Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
detaillierten Schilderung der Varianten in Leonard
Reids Liebesleben? Das würde Ihnen bestimmt ein paar Schocks versetzen.«
    »Ein andermal«, sagte ich. »Ich
werde meine Enzyklopädie der Pornographie mitbringen. Sie besteht aus
dreiundzwanzig Bänden und ist ausgiebig mit Farbdrucken geschmückt.«
    »Ich werde meinen nächsten
Kater Rickiekins nennen«, sagte er in abweisendem
Ton. »Und um sicher zu sein, daß der Name seinem Träger entspricht, werde ich
ihn sofort kastrieren lassen, damit er ein langweiliges, unerschütterliches
Gemüt bekommt.«
    »Leonard, der Liebenswerte!«
Ich grinste ihn an. »Wissen Sie was? Sie haben etwas Kindliches an sich, das
fast reizvoll ist. Im Haus drinnen konnten Sie mich nicht beleidigen, weil ich
Ihnen einen Gefallen tun sollte; und der Zwang zur Höflichkeit hat Sie fast um
Ihren winzigen Mongolenverstand gebracht. Dann fiel Ihnen ein, daß Sie
zumindest eine Chance hätten, mir einen Dorn ins Fleisch zu treiben, indem Sie
mir diesen Quatsch mit Zoe Parnell auftischten, die Sie angeblich verprügelt
haben — in der Hoffnung, mir damit ein Trauma einzureden, so daß ich nun
darüber nachgrübeln muß, ob Sie nicht wirklich eine Art Ungeheuer sind.
Stimmt’s?«
    Sein Gesicht verzog sich zu
einer großartig verachtungsvollen Grimasse. »Ich speie auf euch
Amateurpsychologen. Trotzdem«, und er grinste plötzlich, »habe ich Ihnen soeben
einen guten Rat gegeben, mein Lieber. Bevor Sie daran denken, mit der süßen
kleinen Zoe ins Bett zu hüpfen, vergessen Sie nicht, Ihre Reitpeitsche und die
Schaftstiefel mitzunehmen. Sie liebt das!«
    Er winkte mir mit drei Fingern
seiner Rechten ein freundliches Lebewohl zu und ging dann wieder zum Haus
zurück. Das letzte, was ich hörte, als der Wagen die Zufahrt hinunterrollte,
war sein stierähnliches Gebrüll, das den Frieden der exklusiven Nachbarschaft
erschütterte.
    »Du ungezogener Rapiekins ! Schon wieder hast du mit der armen kleinen Nymphiekins im Gebüsch Kätzchen gemacht!«
     
     
     

ZWEITES KAPITEL
     
    V or mir lag nichts außer einer
einsamen Nacht, und so überlegte ich, daß ein Besuch bei Clive Jordan in jedem
Fall interessanter sei, als zu Hause vor dem Fernsehapparat zu sitzen. Die
Adresse, die ich von Leonard erhalten hatte, war die des oberen Teils eines
ziemlich heruntergekommenen Doppelhauses in West Hollywood, eines häßlichen
Betonkastens, an dem der Verputz von den Wänden blätterte und der eine solche
Atmosphäre von Trostlosigkeit ausstrahlte, wie sie nur nach zwanzig Jahren
konsequenter Vernachlässigung zustande kommen kann. Eine Treppe mit einem
rechtwinkligen Absatz auf halber Höhe führte zur Wohnungstür hinauf. Der Summer
gab drinnen einen quakenden Ton von sich, und der harsche Laut paßte
ausgezeichnet zu allem übrigen.
    Eine stürmisch aussehende
Blondine riß plötzlich die Tür weit auf und starrte mich mit eisigen blauen
Augen an. Ihr whiskyfarbenes Haar, zu einer Art schlampiger Pyramide auf dem
Kopf aufgetürmt, war in schneller Auflösung begriffen, und ihre vollen Lippen
waren schmollend und ungeduldig zusammengepreßt. Sie trug eine Weste mit
dunkelblauen und weißen Nadelstreifen, welche die runden gebräunten Arme völlig
frei ließ. Die beiden mit Messingknöpfen versehenen Taschen vorn verbargen in
keiner Weise die prachtvolle Wölbung ihrer kräftigen Brüste. Eine weiße
Cordhose schmiegte sich eng um die Rundung ihrer wohlgepolsterten Hüften und
betonte die schlanke Eleganz ihrer langen Beine. Der Gesamteindruck reichte
aus, um ein ganzes Wohnheim alter Dassel in einen Verein unchristlicher junger Männer
zu verwandeln.
    »Der Kuckuck soll Sie holen!«
sagte sie kalt. »Sie haben mich eben um meine gesamte Konzentration gebracht.
Jetzt wird es mindestens eine halbe Stunde brauchen, bis ich wieder soweit
bin.«
    »Sie müssen die berühmte
Schriftstellerin Zoe Parnell sein«, sagte ich in respektvollem Ton.
    »Ich bin die unbekannte und
unveröffentlichte Schriftstellerin Zoe Parnell.« Ein schwacher Schimmer von
Neugier tauchte in ihren Augen auf. »Wer, zum Teufel, sind Sie denn?«
    »Rick Holman. Ich wollte Clive
Jordan aufsuchen.«
    »Er wohnt nicht mehr hier. Er
ist vor vier Tagen ausgezogen. Ich weiß auch nicht, wohin er sich verdrückt
hat.«
    »Schade!« Ich lächelte sie an.
»Aber wenn wir uns nun schon kennengelernt haben, könnten wir uns vielleicht
ein bißchen über einen gemeinsamen Freund — Leonard Reid — unterhalten.«
    Ihre Unterlippe rollte sich
nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher