammen in einer Bar als Barmädchen arbeiteten.
Paolo schien dies ganz OK zu finden. Er war erst heute aus Teneriffa zurückgekommen
und weil in Blanes noch alle
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