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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition)
Autoren: Kody Keplinger
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nahm ich die Fernsehzeitung, die auf dem Couchtisch lag, und blätterte darin herum. Auf einer Seite klebte ein gelber Post-it-Zettel, mit dem Dad für kommenden Sonntag einen Familienbande -Marathon markiert hatte. Lächelnd zog ich einen Stift aus meiner Tasche und schrieb »Ich mache Popcorn« auf das Post-it. Dad würde es sehen, wenn er von seinem AA-Meeting nach Hause kam.
    Als ich die Zeitung auf den Tisch zurücklegte, klingelte es. So schnell die Keilabsätze es zuließen, stand ich auf und lief zur Tür, wo ich erwartete, von einem strahlenden Toby-Lächeln begrüßt zu werden, das ich nicht verdient hatte. Aber das Lächeln, das vor mir aufblitzte, war zwar strahlend, gehörte jedoch jemand ganz anderem.
    »Mom?«, quiekte ich wie das Dummchen in einer Soap Opera, das gerade erfahren hat, dass ihre böse Stiefschwester doch noch lebt oder so etwas. Ich räusperte mich verlegen und fragte: »Was machst du denn hier? Ich dachte, du wärst in Tennessee.«
    »War ich auch, aber ich hatte Sehnsucht nach dir«, sagte Mom und neigte in perfekter Filmstar-Manier den Kopf. Ihre goldblonden Haare waren zu einem eleganten Nackenknoten geschlungen und sie trug ein rot-schwarzes, knielanges Kleid. Typisch Mom.
    »Aber das sind doch, keine Ahnung, mindestens sieben Stunden Fahrt«, sagte ich.
    »Siebeneinhalb bei dichtem Verkehr.« Sie seufzte dramatisch. »Also … willst du mich nun reinlassen oder nicht?« Daran, wie sie den Riemen ihrer Handtasche knetete, merkte ich, dass sie nervös war, wieder hier, in ihrem alten Zuhause, zu sein.
    »Oh … äh, natürlich.« Ich trat einen Schritt zur Seite. »Komm rein. Sorry, aber Dad ist nicht da …«
    »Ich weiß.« Sie sah sich angespannt im Wohnzimmer um, ließ den Blick langsam über all die Möbel und Gegenstände wandern, die auch einmal ihr gehört hatten, als sei sie nicht sicher, ob sie überhaupt noch hier sein durfte. »Er hat mir erzählt, dass er freitags immer sein AA-Meeting hat.«
    »Ihr habt geredet?« Das war neu für mich. Soweit ich wusste, hatten meine Eltern den Kontakt vermieden, seit Mom endgültig gegangen war.
    »Wir haben zweimal telefoniert.« Sie sah mich an, und in ihren Augen lag ein trauriger, fragender Ausdruck, der mir in der Seele wehtat. »Bianca, Schatz … Warum hast du mir nicht gesagt, dass er wieder trinkt?«
    Ich trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Ich weiß nicht …«, murmelte ich. »Wahrscheinlich hab ich einfach gehofft, dass es bald wieder vorbeigeht. Ich wollte dich nicht unnötig belasten.«
    »Das verstehe ich, Bianca, aber das ist eine sehr ernste Angelegenheit«, antwortete sie. »Das ist dir mittlerweile hoffentlich klar. Wenn es je wieder passiert, darfst du es nicht für dich behalten, hörst du? Du musst dann sofort mit mir darüber sprechen.«
    Ich nickte.
    »Gut.« Sie seufzte und sah unglaublich erleichtert aus. »Aber deshalb bin ich nicht hier.«
    »Sondern?«
    »Weil dein Dad mir noch etwas anderes erzählt hat«, sagte sie zwinkernd. »Über einen Jungen namens Toby Tucker.«
    »Du bist siebeneinhalb Stunden gefahren, weil ich ein Date habe?«
    »Ich habe noch andere Gründe, hier zu sein«, sagte sie. »Aber das ist der wichtigste. Dann stimmt es also, dass du einen Freund hast?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Glaub schon.«
    »Erzähl mir von ihm«, drängte Mom und setzte sich auf die Couch. »Wie ist er so?«
    »Nett«, sagte ich. »Wie geht’s Grandpa?«
    Ihre Augen verengten sich misstrauisch. »Gut. Was ist los? Du nimmst doch die Pille, oder?«
    »Großer Gott, Mom. Ja!«, stöhnte ich. »Das ist nicht das Problem.«
    »Gott sei Dank. Ich bin noch zu jung, um Großmutter zu werden.«
    Ich dachte an Vikki und konnte ihr nur zustimmen.
    »Was ist dann das Problem?« Sie ließ nicht locker. »Ich bin hier, weil ich gehört habe, dass du heute Abend ein romantisches Date hast. Das ist immer ein ganz besonderer Moment im Leben einer Mutter. Aber falls ihr irgendwelche Probleme habt, kann ich auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und ein paar mütterliche Ratschläge loswerden. Macht die lange Reisezeit wieder wett.«
    »Na vielen Dank auch«, brummte ich.
    »Ach, Liebes. Das war doch bloß ein Scherz. Was ist los? Stimmt mit dem Jungen irgendetwas nicht?«
    »Nein. Er ist absolut perfekt. Er ist intelligent und nett und passt total gut zu mir. Aber … aber da gibt es noch einen anderen Jungen.« Ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich bin bloß etwas durcheinander und hatte bis
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