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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt
Autoren: Frank Charles
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bald einschläfst, dann kommt es überhaupt nicht. Mach die Augen zu und halte den Mund.«
    Andy schwieg. Er war wirklich sehr, sehr müde und schlief ein.
    »Na also«, sagte Bernie und drehte sich leise um. Er rannte direkt gegen den Rahmen der Türe.
    Er schrie auf.
    Und Andy war wieder wach.

    Andy strahlte: »Das Christkindchen ist also gekommen?« Er saß auf dem Boden, umgeben von zahlreichen geheimnisvollen Päckchen, die er möglichst alle auf einmal öffnen wollte. »Habt ihr das Christkind gesehen?« fragte er.
    Adele lächelte. »Natürlich haben wir das. Daddy ist mit ihm aufs Dach gestiegen, um ihm den richtigen Schornstein zu zeigen.«
    Dankbar meinte Andy: »Netter Daddy.« Er schaute seinen Vater im Tageslicht noch einmal genau an. »Warum hat Daddy ein blaues Auge?« erkundigte er sich interessiert.
    Schnell antwortete Adele: »Er ist von dem Pferd an Christkindchens Wagen getreten worden!«
    »Mein Gott«, rief Andy mit weitaufgerissenen Augen. »Ich wünschte, das hätte ich miterlebt. Tritt das Pferd ihn nächstes Jahr wieder, Mammi?«
    Bernie bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen.
    »Kinder!« wehklagte er. »Warum haben wir nur Kinder?«
    Am letzten Tag des Jahres traf unerwartet Besuch im Haus Seeblick ein. Als Bernie die Haustür öffnete, stand ein junger Mann mit Brille vor ihm.
    Freundlich sagte Bernie: »Kommen Sie herein, mein lieber Richard. Rein mit Ihnen, nichts wie ’rein!«
    Richard kam herein und ließ sich in dem Lehnstuhl neben dem Kaminfeuer nieder. Dankbar nahm er von Adele eine Tasse Kaffee entgegen, bevor er auf den Zweck seines Besuches zu sprechen kam.
    Er fragte: »Wann erwarten Sie Colette zurück?«
    Adele sah ihn scharf an. »Sie schrieb uns zu Weihnachten. Sie hofft, im Februar für ein paar Tage herüberzukommen. Zwischen den Zeilen konnte man herauslesen, daß in St. Rocque nicht alles so glatt zu gehen scheint. Sie möchte mal was anderes sehen.«
    Adele erwähnte nicht, daß Michael Redfern in Amerika in Sicherheit war und an einem neuen Film arbeitete.
    Richard fragte: »Würden Sie mich wissen lassen, wenn sie kommt und wann das Fährschiff in Dover ankommt? Da Sie eine Art von Schutzengel für sie in England sind, möchte ich Sie um Erlaubnis bitten, Colette dort abholen zu dürfen.«
    Adele fragte ruhig: »Wäre das besonders klug?«
    Richard antwortete abrupt: »Wahrscheinlich nicht. Aber so oder so - ich muß das einfach wissen.«
    »Glauben Sie nicht, daß Sie darüber wegkommen, wenn Sie sich etwas Zeit lassen?« erkundigte sich Adele.
    »O doch. Wenn man sich die Zeit nimmt, kommt man schließlich über alles hinweg. Wenn ihre Antwort ein Nein sein würde, müßte ich mich damit abfinden. Aber ich muß wissen, wie diese Antwort ausfällt. Ungewißheit kann ich nicht ertragen.«
    »Nehmen wir an, die Antwort würde ja lauten«, fragte Adele besorgt und unruhig, denn sie hatte nicht das Gefühl, Colette sei die richtige Frau für einen Mann wie Richard. »Sind Sie ehrlich davon überzeugt, das wäre gut?«
    Richard antwortete: »Offen gestanden ist mir das ganz gleich. Sie sind der Meinung, das Mädchen sei blöde, nicht wahr? Sie verletzt, irritiert und ärgert Sie. Ich bin da ganz anderer Meinung. Ich mag sie so, wie sie ist, während Sie dauernd versuchen, etwas aus ihr zu machen, was sie nicht ist. Sie ist der Mensch, den ich brauche. Wir werden nicht immer einer Meinung sein, aber warum sollten wir auch? Sind Sie ständig mit Bernie einer Meinung?« Er hielt kurz inne. »Kennen Sie ein Lied mit dem Titel >Danke für die Erinnerungen^ Ein altes Lied. Bob Hope sang es einmal.«
    »Ja, das Lied kenne ich«, erwiderte Adele.
    »Genau das bedeutet Colette mir«, sagte Richard. »Sie mag einem Mann Kopfschmerzen bereiten, aber sie wird niemals langweilig sein.«
    Adele schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    Resignierend sagte sie: »Sie müssen doch verrückt sein. Aber gehen Sie mit Gott - und viel Glück!«

    Die Kanalfähre verließ stampfend den Hafen von Calais und nahm Kurs auf die graue, unfreundliche See. Die Decks waren verlassen, denn der Wind blies eisig und messerscharf. Selbst die abgehärtetsten Passagiere suchten Schutz in der Wärme der unteren Decks.
    Hier unten hingen Rauchschwaden in der Luft, und es roch aus der Barecke nach verschüttetem Bier. Eine Horde ausgelassener junger Leute hatte sich dort versammelt, und die Fähre war noch keine halbe Stunde unterwegs, als der Boden bereits mit Zigarettenresten übersät war, die in den
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