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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder
Autoren: Lois McMaster Bujold
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schauen Sie mal bei uns vorbei.«
    Und die Mutantenpiranhas könnten das fressen, was übrig
    bliebe, zweifellos. Die Vision, wie Tung seinen Lebensabend damit verbrachte, vom Deck eines Flußschiffes aus Sonnenuntergänge zu beobachten, mit einer drallen eurasischen Dame auf dem Schoß – Miles war sich sicher, daß sie drall war –, in der einen Hand einen Drink, mit der anderen Schweinefleisch a la Moo-shu spachtelnd, verlor für Miles etwas von ihrem Zauber, als er nachdachte, a) was es die Flotte kosten würde, Tungs Anteil an der Triumph zurückzukaufen, und b) welch riesiges, Tung-förmiges Loch in seiner Kommandostruktur zurückbleiben würde.
    Jetzt zu schnattern, zu hyperventilieren oder im Kreis herumzurennen wären keine nützlichen Reaktionen. Statt dessen versuchte es Miles vorsichtig mit: »Ach … sind Sie sicher, daß Sie sich nicht langweilen werden?«
    Tung hatte verdammt scharfe Augen. Er dämpfte seine Stimme
    und beantwortete die wirkliche Frage: »Ich würde nicht abhauen, wenn ich nicht glauben würde, daß Sie es schaffen. Sie sind sehr 356
    beständig geworden, mein Sohn. Machen Sie nur weiter wie bisher.« Er grinste wieder und ließ seine Fingerknöchel knacken.
    »Außerdem haben Sie einen Vorteil, über den kein anderer Söldnerführer in der Galaxis verfügt.«
    »Und der wäre?«, versetzte Miles.
    Tung dämpfte seine Stimme noch mehr. »Sie müssen keinen Profit machen.«
    Deutlicher als mit diesen Worten und seinem sarkastischen
    Grinsen würde der schlaue Tung wohl nicht mehr durchblicken lassen, daß er sich längst zusammengereimt hatte, wer ihr wirklicher Auftraggeber war. Er salutierte und ging seines Weges.
    Miles schluckte und wandte sich Elli zu. »Na gut … in einer halben Stunde machen wir ein Meeting der nachrichtendienstlichen Abteilung. Ruf alle zusammen. Wir werden unsere Kundschafter so schnell wie möglich losschicken. Idealerweise werden wir ein Team in die feindliche Organisation eingeschleust haben, bevor wir am Schauplatz eintreffen.«
    Miles hielt inne, als ihm bewußt wurde, daß er gerade der listigsten Kundschafterin seiner Flotte ins Gesicht schaute. Elli war am besten in personenbezogenen Situationen, im Gegensatz zu terrainbezogenen Situationen, die nach dem Talent eines gewissen Leutnants Christof verlangten. Elli vorauszuschicken, außer Reichweite, in Gefahr hinein – Nein, nein! – war von bezwingender Logik. Quinns beste offensive Talente wurden beim Einsatz als Leibwächterin großenteils vergeudet; nur ein Zufall der Geschichte und der Sicherheit bannte sie so oft in diese defensive Aufgabe. Miles zwang seine Lippen, sich weiterzubewegen, als hätte ihn die Unlogik nie in Versuchung geführt.
    »Sie sind Söldner; einige von uns sollten einfach bei ihnen anheuern können. Wenn wir jemanden finden, der die niedrige, kriminell-psychotische Mentalität dieser Piraten überzeugend simulieren kann …«
    Gefreiter Danio kam im Korridor vorbei und blieb stehen, um zu salutieren. »Danke, daß Sie uns auf Kaution rausgeholt haben, 357
    Sir. Ich … hatte das wirklich nicht erwartet. Sie werden es nicht bereuen, das schwöre ich.«
    Miles und Elli schauten einander an, während er weitertrottete.
    »Der gehört ganz dir«, sagte Miles.
    »In Ordnung«, sagte Quinn. »Und als nächstes?«
    »Sag Thorne, er soll aus dem Kommunikationsnetz der Erde
    alles über diesen Entführungsfall herausholen, bevor wir den Lokalraum verlassen. Vielleicht gibt es da ein paar ungewöhnliche Aspekte, die dem Kaiserlichen Hauptquartier nicht ersichtlich waren.« Er klopfte auf die Datendiskette in seiner Jackentasche und seufzte. Dann konzentrierte er sich auf die Aufgabe, die vor ihnen lag. »Zumindest sollte das diesmal einfacher sein, als unser Urlaub auf der Erde«, sagte er voller Hoffnung. »Eine rein militärische Operation, keine Verwandten, keine Politik, keine Hochfinanz. Da gibt es klipp und klar nur die Guten und die Bösen.«
    »Großartig«, sagte Quinn, »und wer sind wir?«
    Über die Antwort auf diese Frage dachte Miles immer noch
    nach, als die Flotte den Orbit verließ.
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