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Von Namibia bis Südafrika

Titel: Von Namibia bis Südafrika
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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Südwester, wie sich die Nachfahren der Kolonialisten nennen, sind ein freundliches Volk, und ihr Windhuk Lager nimmt es mit jedem deutschen Gebräu auf.
    Doch jetzt war Morgen, wir wollten Kaffee, und das brachte uns in Wolfi s Villa. Wie alle Häuser in den gepflegten Straßen von Ludwigsdorf wurde sie von einer hohen Mauer umfasst. Darauf lagen Glasscherben, und als ob das nicht reichen würde, hatte der Hausherr dicke Knäuel NATO-Stacheldraht gezogen. Rein kam man durch ein Tor, dessen Panzerung den Gefängnisdirektor von Stammheim mit Stolz erfüllen würde.
    „Ist das alles nötig?“, fragte ich.
    „Bei mir bricht keiner ein“, antwortete Wolfi. Er führte uns zu einem Raum, vergittert wie eine Gefängniszelle.
    „Da packt ihr rein, was Wert hat. Kamera, Computer, Geld, Pässe.“
    „Warum?“, fragte ich. „Wenn keiner einbricht, ist das doch überflüssig.“
    Wolfi gab keine Antwort. Der Morgen war für ihn auch so schon anstrengend genug gewesen.
    Am nächsten Tag klingelte um 4.00 Uhr in der Früh der Wecker, und das sollte sich auch in den nächsten Monaten nicht ändern. Schuld daran war der Ballon. Dafür gab es zwei Gründe: Erstens fängt man die schönsten Bilder in der Morgendämmerung ein. Und zweitens fuhr das Ding aufgrund von Luftdruck und Auftrieb nach Sonnenaufgang nicht mehr. Als ob das alles nicht genügte, hämmerte Rolf an meine Tür, und als ich öffnete, sah ich in ein putzmunteres Gesicht.
    „Los, los, los“, drängte er, „wir lassen den Ballon steigen!“
    Ich kletterte von der falschen Seite in meine Hose, und knöpfte mir das Hemd auf dem Rücken zu. Ganz klar, der Sohn meiner Mutter war kein Freund des frühen Weckers, und als wir die zentnerschwere Ausrüstung eine Meile weit ein ausgetrocknetes Flussbett entlang schleppten, fasste ich keine Pläne, daran was zu ändern. Ich rief nach Kaffee, aber die anderen verstanden „reicht mir mal die schwerste Kartusche“. Endlich kamen wir zu einer sandigen Ebene. Hier kam Richards Auftritt. Nach seinen Anweisungen breiteten wir die knallgelbe Ballonhülle aus. Mit einem Brenner entfachte er Feuer, dann stellte er einen Propeller davor. Die Flammen züngelten ins Innere, und langsam blähten sich 110 Kubikmeter Hülle auf.
    „Ganz schön heiß“, sagte ich.
    „1200 °C“, erwiderte Richard.
    „Fackelt da nicht die Hülle ab?“
    „Die ist aus nichtbrennbarem Nomex. Und vorne aus poly-r-beschichtetem Nylon. Dem Ballon kann nichts passieren. Im Gegensatz zu uns. Also immer schön vorsichtig sein.“
    Die Flammen schossen Zentimeter an unseren Gesichtern vorbei, doch alle Gefahr war vergessen, als sich der Ballon aufrichtete. Mit ihm stieg auch der Korb nach oben. Daran befestigte Rolf noch schnell seine Kamera, die er über Funk scharf stellen, zoomen und drehen konnte. Dafür trug er eine Spezialbrille, die ihm das Aussehen eines verwirrten Außerirdischen gab, aber das brillante Ergebnis schwäbischer Bastelarbeit war. In ihr hatte er zwei kleine Monitore eingebaut, auf denen er sehen konnte, was die Kamera in luftiger Höhe aufnahm. Auf diese Weise wollten wir Tiere filmen, die von Helikoptern oder motorisierten Gleitschirmfliegern häufig zu Tode erschreckt werden. Wir dagegen planten die sanfte Tour. Der Ballon hielt sich auch daran, und fuhr lautlos davon, von einer kleinen Brise getrieben.
    „Wie steuerst du ihn eigentlich?“, fragte ich neugierig.
    „Gar nicht“, antwortete Rolf. „Ich kann nur die Kamera bedienen.“
    „Sieht so aus, als ob er Kurs auf Angola nimmt.“
    Was soll ich sagen? Mensch und Technik, zwei unversöhnliche Welten. Rolf warf Fernbedienung und Spezialbrille davon und rannte los. Nach einigen Minuten war er am Horizont verschwunden. Nur der Ballon am Himmel gab seine Richtung an. Mir wurde klar, wir würden noch viel Spaß miteinander haben.

2. Von Windhuk zum Waterberg
    Bei der Betrachtung einer Landkarte von Namibia fällt auf, dass der größte Teil des 82,3 Millionen Hektar großen Landes in Parzellen aufgeteilt ist. Dabei handelt es sich um Farmen, was in einem Wüstengebiet ein wenig überraschend ist. Trotz Wassermangels und Hitze wird kräftig Ackerbau und Viehzucht betrieben. Da nur alle fünf Meter ein Grashalm wächst, braucht das Vieh viel Weidefläche. Daher sind diese Farmen um einiges größer als wir das aus Deutschland kennen. Think Big ist angesagt, und manche der Betriebe können es locker mit einem deutschen Landkreis aufnehmen. Zum Kaffeetrinken mit dem Nachbarn
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