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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wegen ihres sicheren Trittes und ihrer guten Manieren, nicht wegen ihrer exotischen Abstammung; sie wurden von einer schnatternden Schar Mädchen aus dem Dorf in Bewegung und bei sanftem Gemüt gehalten.
    Miles nahm seine Zügel auf, spannte ein Bein und verschob
    leicht sein Gewicht, und Ninny reagierte darauf mit einer sauberen Halbdrehung und zwei präzisen Schritten rückwärts. Nicht einmal der größte Ignorant aus der Stadt konnte den kräftigen braungrauen Wallach für ein feuriges Roß halten, aber Miles mochte ihn, wegen seiner dunklen, feuchten Augen, seiner breiten samtigen Nase, seines phlegmatischen Temperaments, das auf wildrauschende Wasserläufe und jaulende Luftwagen gleicherweise unaufgeregt reagierte, vor allem aber wegen seiner ausgezeichneten Reaktionsfähigkeit, die Ergebnis einer langen Dressur war. Hirn 33
    vor Schönheit. Schon in seiner Nähe fühlte sich Miles ruhiger, das Tier sorgte für gefühlsmäßigen Ausgleich, wie eine schnurrende Katze. Miles klopfte Ninny auf den Hals. »Wenn jemand danach fragt«, murmelte er, »dann sage ich, dein Name sei Häuptling.«
    Ninny zuckte mit einem seiner struppigen Ohren und stieß einen zischenden Seufzer aus.
    Der Großvater hatte viel mit der unwahrscheinlichen Formation zu tun, die Miles jetzt anführte. Der große Guerilla-General hatte seine Jugend in diesen Bergen zugebracht, wo er die Invasoren, die Cetagandaner, zum Stehen brachte und dann das Kriegsglück
    gegen sie wendete. Zum Endsieg hatten hitzefreie Antiflieger-Suchprojektile – zu irren Kosten von anderen Planeten eingeschmuggelt – weitaus mehr beigetragen als die Kavalleriepferde, die – Großvaters Erzählungen zufolge – seine Streitkräfte über den schlimmsten Winter jenes Krieges gebracht hatten (vor allem, weil man sie essen konnte). Aber im romantischen Rückblick war das Pferd zum Symbol jenes Kampfes geworden.
    Miles dachte, sein Vater sei übermäßig optimistisch, wenn er glaubte, Miles würde auf diese Weise vom nachwirkenden Ruhm des alten Mannes profitieren. Die Schlupfwinkel und Lager der Guerillakämpfer waren formlose Ansammlungen von Rostpilzen und Bäumen, verdammt, nicht mehr bloß Kräuter und Büsche – sie waren zuvor auf der Wegstrecke dieses Tages an einigen vorbeigeritten –, die Männer, die diesen Krieg gekämpft hatten, waren seitdem längst zum letztenmal zu Boden gegangen, genau wie Großvater. Was tat er hier? Dienst auf einem Sprungschiff wollte er tun, eine Aufgabe, die ihn hoch, hoch über all das hier hinaustragen würde. Sein Schicksal lag in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit.
    Miles’ Nachsinnen wurde durch Dr. Deas Pferd unterbrochen, das an einem Zweig, der quer über dem Pfad lag, Anstoß nahm, abrupt wie angewurzelt stehenblieb und laut schnaubte. Mit einem schwachen Aufschrei fiel Dr. Dea herunter.
    »Halten Sie die Zügel fest«, rief Miles und drängte Ninny wieder den Pfad hinab.
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    Dr. Dea wurde immer besser im Hinunterfallen, diesmal war er wenigstens mehr oder weniger auf den Füßen gelandet. Er
    grapschte nach den herabbaumelnden Zügeln, aber die Fuchsstute zuckte vor seinem Griff zurück. Dea sprang zurück, als sie sich auf der Hinterhand herumdrehte und – Freiheit witternd –wieder den Pfad hinunterstrebte, und zwar mit hocherhobenem Schweif, was in der Körpersprache der Pferde bedeutet: Du fängst mich nicht mehr ein! Wütend und rot im Gesicht, rannte Dr. Dea fluchend hinterher. Die Stute fiel in einen Kantergang.
    »Nein, nein, rennen Sie nicht hinter ihr her!«, rief Miles.
    »Wie, zum Teufel, soll ich sie einfangen, wenn ich nicht hinter ihr herrenne?«, schrie Dr. Dea. Der Weltraumchirurg war unglücklich. »Meine Instrumententasche ist auf dem verfluchten Biest!«
    »Wie glauben Sie, daß Sie sie einholen, wenn Sie rennen?«, fragte Miles. »Sie kann schneller laufen als Sie.«
    Am Ende der kleinen Kavalkade drehte Pym sein Pferd zur Seite und blockierte so den Pfad. »Warten Sie einfach, Harra«, wies Miles im Vorüberreiten die besorgte Frau aus den Bergen an.
    »Halten Sie Ihr Pferd ruhig. Nichts verleitet ein Pferd so schnell loszurennen, wie ein anderes Pferd, das rennt.«
    Die beiden anderen Reiter kamen weitaus besser zurecht. Die Frau, Harra Csurik, saß erschöpft auf ihrem Tier und erlaubte ihm, ohne Einmischung dahinzutrotten, aber zumindest ritt sie gleichmütig dahin, anstatt die Zügel wie einen Handgriff zu benutzen, was der unglückliche Dr. Dea getan hatte. Pym, der am Ende kam, war

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