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Voodoo Holmes Stories

Voodoo Holmes Stories

Titel: Voodoo Holmes Stories
Autoren: Berndt Rieger
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er bei politischen Entscheidungen als Zauderer bekannt war, hatte dieser keinen Abbruch getan, und dass er an diesem Morgen eine bunte Runde um sich versammelt hatte, die sich in kürzester Zeit gegenseitig an die Gurgel springen würden, war wohl auch kein Zufall. Divide et impera, nannten es die Römer: Wer einen Keil zwischen seine Gegner treibt, bleibt Herrscher.
    Es waren da von Seiten des Ministeriums zwei hochrangige Mitarbeiter, darunter der de facto Chef von Scotland Yard, Commissioner Tattenborough. Dann Lestrade und Maddox, als die mit dem Fall unmittelbar betrauten Exekutivbeamten. Und zuletzt mein Bruder Sherlock, Dr. Watson und ich. Wir waren der Keil des Innenministers, denn er hatte Sherlock, einen Vertrauten aus früheren Jahren, bewusst als „unabhängigen Beobachter“ bewusst zu diesem Treffen eingeladen. Vertraute er meinem Bruder die Lösung eines Polizeifalls an? Ein klar erteilter Auftrag dazu erfolgte nie. Und doch hatte die Anwesenheit des Meisterdetektivs bereits seinen Zweck erfüllt. Alle betrachteten einander misstrauisch, während Lestrade im sachlichen Tonfall die Fakten vortrug.
    „Es ist im Grunde genommen eine einfache Sache. Margaret Keen, 23 Jahre alt, zugezogen aus Leeds, seit letztem Sommer wohnhaft in der Camden Road 53, ein Mietshaus. Sie wurde in der Nacht auf den 19. Januar gegen 1 Uhr morgens, von ihrer Freundin Trisha Huntington, 29 Jahre, erdrosselt aufgefunden. Die Leiche war noch warm. Die Frauen waren beide Krankenschwestern von St. Mary’s, und als Miss Keen nicht zum Schichtwechsel erschienen war, lief Ms. Huntington in die Camden Road, um nach ihr zu sehen. Die Frauen bewohnten das gleiche Zimmer im Hinterhof, unter dem Dach, im 6. Stock. Miss Huntington begegnete vor dem Hinterhaus, im Hof, einem jungen Mann, der ihr die Tür aufhielt und Na Süße? Sagte. In diesem Hinterhaus wohnt sonst niemand, auf den Miss Huntingtons Beschreibung zutrifft. Dieser Mann wurde vor zwei Tagen zweifelsfrei in einer Gegenüberstellung im Yard identifiziert. Es handelt sich dabei um Jeffrey Neeling, 28 Jahre, wohnhaft Stockton Road 117, London.“
    „Mein Neffe, ich weiß“, sagte Sir Henry mit einem Ächzen. „Inspektor, sagen Sie uns bitte noch etwas über den Mann, den Sie vorübergehend festgenommen hatten. Den ursprünglichen Tatverdächtigen.“
    „Paul Brekker, 37 Jahre alt, wohnhaft Camden Road 55, im 3. Stock. Es ist das Nebenhaus zum Tatort. Mr. Brekker war seit dem 19. Januar abgängig und wurde fünf Tage später von einem Schutzmann in Wilmington erkannt und vor dem Haus seiner Mutter festgenommen. In seinem Besitz befand sich eine Perlenkette, die von Miss Keens Mutter als jene Kette identifiziert wurde, die sie einstmals von ihrer Patin zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Der Verschlussmechanismus ist recht charakteristisch“, fügte Lestrade aus seinen Notizen aufblickend hinzu. „Es ist Mrs. Keen Kette. Sie lebt als Witwe in Leeds. Mr. Brekker und Miss Keen waren nach Aussage der Nachbarn ein Paar.“
    „Was sagt dazu Miss Huntington? Als Zimmergenossin der Toten wird sie dazu doch am Besten Auskunft geben können?“ fragte Sir Henry, und ich hatte den Eindruck, er würde ein Stichwort geben.
    Lestrade lächelte. „Sie behauptet, Mr. Brekker noch nie gesehen zu haben. Das ist wenig glaubwürdig, da er in der unmittelbaren Nachbarschaft lebte und wohl öfters bei Miss Keen zu Besuch war. Er muss der Mann gewesen sein, der in jener Nacht aus dem haus der toten kam. Und deshalb ist er unser Tatverdächtiger und die Aussage Miss Huntingtons bei der Gegenüberstellung schlichtweg unglaubwürdig.“
    „Und mein Neffe somit aus dem Schneider“, meinte Sir Henry. „Zumindest scheint es so, nicht wahr, Gentlemen?“
    Eine kleine Pause entstand. Dann räusperte sich der Commissioner. „Bei allem gebührenden Respekt, Sir, ohne entsprechende Fakten können wir die emphatische Aussage einer Zeugin nicht vom Tisch wischen. Miss Huntington ist unbescholten und hat ganz klar Mr. Neeling identifiziert. Dieser befand sich zum mutmaßlichen Zeitpunkt der Tat, zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens weder zuhause, noch war er in der Backstube, in der er sonst zu diesem Zeitpunkt aushilft. Er begann dort seinen Dienst etwas später, um zwei Uhr morgens. Nach Mitteilung seiner Mutter hatte er das Haus aber bereits um zweiundzwanzig Uhr verlassen. Er kann uns nicht mitteilen, wo er sich befand und nannte uns auch kein Alibi. Er sei einfach die ganze Zeit herumgegangen,
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