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Von Namibia bis Südafrika

Titel: Von Namibia bis Südafrika
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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afrikanischer Länder ist lang, die in regelmäßigen Abständen mit Nachrichten aufwarten, die uns den Tag versauen. Vom Gegenteil hört man selten, und dann dreht es sich meistens um Berichte aus einem Naturpark mit großen Tieren darin und Lodges, deren Übernachtungspreise selbst Bill Gates trocken schlucken lassen. Kein Wunder, ist Afrika für viele Leute noch immer der Erdteil, in dem die Menschen auf den Bäumen leben – was ja manchmal auch stimmt: Die Pygmäen im Kongo bauen wunderbare Baumhäuser, und mal ehrlich, wer würde nicht gerne eines davon gegen sein hoch verschuldetes Reihenhaus neben dem Reaktor Philippsburg oder dem 1,5-Zimmer-Wohnklo in Berlin- Neukölln eintauschen? Der wahre Grund für unser geringes Verständnis für Afrika liegt aber darin, dass kaum jemand hinfährt. Der Wolfgangsee liegt höher im Kurs als der Victoriasee, die Götter wissen, warum. Der Reiseschriftsteller Paul Theroux sprach vom „Lost Continent“, denn in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt findet Afrika eigentlich nicht statt. Schade. Schließlich ist Afrika einzigartig. Seine Länder sind einzigartig. Seine Menschen sind einzigartig. Und ein Flug dorthin: absolut einzigartig!
    Fliegt man von München nach Windhuk, der Hauptstadt von Namibia, muss man die Uhr nur eine Stunde vorstellen. Praktischerweise befindet sich der alte Kontinent auf ähnlichen Längengraden wie Europa. So sagte ich Beate, meiner Frau, Lebewohl, stieg in München ins Flugzeug, freute mich auf den entspannten Nachtflug, um am nächsten Morgen frisch und munter in Windhuk auszusteigen.
    So hätte es sein können.
    So war es aber nicht.
    Denn ich hatte Mitstreiter. Schließlich will ich nicht den Eindruck erwecken, ich wäre alleine für 190 Kilogramm Gepäck verantwortlich, die wir durch den Zoll schleppten, um uns danach am Check-in in eine Warteschlange einzureihen, die bis zum Parkhaus reichte. Rolf Jost, der neben mir stand, verzog sein Gesicht.
    „Die Typen da vorne“, sagte er, „sitzen nachher hoffentlich neben der Tür, und die geht auf. In 10 000 Meter Höhe.“
    Wo er mit dem nackten Finger hinzeigte, standen vier Männer. Sie trugen grüne Anzüge und sahen ganz fidel aus, während sie eine Jägermeisterflasche kreisen ließen.
    „Was ist mit ihnen?“, fragte ich.
    Rolf wusste die Antwort. Er war mit seiner Frau Bigy schon in der Ente durch Afrika gekurvt, da hatte ich noch Bauklötzchen im Himmel gestapelt. Rolf gehört zu den Globetrottern, die jeden Satz mit den Worten beginnen: „Früher war's hier besser.“ Früher ist dann in den siebziger, achtziger oder neunziger Jahren des letzten Jahrtausends gewesen, als er und Bigy ein Dutzend Mal um die Erde reisten, um Filme über Kannibalen in Neuguinea, Koka-kauende Bauern in Peru und sämtliche Tiere Afrikas zu drehen. Außerdem ist Rolf Ehrenmitglied des Donald- Duck-Clubs, und wer es sich mit ihm versauen will, bestellt im Restaurant Peking-Ente. Während einer anderen Reise war ich mit ihm in China, der Mongolei und Tibet, und kann unter Eid aussagen, dass Milliarden Chinesen seinen heiligen schwäbischen Zorn auf sich zogen. Während er mit der Kamera für beeindruckende Bilder zuständig ist, sorgt seine Frau Bigy dafür, dass der Laden läuft: Sie ist Ton- und Kameraassistentin in einem und verwaltet außerdem den Geldbeutel der Filmproduktion. Ich kenne kein anderes Ehepaar, das seit über einem Vierteljahrhundert miteinander lebt, reist und arbeitet, und sich trotzdem noch etwas zu sagen hat – und zwar nicht, wann der Scheidungstermin ansteht. Vermutlich liegt das daran, dass Rolf zwar für Donald Duck schwärmt, im Grunde seines Herzens aber Daniel Düsentrieb ist, und deshalb ständig irgendetwas Neues ausheckt. Einen ferngesteuerten Kameraballon durch halb Afrika zu schleppen, war seine Idee gewesen. Im Ballon wiederum lag der Grund, weshalb wir Richard Bölling gebeten hatten, mitzukommen. Richard ist die Mutter aller Ballonfahrer. Eine Menge Piloten haben bei ihm gelernt, wie man einen Ballon gekonnt durch die Lüfte kutschiert.
    „Gut“, sagte ich, als mir Rolf von ihm erzählte, „dann kann ja wohl nichts schief gehen.“
    Wie man sich doch irren kann. Aber wahrscheinlich war ich damals in Gedanken woanders gewesen, möglicherweise bei den blauen Augen von Dr. Anne Hansen, die ich ebenfalls unterwegs treffen sollte.
    „So wie bei Donald in den Lustigen Abenteuern“, sagte Rolf mit Nachdruck. „Luke auf, Jäger raus, Luke zu.“
    „Das sind
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