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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hat.»
    Zitzner wechselte das Thema. «Hast du mir die beiden Fernfahrer besorgt?»
    «Nein.»
    Zitzner lag auf der Lauer. «Hast du mir mal geschworen, immer zu machen, was ich von dir will?»
    «Ja… Aber das gilt doch nicht für ewig.»
    Da donnerte Zitzner los. «Das gilt solange, bis ich sage, es gilt nicht mehr. Verstanden!?»
    Markulla war ganz klein geworden. «Ja…»
    «Du weißt, daß ich im Recht bin, wenn Rocky dich jetzt zusammenschlägt?»
    «Nach deinem Recht…» Markulla verband diese Einschränkung mit einer weiteren Demutsgeste: Er hob Zitzner einen heruntergefallenen Kugelschreiber auf.
    «Und das ist das einzige, was hier gilt!»
    «Okay…»
    Zitzner schaltete wieder auf kumpelhaft um. «Aber wir haben ja eben auf gute Zusammenarbeit getrunken. Her mit dem Schlüssel – und deine Strafe ist erst mal vergessen.»
    Markulla zögerte. «Ich kann doch nicht so einfach…»
    «Du kannst!»
    «Ich muß erst mal Mona fragen.»
    Zitzner spielte wieder Chicago. «Ich soll wohl Rocky reinholen, wie? Und wenn der dir die Visage vermanscht hat, schmeißen die dich bei deiner Spedition gleich wieder raus.»
    «Okay…» Markulla warf den Schlüssel auf den Tisch.
    «Adresse?»
    «Raupach, Erlengrundallee 44», antwortete Markulla.
    Zitzner steckte den Schlüssel ein. «Na also! Mensch, Markulla, begreif doch endlich, wer’s gut mit dir meint!»
    «Hab ich schon.»
    «Und warum haste die beiden Fernfahrer nich angeworben, wenigstens einen?»
    Markulla straffte sich wieder. «Hab ich dir doch schon gesagt: Wir haben zwar beide ‘ne gemeinsame Vergangenheit, aber keine gemeinsame Zukunft mehr.»
    Zitzner schnitt sich eine Zigarre zurecht. «Mensch, Markulla, ich bin nich mehr der kleine Ganove, der mit gestohlenen Autos handelt und außerdem ‘n paar Pferdchen aufm Kudamm zu laufen hat – ich hab ‘ne Menge dazugelernt, während du in Tegel warst.»
    «Und ich hab nich gesungen», sagte Markulla.
    «Sonst würdeste auch schon neben Yvonne liegen», bemerkte Zitzner, ganz nebenbei.
    «Dann laß mich doch endlich gehen!»
    Zitzner paffte, doch seine Zigarre zog nicht recht. «Ich will hier ‘ne große Organisation aufbauen, ‘ne deutsche, und Leute wie dich gibt’s nich wie Sand am Meer.»
    «Zitze, ich sag dir doch…» Markulla stand auf. «Ich hab die Nase voll. Ich mach so was nicht mehr.»
    Auch Zitzner sprang auf. «Du hast die Wahl: entweder du wirst mein Berater hier, oder…»
    «… oder?» wiederholte Markulla.
    Zitzner wurde energisch. «Bis heute abend 18 Uhr will ich den Namen eines Fernfahrers haben, der bei uns einsteigt. Du sitzt da an der Quelle, und da is es nich mehr als recht und billig… Ich kann so schnell keinen eigenen Mann aufbauen. Hab ich den Namen nich und spurt der Mann nich, dann… Raus jetzt!» Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
     
     
    22 Uhr 30. Raupach, der schon den ganzen Abend vor dem Fernseher gesessen hatte und immer mal wieder eingenickt war, schreckte jetzt hoch, als die Fanfare zur Spätausgabe der Tagesschau ertönte. Ein günstiger Augenblick für seine Frau, sich schnell zu erheben und zur Tür zu gehen.
    «Jürgen, du, ich geh noch mal mit dem Hund raus.» Der Hund hieß Sheik und war ein Afghane. «Ja, mit wem denn sonst!»
    «Sei doch bloß nicht so grantig!» pfiff sie ihn an. Er äffte ihr nach. «Sei doch bloß nicht so grantig!» Sie blieb stehen. «Du bist so komisch heute – ist was?» Er gähnte ostentativ. «Nein, es ist nichts, liebe Frau Raupach.»
    «Trink doch nicht soviel!» Sie nahm ihm die Sherry-Flasche weg.
    Er schwenkte sein halbvolles Glas. «Ich trinke, soviel ich will.»
    Sie machte die Hundeleine am Halsband des gelassen wartenden Afghanen fest. «Wenn er durch seine Restaurants geht – charmant wie Maurice Chevalier, aber zu Hause hab ich ‘n Mann, der nur immer rummuffelt.»
    «Nun bring doch schon endlich den Köter raus!» schrie Raupach.
    «Komm, Sheik, komm mit Frauchen mit…»
    Sie verließen das Haus, und der Hund bellte kurz und freudig, als sie die Straße erreichten. «So, mein Hündchen, ich mach noch das Gartentor zu und dann gehen wir zu den Bäumen rüber…» Sie erreichten den parkähnlichen Mittelstreifen, eine Art Dorfanger, der die Erlengrundallee teilte. «Komm, wir gucken mal, ob Dr. Neumann noch auf ist… So, ich mach dir mal die Leine ab, dann kannst du ein bißchen laufen… So…!» Der Hund trottete vor ihr her, ganz würdevoll, ganz alter Herr.
    Und er ahnte auch nichts Böses, als plötzlich
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