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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zurücktreten würde.
    Und so nahm sich Admiral Arals Leben neben dem von General Piotr wie ein überwältigendes Kartenblatt aus, und wo blieb da der Fähnrich Miles? Er hielt zwei Zweier und den Joker. Er mußte sicherlich entweder aufgeben oder wie verrückt bluffen …
    Die Frau aus den Bergen saß auf einem Grasbüschel, hielt einen halb verspeisten Ölkuchen in der Hand und starrte mit offenem Mund Miles in all seiner Macht und Schneidigkeit an. Als er ihren Blick auffing und erwiderte, preßte sie die Lippen aufeinander und ihre Augen funkelten. Ihr Gesichtsausdruck war nicht zu deuten –
    Ärger? Erheiterung? Verlegenheit? Schadenfreude? Eine bizarre 26
    Mischung aus all dem? Und was haben Sie sich wohl gedacht, wer ich bin, gute Frau?
    Da er in Uniform war, nahm Miles vor seinem Vater Haltung an.
    »Sir?«
    Graf Vorkosigan sprach zu der Frau. »Das ist mein Sohn. Wenn ich ihn als meine Stimme schicke, würde Sie das zufriedenstellen?«
    »Oh«, hauchte sie und verzog ihren breiten Mund zu einem
    seltsamen, wilden Grinsen, dem intensivsten Ausdruck, den Miles bisher auf ihrem Gesicht gesehen hatte, »ja, Mylord.«
    »Also gut. Dann soll es sein.«
    Was soll sein? fragte sich Miles mißtrauisch. Der Graf lehnte sich in seinem Sessel zurück und schien sehr zufrieden zu sein, aber um seine Augen herum war eine gefährliche Spannung, die darauf hindeutete, daß irgend etwas echten Zorn in ihm erregt hatte. Kein Zorn über die Frau, denn ganz deutlich bestand zwischen ihnen eine Art Übereinstimmung, und – Miles durchsuchte schnell sein Gewissen – auch kein Zorn, der ihn betraf. Er räusperte sich behutsam, reckte das Kinn und fletschte mit einem fragenden Lächeln die Zähne.
    Der Graf legte die Hände an den Fingerspitzen zusammen und sprach endlich zu Miles. »Ein außerordentlich interessanter Fall.
    Ich kann verstehen, warum du sie heraufgeschickt hast.«
    »Ach so …«, sagte Miles. In was war er da hineingeraten? Er hatte der Frau nur in einem närrischen Impuls den Weg durch die Sicherheitswache gebahnt, um Gottes willen, und damit seinen Vater beim Frühstück gestört. »Und?«, fuhr er zurückhaltend fort.
    Graf Vorkosigan hob die Augenbrauen. »Hast du es nicht gewußt?«
    »Sie hat von einem Mord gesprochen, und einer mangelnden
    Kooperation in dieser Sache bei ihren örtlichen Behörden. Ich hatte mir vorgestellt, du würdest sie zum Bezirksrichter bringen lassen.«
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    Der Graf lehnte sich noch weiter zurück und rieb sich mit der Hand nachdenklich das vernarbte Kinn. »Es ist ein Fall von Kindstötung.«
    Miles wurde es eiskalt im Bauch. Damit möchte ich nichts zu tun haben. Nun, das erklärte, warum sie trotz dieser vollen Brüste kein Baby dabei hatte. »Ungewöhnlich … daß so etwas gemeldet
    wird.«
    »Wir bekämpfen seit mehr als zwanzig Jahren die alten Sitten«, sagte der Graf. »Wir haben das Gesetz verkündet, wir haben es propagiert … In den Städten haben wir schon gute Fortschritte gemacht.«
    »In den Städten«, murmelte die Gräfin, »haben die Menschen Zugang zu Alternativen.«
    »Aber draußen auf dem Land – nun, da hat sich wenig geändert.
    Wir alle wissen, was geschieht, aber ohne eine Meldung, eine Beschwerde – und bei dem Zusammenhalt der Familien, um ihre Angehörigen zu schützen –, da ist es schwer, einen Ansatzpunkt zu finden.«
    »Was«, Miles räusperte sich und nickte der Frau zu, »was für eine Mutation hatte Ihr Baby?«
    »Einen Katzenmund«, die Frau zeigte auf ihre Oberlippe. »Sie hatte auch ein Loch im Mund und trank schlecht, sie hat sich verschluckt und geschrien, aber sie hat genug bekommen, sie war …«
    »Hasenscharte«, murmelte die Frau des Grafen, die von einem anderen Planeten stammte, halb zu sich selbst und übersetzte den barrayaranischen Ausdruck in den galaktischen Standardbegriff,
    »und einen gespaltenen Gaumen, wie es sich anhört. Harra, das ist nicht einmal eine Mutation. Das gab es schon auf der guten alten Erde. Ein … ein normaler Geburtsfehler, wenn das nicht ein Widerspruch in sich selbst ist. Keine Strafe für die Pilgerschaft eurer barrayaranischen Vorfahren durch das Feuer. Eine einfache Operation hätte das korrigieren können …« Gräfin Vorkosigan verstummte. Die Frau aus den Bergen blickte gequält drein.
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    »Ich hatte davon gehört«, sagte sie. »Mylord hat in Hassadar ein Krankenhaus bauen lassen. Ich hatte vor, sie dorthin zu bringen, sobald ich ein bißchen stärker wäre, obwohl ich kein Geld
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