Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
außen. »Was sind Sie eigentlich? Ein von Leonard angeheuerter
professioneller Raufbold?«
    »Professionell in gewisser
Weise, aber kein Raufbold«, sagte ich. »Können wir nicht in der Wohnung darüber
sprechen?«
    Sie überlegte einen Augenblick
und nickte dann. »Na gut! Aber wenn Sie mit irgendwelchen Gewaltmethoden
anfangen, schreie ich mir die Lunge aus dem Leib.«
    Ich folgte dem elastischen
Wippen ihres gerundeten Hinterteils, liebevoll umschmiegt von der engen weißen
Cordhose, in ein Wohnzimmer, in dem niemals jemand aus freiem Willen wohnen
konnte. Zwei lustlos haarende kleine Teppiche lagen auf dem Boden. Es gab eine
verloren aussehende durchgesessene Couch, einen Sessel, an dem eine Armlehne
fehlte, und in der Mitte des Raumes einen kleinen Tisch und einen Stuhl. Die
Tischplatte war mit Papieren vollgepackt, die ein achtlos aufgestapeltes
Bollwerk um die kleine Reiseschreibmaschine bildeten. Zoe Parnell lehnte sich
mit der Hüfte gegen die Tischkante, schlug die Arme unter dem üppigen Busen
übereinander und starrte mich scharf und zugleich nachdenklich an.
    »Also, heraus mit der Sprache«,
sagte sie energisch.
    »Clive Jordan verbreitet
häßliche und unwahre Geschichten über Leonard«, sagte ich. »Leonard hat mich
beauftragt, zu versuchen, ihn davon abzuhalten, was bedeutet, daß ich zuerst
wissen muß, warum er das tut.«
    »Ganz einfach. Weil die
Geschichten wahr sind.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie
wissen, daß sie wahr sind, oder verlassen Sie sich da nur auf Jordans Wort?«
    »Hat Ihnen Leonard von mir
erzählt?« fragte sie.
    »Ja. Sie haben bei ihm gewohnt.
Die Idee, Jordan als Gast in Reids Haus einzuladen, stamme von Ihnen. Und als
er ging, seien Sie mit ihm gegangen.«
    »Leonard ist ein pathologischer
Lügner«, sagte sie gleichmütig. »Er fing an, wegen seiner Reputation ein
bißchen nervös zu werden, und so lud er mich ein, bei ihm zu wohnen — als
Aushängeschild. Verstehen Sie? Er hoffte, jedermann würde annehmen, wir beide
hätten was miteinander; während Clive der einzige war, für den er sich
interessierte. Ich ging darauf ein, weil ich versuche, als Schriftstellerin
hochzukommen, und das ist verdammt schwer, kann ich Ihnen sagen! Ein paar
Monate Luxusdasein in dem Haus dort, ohne mich um Geld kümmern zu müssen, war
eine sehr reizvolle Vorstellung. Die Sache wurde wesentlich weniger reizvoll,
als ich sah, was mit Clive geschah. Als er dann schließlich den Mumm
aufbrachte, wegzurennen, und mich bat, ihm dabei das Händchen zu halten, rannte
ich mit ihm fort.«
    »Was ist denn Clive nun
passiert?«
    Sie zuckte unruhig die
Schultern. »Es ist unmöglich, zu erklären, was Leonard Reid einem Menschen
antut. Man muß im selben Haus mit ihm leben und es selber mit ansehen. Es ist
irgendein gespenstischer krankhafter Trieb in ihm. Vielleicht liegt es an einem
verkorksten Ego. Es reizt ihn maßlos, andere Leute zu vernichten. Er ruht und
rastet nicht, bis er einen Menschen völlig besitzt, bis dieser sich in
absoluter Abhängigkeit von ihm befindet. Ich sah, wie das bei Clive geschah,
und konnte es nicht verhindern, aber im letzten Augenblick erwachte in ihm noch
ein letzter Funken von Selbsterhaltungstrieb, und er bat mich, ihm zur Flucht
zu verhelfen.«
    »Demnach muß Leonard Reid alle
Hände voll zu tun haben«, sagte ich leichthin. »Glauben Sie, daß er sich immer
so verhält, oder war Clive eine Ausnahme?«
    »Vielleicht haben Sie nie was
von Lester Anderson gehört?« sagte sie scharf,
    »Von dem Lester Anderson, der
sich vor ein paar Wochen umgebracht hat?«
    »Wissen Sie, warum er sich
umgebracht hat? Weil er den Tod dem Spinnennetz vorzog, das Reid um ihn herum
gewoben hatte! Clive hatte Glück, er entkam gerade noch rechtzeitig.«
    »Das alles klingt wie ein
grandioser, wenn auch kaum origineller Vorwurf für einen Roman«, sagte ich.
»Arbeiten Sie vielleicht zufällig gerade daran?«
    Ihre Augen funkelten kurz auf,
dann zuckte sie erneut die Schultern. »Sie werden dafür bezahlt, daß Sie mir
nicht glauben. Warum vergeuden Sie also sowohl Ihre als auch meine Zeit, Holman?
Scheren Sie sich doch zum Teufel!«
    »Leonard hat gesagt, es handle
sich um eine ganze Reihe übelster Verleumdungen.« Ich zuckte meinerseits die
Schultern, um ihr nicht nachzustehen. »Er möchte, daß ich herausfinde, warum
Jordan sich solche Mühe gibt, sie zu verbreiten. Wenn ich glauben würde, es
handle sich um eine Reihe übelster Wahrheiten, würde ich die Finger davon
lassen. Ich bin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher