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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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mein Risiko gewesen – aber ich hab Frau Raupach nicht überfallen, ich hab in aller Seelenruhe meine Tapete geklebt!»
    «Allein im Haus?»
    «Ja, Mona war noch im Geschäft. Ich hab noch mit ihr telefoniert.»
    Gonschorek schüttelte den Kopf. «Das ist ja wohl ‘ne Zeugin, die etwas weniger zählt als Frau Raupach.»
    «Frau Raupach will sich doch jetzt nur rächen, weil ich ihren Mann…»
    Gonschorek rieb sich die Nase. «Mensch, Markulla, das ist doch kein Argument! Die hat Sie doch schon da in dem Grünstreifen erkannt, wo’s passiert ist!»
    «Bei dem Licht da, da kann man doch keinen Menschen erkennen!» rief Markulla.
    «Und warum ist sie gerade auf Sie gekommen?» fragte Gonschorek.
    «Weil die da schon auf Markulla vorprogrammiert waren. Wär irgendwem da die Villa abgebrannt, wär ich’s auch gewesen.»
    Gonschorek ordnete seine Kugelschreiber. «Und wer soll’s gewesen sein, wenn Sie’s nicht waren?»
    «Weiß ich doch nicht!»
    «Einbildung wird’s ja nicht gewesen sein, denn außer den Kratzern bei Frau Raupach haben wir ja auch den toten Hund aufm Weg da gefunden, den Sheik.»
    Markulla mobilisierte letzte Kraftreserven. «Vielleicht hat der Raupach das alles auch inszeniert – man kann Ihre Argumente genausogut umdrehen.»
    «Ich lach mich tot! Bei Ihnen wird immer alles von den anderen, den Bösen, inszeniert. Da merkt man ganz genau, daß Sie bei Ihrem großen Freund und Gönner Zitze, Dieter Zitzner, in die Schule gegangen sind. Die haben ja Zitzes Freundin, diese Yvonne Nickel, auch nicht hingerichtet, das waren ja die bösen Buben von Giuseppes Eurogang, die den Unfallwagen präpariert haben, um Zitze zur Räson zu bringen… Hörn Sie auf, Markulla, die Tricks kenn ich!» Gonschorek drehte sich zum Fenster hin.
    Markulla war nachdenklich geworden. «Doch, das wäre auch ‘ne Möglichkeit…»
    Gonschorek fuhr herum. «Was wäre ‘ne Möglichkeit?»
    «Ich hab mich doch geweigert, für Zitzner zu arbeiten», begann Markulla, «und er wollte mich unbedingt weiter dabei haben…»
    «Kann ich mir vorstellen.»
    «… und daß der nun den Rocky losgeschickt hat, die Frau Raupach…» Markulla stockte.
    «Diesen Robert Schönrock…?»
    «Ja. Damit ich sehe, daß er der Stärkere is und daß… daß ich immer wieder dahin zurück muß, wo ich herkomme, daß es kein Entrinnen für mich gibt.» Markulla wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Gonschorek schien interessiert. «Kein Entrinnen – das haben Sie schön gesagt. Aber wie kommt denn die Frau Raupach darauf, den Rocky für den Markulla zu halten? Der wird sich doch nicht vorher mit Markulla vorgestellt haben…?»
    «Sehn Sie sich mal an, wie der Rocky aussieht – wie mein Bruder.»
    «Nee, Markulla!» Gonschorek tippte ein paar Buchstaben. «An dieser Stelle verzeichnet das Protokoll: Große Heiterkeit! Ihre kombinatorischen Fähigkeiten in allen Ehren, aber…» Das Schrillen seines Telefons unterbrach ihn. «Gonschorek, ja… ja… Im Hotel? Ach nee! Sagen Sie bloß… Is ja hochinteressant! Gut, werd ich machen. Ja… Ja… Wiederhören – und vielen Dank auch.» Er legte wieder auf. «Ja, Herr Markulla, ich glaube, Sie müssen noch ‘n bißchen bei uns bleiben… Was wissen Sie denn alles von Yvonne?»
    Der Nachmittag kam und mit ihm die obligatorische Pressekonferenz, auf der Gonschorek wieder einmal glänzen konnte.
    «Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren», begann er nach einem fanfarengleichen Räuspern, «wie Sie bereits gehört haben, haben wir Sie heute zu dieser kleinen Pressekonferenz eingeladen, um… Ja, für diejenigen unter Ihnen, die zum erstenmal hier sind, darf ich mich – vielleicht haben Sie den Namen eben nicht verstanden – nochmals vorstellen: Gonschorek. Wir wollen Sie also über zwei aktuelle Fälle informieren: den Fall Yvonne Nickel / Bahnübergang / Tod im Auto und den Fall Hans-Jürgen Rattpach / erstochen von Manfred Markulla. Die Fälle hängen eng miteinander zusammen. Ich darf – ehe Sie Ihre Fragen stellen – kurz zusammenfassen: Sie wissen sicher, daß sich auch bei uns das organisierte Verbrechen auszubreiten beginnt, zwar weniger brutal als in den USA, aber immerhin, also straff hierarchisch organisierte und unternehmensmäßig geführte Gruppen, Gangs, die ökonomische Gewinne machen und Macht gewinnen wollen. Bei uns hier hat nun – und vor diesem Hintergrund bitte ich die beiden obengenannten Fälle zu sehen – der Ihnen sicherlich auch bekannte Kaufmann Dieter Zitzner, 42,
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