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Voodoo Holmes Stories

Voodoo Holmes Stories

Titel: Voodoo Holmes Stories
Autoren: Berndt Rieger
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sie?“
    „Effektiv war es wohl so.“
    „Ein Mann, auf den die Beschreibung von Mr. Neeling passt, und den die Prostituierte zweifelsfrei zu erkennen glaubt, würde eine Frau?“
    Der Commissioner schaute sich sichtlich erregt im Raum um. „Herrschaftszeiten, das reicht doch aus, ihn anzuklagen, oder nicht? Und das wirt doch ein ganz anderes Licht auf die Sache mit der Toten aus der Camden Road.“
    Lestrade hüstelte: „Es ist nicht so einfach, Sir. Die betroffene Lebedame hat sich schon mehrmals des Meineids schuldig gemacht. Und dann die Aussage einer Berufskollegin, sie habe die Würgemale am Hals bei der Auseinandersetzung mit ihrem Zuhälter davongetragen.“
    „Gut. Verstehe.“
    Wieder senkte sich Stille über den Raum. Da öffnete sich die Schiebetür und die Frau des Innenministers fragte lächelnd: „Will noch jemand Tee?“
     
    *
     
    Auf dem Rückweg in die Baker Street merkte ich, dass mein Bruder sichtlich mitgenommen war. Es war überhaupt ein scheußlicher Tag mit Nebel, Regen und dem Gestank von Eisen und Kot auf den Strassen, der für London so typisch ist. Hinzu trat nun noch die Bedrücktheit, die sich im Fond der Droschke ausgebreitet hatte. Gerade in unserer sittenstrengen Zeit, in der das Ansehen des Empires mit dem vorbildlichen Lebenswandel seiner Repräsentanten verknüpft wird, konnte es schwere Auswirkungen für meinen Bruder haben, wenn man in ihm nicht mehr den genialen Spürhund, sondern den Morphinisten sah, der nicht mehr an Kriminalfälle, sondern nur noch an die nächste Injektion dachte. All das hatte er Dr. Watson zu verdanken (der sich übrigens später rächen würde, als er nach seiner Verstoßung Sherlocks Tods in einer absurden Geschichte schilderte, in der er ihn die Reichenbachfälle hinabstürzen ließ – ein gefallenes Idol, das ihm nach dem Scheitern seiner Arztpraxis zu kurzlebigem literarischem Ruhm verholfen hatte). Es war dann eigentlich nur ein kurzes Gespräch zwischen den beiden unter vier Augen notwendig, und Mrs. Hudson packte die Sachen des guten Arztes, der noch am gleichen Abend die Zugreise nach Dover antrat, m die nächsten Jahre in der Schweiz zu verbringen.
    Nach dieser Aussprache wurde ich in den Salon gerufen, wo ich neben dem Schreibtisch ein kleines Köfferchen sehen sah. Sherlock hatte geschrieben und erhob sich nun, um mir einen Umschlag in die Hand zu drücken. „Hier sind meine Instruktionen für die nächsten Wochen“, sagte er, „nebst Haushaltsgeld für Mrs. Hudson und ein ausreichender Betrag für Spesen.“
    Ich legte das Kuvert auf den Tisch, ließ mich in einen der Sessel fallen und rief, mich im Raum umsehend: „Splendid! Dann gehört das alles jetzt also mir!“
    „Langsam, Vood“, mahnte er, und als er sich setzte, merkte ich, dass der Moment für Scherze schlecht gewählt war. Wir schwiegen eine Weile, und ich starrte missmutig vor mich hin, als er fortfuhr: „Du solltest es nicht mehr zulassen, dass man dich Master Holmes nennt. Dafür bist du einfach zu alt. Mit der Bezeichnung Master versucht man doch, dich in die Rolle meines Gehilfen zu drängen, und das bist du längst nicht mehr.“
    „Das heißt, ich bin gefeuert?“ versuchte ich zu scherzen.
    „Nein.“
    „Ich meine nur, du schickst den Arzt in die Wüste, morgen kommt Mrs. Hudson dran und wir müssen hier selber den Boden aufwischen.“
    „Ich werde mich morgen im Krankenhaus Ihrer Majestät in ärztliche Betreuung begeben, Vood. Es ist zu stark für mich, und wenn ich Hoffnung haben will, die Sache zu überleben und eines Tages wieder zu arbeiten, dann ist dieser Schritt notwendig.“
    Es kostete Sherlock sichtlich Mühe, das zu sagen. Er sagte es, als würde er es nicht meinen, aber es war eine dieser Situationen, in denen man spürt, dass eine Wegmarke gesetzt wurde. Von nun an würde nichts sein, wie es gewesen war.
    „Und Sir Henry?“ fragte ich.
    Er machte eine abschätzige Bewegung.
    „Es würde mich trotzdem interessieren, wie du die Sache siehst“, bat ich ihn.
    Sherlock sah mich aus unergründlichen Augen an. „Wie siehst du sie denn?“ fragte er zurück.
    „Nun, ich meine, es sind zwei Fälle. Eines: Der Mord an der Krankenschwester. Hier geht es um die Frage, wer macht so was? Wie kommt es zustande? Dann als zweites der Fall Jeffrey. Warum hält man ihn für einen Schuldigen? Um das herauszufinden, müsste man mehr über ihn erfahren, oder über die drei Zeugen, die ihn zu erkennen glaubten.“
    Sherlock nickte. „In beiden Fällen
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