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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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fest, wenn sie kommt, ich garantier sonst für nichts mehr!»
    «Was starrste sie auch dauernd an?»
    «Du fragst auch wie der letzte Eunuch. Und so was arbeitet nu beim Verkehrsminister!»
    «Meinste denn, du kriegstse rum?» fragte Sendrowski interessiert.
    «Heute noch, so wahr ich Kujawa heiße.»
    Sendrowski gab sich hinterhältig. «Ich denke, die hat jetzt den Pook, den Pook von der EUROMAG?»
    «Der ist doch für drei Wochen nach Bad Harzburg – irgend ‘n Seminar für Führungskräfte», sagte Kujawa.
    Waller kam langsam in Fahrt. «Weit weg der Freund, noch weiter ihr Mann, ich hört: Kalkutta… Nun schlüpf geschwinde du ins Bett der schönen Jutta.»
    «Wenn du weiter so schön dichtest, wirste noch Oberamtsrat!» lachte Sendrowski. «Also – Kreuz!»
    Kujawa winkte ab. «Kalkutta ist Quatsch. Krakatau-Stahlwerk, Indonesien; Kota Baja oder wie das Nest heißt.»
    «Du bist ja gut informiert», stellte Waller fest.
    «Haste nicht letztes Jahr den Bericht über Machnik gelesen? Im Anzeiger, Überschrift: ODYSSEUS WAR HEUT INGENIEUR… Aber red nicht so viel – bedien lieber! Ordentlich ‘n Pfund rein!»
    Waller frozzelte weiter. «Du hast es nötig, Anweisungen zu geben! Laß dir man von Jutta ‘n Glas Soda bringen, Hängolin, sonst…»
    «Pst, da kommt sie!» warnte Sendrowski.
    Jutta Machnik stellte die Gläser auf den Tisch. «So, die Herren…»
    «Danke», rief Waller. «Was meinen Sie, was einige hier für ‘n Durst haben!»
    «Na dann, wohl bekomm’s…» Sie wollte noch etwas sagen, aber statt dessen kreischte sie plötzlich auf. «Nicht doch!»
    Kujawa lachte dröhnend. «Frau Wirtin hat noch nie den Mann gehaßt, der ihr mal eben untern Rock gefaßt.»
    Sie schlug ihm auf die Finger. «Herr Kujawa, bitte! Lassen Sie das –oder Sie verlassen auf der Stelle das Lokal!»
    Sendrowski grinste schadenfroh. «Siehste!»
    Waller dichtete schnell: «Da geht sie hin und schmollt gar sehr, und heute abend geht nix mehr…» Er grinste.
    Kujawa richtete sich auf. «Hast du ‘ne Ahnung! Um Mitternacht ‘n Strauß roter Rosen, als Entschuldigung, und die Sache is gelaufen. Warum läuft die wohl so rum, wie sie rumläuft? Im engsten Rock, den sie hat, in der durchsichtigsten Bluse – was meinst du wohl?»
    «Ich mein gar nichts, ich mein nur, daß wir meine Zehn los sind», entgegnete Waller.
    Sendrowski wollte gewinnen. «So – weiter im Text: Kreuz. Der Bube – kann einer mehr?»
    «Armleuchter!» sagte Waller. «Wer ist denn die Kleine da hinterm Tresen – ihre Tochter?»
    Kujawa wußte auch das. «Quatsch! Ines, die Freundin von ihrem Sohn.»
     
     
    Ines, jeans-jung, war vom Parkplatz her in die Gaststube gekommen und ließ die neugierig-abschätzenden Blicke der Männer über sich ergehen wie Reporterblitze. Tochter eines Oberarztes und so ‘n Typ, wie ihn die alternden Quizmaster im Fernsehen als Assistentin verwenden. An so was kam hier keiner ran, von so was träumte man nur.
    «‘n Abend, Frau Machnik.»
    Jutta Machnik drehte den Zapfhahn zu und strich den Schaum vom Bier. «‘n Abend, Ines… Na?»
    «Is Christian da?» wollte sie wissen.
    «Klar wird er da sein; wo soll er sonst sein.»
    «Macht er immer noch Schularbeiten?»
    «Sagt er jedenfalls. Wahrscheinlich bloß, damit er nicht zu helfen braucht.»
    «Die haben wirklich viel zu tun», sagte Ines.
    Jutta Machnik ging in die Luft. «Hab ich vielleicht weniger zu tun? Wenn er fertig ist, soll er oben Zimmer 13 die Betten beziehen, ‘s kommt nachher noch ‘n Ehepaar.»
    «Gut, sag ich ihm.»
    «Und wenn er in zehn Minuten nich unten is, dann…! Die Dusanka is krank – ich kann schließlich nich alles allein machen. Ich bin doch nich eure Sklavin hier!» Sie eilte mit einem übervollen Tablett nach hinten ins Billardzimmer.
    «Wir helfen ja – wir kommen dann gleich!»
     
     
    Zwei Jahre kannten sie sich jetzt, schliefen miteinander, hatten sich, so formulierten sie’s selber in nostalgischen Momenten, ‹für immer und ewig einander versprochen›.
    Ines stieg die Treppe zu Christians Zimmer hinauf. Die Stereo-Anlage, ein Weihnachtsgeschenk seines Vaters, ließ die Wände vibrieren. Cat Stevens. Der Lärm der Gäste war nur schwer zu übertönen. Ein übergroßer Jesse Owens, von Christian selbst nach einem alten Illustriertenfoto gezeichnet und sogar recht ähnlich, sprintete ihr von der Tür entgegen. Sie klopfte.
    «Laß mich endlich in Ruhe, verdammt noch mal!» rief Christian. «Da kann doch kein Schwein bei
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