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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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drei Schwestern.«
    »Hm.« Miles sah vor seinem geistigen Auge eine ganze Gruppe von riesigen, bedrohlichen Bergburschen. Er warf einen Blick auf Pym und hatte das Gefühl, für diese Aufgabe etwas wenig Leute dabeizuhaben. Er hatte am Vorabend den Graf auf diesen Faktor hingewiesen, als sie diese Expedition geplant hatten.
    »Der Dorfsprecher und seine Stellvertreter werden dich unterstützen«, hatte der Graf gesagt, »genauso wie sie es beim Bezirksrichter machen, wenn er auf der Durchreise ist.«
    »Was ist, wenn sie nicht kooperieren wollen?«, hatte Miles nervös gefragt.
    »Ein Offizier, der einmal kaiserliche Truppen kommandieren will«, hatte der Graf mit einem Funkeln im Blick gesagt, »sollte in der Lage sein herauszufinden, wie er einen Dorfhäuptling aus dem Hinterland zur Kooperation veranlassen kann.«
    Mit anderen Worten, sein Vater hatte entschieden, daß dies ein Test war, und hatte ihm keine weiteren Hinweise gegeben. Danke, Papa.
    »Sie haben keine Geschwister, Mylord?«, fragte Harra und holte ihn wieder in die Gegenwart.
    »Nein. Aber das ist sicher bekannt, sogar am Ende der Welt.«
    »Man erzählt sich eine Menge Dinge über Sie«, sagte Harra mit einem Achselzucken.
    Miles verbiß sich die morbide Frage, als hätte er eine unreife Zitrone im Mund. Er würde nicht danach fragen, er würde nicht …
    er konnte nicht anders. »Zum Beispiel was?«, brachte er über die steifen Lippen.
38
    »Jedermann weiß, daß der Sohn des Grafen ein Mutant ist.« Ihre Augen weiteten sich herausfordernd. »Manche sagen, es liegt an der Frau von einem anderen Planeten, die er geheiratet hat. Einige sagen, es kam von der Strahlung in den Kriegen, oder von einer Krankheit, die er sich bei den perversen Praktiken mit seinen Offizierskollegen in seiner Jugend zugezogen hat…«
    Letzteres war neu für Miles. Er hob die Augenbrauen.
    »… aber die meisten sagen, er wurde von seinen Feinden vergiftet.«
    »Ich bin froh, daß die meisten das Richtige sagen. Es war ein Attentat mit Soltoxin-Gas, als meine Mutter schwanger mit mir war. Aber es ist nicht …« – eine Mutation, seine Gedanken folgten den ausgefahrenen Rillen – wie oft hatte er dies schon erklärt? –, es ist teratogen, nicht genetisch, ich bin kein Mutant, kein … Was, zum Teufel, bedeutete eine feine biochemische Unterscheidung für diese unwissende Frau? Praktisch gesehen – von ihr aus gesehen – konnte er genauso gut ein Mutant sein – »… wichtig«, schloß er.
    Sie beäugte ihn von der Seite, während sie sich sanft im
    Rhythmus ihres Reittiers wiegte. »Manche sagen, daß Sie ohne Beine geboren wurden und die ganze Zeit in einem Schwebesessel in Palais Vorkosigan gelebt haben. Manche sagen, daß Sie ohne Knochen geboren wurden …«
    »… und daß ich in einem Glasbehälter im Keller aufbewahrt
    wurde, ohne Zweifel«, murmelte Miles.
    »Aber Karal sagte, er hätte Sie mit Ihrem Großvater auf dem Markt von Hassadar gesehen, und Sie wären nur kränklich und zu klein. Einige sagen, Ihr Vater habe Sie in den Militärdienst gebracht, aber andere sagen, nein, Sie hätten den Planeten verlassen und seien in die Heimat Ihrer Mutter gegangen und hätten dort Ihr Gehirn in einen Computer verwandeln lassen, und Ihr Körper schwimme in einer Flüssigkeit und würde über Schläuche ernährt …«
39
    »Ich wußte doch, daß irgendwo in dieser Geschichte ein Glasbehälter auftauchen würde«, sagte Miles mit einer Grimasse. Du hast auch gewußt, daß du es bereuen würdest, gefragt zu haben, aber du hast es trotzdem getan. Sie köderte ihn, erkannte Miles plötzlich. Wie konnte sie es wagen …? – aber an ihr war kein Spott, nur eine scharfe Wachsamkeit.
    Sie war losgezogen, ganz mutterseelenallein, um diese Mordanklage vorzubringen, ihrer Familie und den lokalen Behörden zum Trotz, allen gewohnten Sitten zum Trotz. Und was hatte der Graf ihr als Schild und Beistand gegeben, wenn sie jetzt zurückkehrte, um sich dem Zorn all ihrer Nächsten und Vertrautesten zu stellen?
    Miles. Wurde er damit fertig? Das mußte sie sich wirklich fragen.
    Oder würde er es vermasseln, klein beigeben und dann Reißaus nehmen, und es ihr überlassen, sich dem Wirbelwind von Empörung und Rache allein zu stellen?
    Er wünschte sich, er hätte sie weinend am Tor zurückgelassen.
    Das Waldland, Ergebnis vieler Generationen von Terraformung, öffnete sich plötzlich zu einem Tal voller brauner einheimischer Büsche. Mitten hindurch lief aufgrund eines Zufalls der

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