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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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mehrere Vorstrafen – dazu später – versucht, mit der Gründung einer Firma, der Inter Trade and Finance, einer Eurogang, Zentrale Marseille, das Wasser abzugraben. Zitzners engster Vertrauter war ein gewisser Robert Schönrock, 27, genannt Rocky; einige Vorstrafen wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Eurogang, die hier bei uns aller Wahrscheinlichkeit nach von dem Gebrauchtwagenhändler Giuseppe Biasini geleitet wird, hat offenbar schon frühzeitig versucht, Zitzner auszuschalten, ehe der groß werden konnte. Einem von Biasinis Leuten, einem Mann, der im Augenblick noch vernommen wird und von dem wir zur Zeit nur den Decknamen wissen, ist es gelungen, intime Beziehungen zu Zitzners Freundin Yvonne aufzunehmen – ja, zu der oben genannten Yvonne Nickel, 28, als Beruf wurde Bardame angegeben. Ohne Zweifel wollte man Yvonne Nickel über Zitzners Pläne aushorchen und eben diese Pläne durchkreuzen. Zitzner hat von dieser Beziehung erfahren – wie, das wissen wir im Augenblick noch nicht – und beschlossen, Yvonne Nickel zu töten – hinzurichten, wie es in der Sprache dieser Leute heißt. Zu diesem Zweck haben er und dieser Rocky die Bremsschläuche seines Wagens beschädigt und das Schloß des Sicherheitsgurtes von Yvonne so präpariert, daß es sich nicht mehr öffnen ließ.» Gonschorek wartete, bis das Raunen der Reporter abgeklungen war. «Daraufhin hat Rocky die Bahnschranke durchbrochen, und Yvonne Nickel ist von einem herannahenden Zug getötet worden – aber das wissen Sie ja. Das Wrack des Wagens konnte inzwischen nach vielen Mühen sichergestellt und noch einmal – gründlicher als beim erstenmal – untersucht werden.»
    «Hat Rocky denn inzwischen gestanden?» fragte ein junger Reporter dazwischen.
    «Ja. Herr Schönrock, den wir gestern nachmittag in einem Billardsalon festnehmen konnten, hat heute früh ein Geständnis abgelegt, ein volles, umfassendes Geständnis. Da waren einmal die Spuren am Sicherheitsgurt und zum anderen etwas, was uns dieser Giuseppe Biasini ganz offensichtlich zugespielt hat: eine Postkarte mit dem Namen des Hotels, in dem sich Yvonne mit einem seiner Männer getroffen hat. Die Hotelangestellten haben das inzwischen bestätigt.»
    Die nächste Zwischenfrage. «Welches Hotel, bitte?»
    «Da die Ermittlungen gegen Biasini und diesen… diesen Mann, der auf Yvonne angesetzt war, noch laufen, möchte ich… Fragen bitte später! Zur Aufklärung des Mordfalles Yvonne Nickel haben auch die Aussagen Markullas entscheidend beigetragen; er hat uns geholfen, Robert Schönbock zu überführen. Rocky war es aber auch – und das wird Sie sicher überraschen –, der den nächtlichen Überfall auf Frau Raupach verübt hat, dabei seine Ähnlichkeit mit Markulla ausnutzend. Zitzner wollte ein Exempel statuieren und Markulla zeigen, wer am längeren Hebel sitzt. Einmal sollte Manfred Markulla, so die Aussage des Robert Schönrock, von der Bürgerwehr Erlengrund zusammengeschlagen werden – das war als Rache für seinen Ungehorsam Zitzner gegenüber gedacht – und zum anderen wieder mit Polizei, Justiz und Strafvollzug in Berührung kommen, um ein für allemal zu begreifen, daß es für ihn nur eine – wenn ich das mal so sagen darf – eine Heimat gab: die Gang von Zitzner. Da spielen viele psychologische Dinge mit rein – darüber später mehr.»
    Der junge Reporter störte Gonschorek von neuem. «Dann hat Markulla mit dem Überfall auf Frau Raupach nicht das geringste zu tun und wirklich in Notwehr gehandelt?»
    «Ja, beide Fragen kann ich bejahen. Herr Raupach hat sich – verständlicherweise nach dem, was geschehen war – in einer psychologischen Ausnahmesituation befunden, ebenso wie seine engsten Freunde. Die Hauptschuld an den Vorfällen im Hause der Marotzke, Erlengrundallee 58, trifft aber den 23jährigen Uwe Bultmann, der von der Bürgerwehr als Wachmann engagiert worden war. Trotz intensiver Bemühungen der anderen konnte er nicht sofort von Markulla weggezogen, weggerissen werden, so daß dieser tatsächlich Angst haben mußte, getötet zu werden. Daß sein Messer dann Herrn Raupach traf, ist äußerst tragisch, lag aber offensichtlich nicht in Markullas Absicht, wenn Sie die turbulente Situation in Rechnung stellen.»
    «Ist dieser Wachmann schon verhaftet worden?»
    «Ja.»
    «Und Zitzner?»
    Gonschorek schien seine Wichtigkeit immer stärker zu genießen. «Noch während der Vernehmung des Robert Schönrock sind meine Kollegen in sein Restaurant und in seine
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