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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition)
Autoren: Kody Keplinger
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zur Tür.
    »Bis dann«, antwortete ich, und dann sagte ich, ohne dass ich es eigentlich vorgehabt hatte: »Ach, und, Vikki … Es tut mir total leid, wie die Leute über dich reden. Das ist wirklich ätzend. Denk einfach immer dran, dass es egal ist, was sie sagen.« Wieder dachte ich an Wesley und was er in seinem Zimmer zu mir gesagt hatte. »Jeder, der über dich herzieht, versucht damit bloß, von seinen eigenen Schwächen abzulenken. Wir haben alle schon mal irgendwas vermasselt. Du bist nicht die Einzige.«
    Vikki wirkte überrascht. »Danke«, sagte sie. Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders und verließ ohne ein weiteres Wort die Toilette.
    Vielleicht würde Vikki noch heute Abend ausgehen und mit dem nächsten Typen ins Bett steigen. Vielleicht hatte sie nichts aus ihrer Erfahrung gelernt. Oder sie würde ihr Verhalten komplett ändern – oder zumindest vorsichtiger sein. Ich würde es wahrscheinlich nie erfahren. Es war ihre Entscheidung. Ihr Leben. Und ich hatte kein Recht, darüber zu urteilen.
    Weder über sie noch über sonst jemanden.
    Und als ich mich mit fünfminütiger Verspätung zum Englischkurs aufmachte, schwor ich mir, dass ich es mir zweimal überlegen würde, bevor ich Vikki – oder irgendjemand anderen – noch einmal eine Schlampe nennen würde.
    Weil sie wie ich war.
    Wie wir alle.
    Wir alle waren manchmal Schlampen oder Flittchen oder Zicken oder DUFF s.
    Ich war eine DUFF . Und das war etwas Gutes. Denn ein Mädchen, das sich nicht wenigstens ab und zu wie eine DUFF fühlte, hatte mit ziemlicher Sicherheit keine Freundinnen. Jedes Mädchen fühlt sich von Zeit zu Zeit unattraktiv. Wieso hatte ich so lange dafür gebraucht, das herauszufinden? Warum hatte ich mich so lange von diesem Wort fertigmachen lassen, wenn die Erklärung eigentlich so einfach war? Ich sollte stolz darauf sein, eine DUFF zu sein. Stolz darauf, so tolle Freundinnen zu haben, die aus ihrer Sicht meine DUFF s waren.
    »Guten Tag, Bianca«, begrüßte Mrs Perkins mich, als ich in den Klassenraum kam und mich setzte. »Wie heißt es so schön? Besser spät als nie.«
    »Tut mir leid, dass ich es nicht früher geschafft habe.«
    • • •
    Als ich an dem Nachmittag nach Hause kam, war ich so erschöpft, dass ich mich nicht überwinden konnte, die Treppe zu meinem Zimmer hochzugehen, sondern mich einfach auf die Wohnzimmercouch fallen ließ, wo ich fast auf der Stelle einschlief. Ich hatte vergessen, wie gut es tat, mitten am Tag ein Nickerchen zu halten. In anderen Ländern war man klüger. Dort hielt man Siesta. Amerikaner sollten ernsthaft darüber nachdenken, sie in ihren Tagesablauf einzuplanen, weil sie unglaublich erfrischend ist, vor allem nach so einem aufreibenden Tag wie meinem.
    Es war Viertel vor sieben, als ich aufwachte, was mir nicht viel Zeit ließ, mich für mein Date fertig zu machen, und das meiste davon würde für meine Haare draufgehen, die nach dem Schlummer auf der Couch aussahen wie ein Heuhaufen. Na großartig.
    Seit ich angefangen hatte, mit Toby auszugehen, achtete ich mehr auf mein Äußeres. Nicht dass ihn so etwas interessierte. Wahrscheinlich hätte er mich selbst in einem Clownskostüm inklusive Pappnase noch hübsch gefunden. Aber ich hatte ständig das Gefühl, ihn irgendwie beeindrucken zu müssen. Also glättete ich mir die Haare und band sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen, klipste mir silberne Ohrringe an (ich bin zu feige, mir Ohrlöcher stechen zu lassen) und entschied mich für ein Oberteil, das Casey mir zu meinem siebzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Es war aus fließendem weißen Stoff mit silbernen Kreisen und hatte einen eng anliegenden runden Ausschnitt, sodass meine kleinen Brüste ein bisschen größer aussahen.
    Es war fast acht, als ich in meinen Keilabsatzsandalen die Treppe hinunterstakste und mein Leben dafür riskierte, größer zu wirken. Ich vermied es, in die Küche zu schauen, als ich daran vorbeiging. Dad, der offensichtlich dachte, die Blumen seien von Toby, hatte den Strauß in eine große Vase auf den Esstisch gestellt. Das war süß von ihm, aber der Anblick der leuchtend roten Rosen hätte nur all die lästigen Fragen wieder zum Leben erweckt. Als ich es, ohne mir die Knochen zu brechen, ins Wohnzimmer geschafft hatte, ließ ich mich auf die Couch fallen, um auf Toby zu warten, und gab mir selbst das Versprechen, mein Liebeschaos irgendwann am Wochenende zu ordnen.
    Weil mir nichts Besseres einfiel,
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