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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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kannste dann noch bei Zitze verstecken – zu Hause oder im Lokal da.»
    Markulla hatte Bedenken. «Du sagst das so, aber was soll ich denn in Gottes Namen von Raupach verlangen? Ich kann doch keinen erpressen, wenn ich nich weiß, was ich eigentlich von ihm will.»
    Darauf konnte auch Mona nur mit einem ratlosen «… Jaaa…» reagieren.
    «Siehste!» sagte Markulla.
    «Ach, da wird sich schon was finden», meinte sie.
    Markulla spann den Faden weiter. «Vielleicht verlangt Zitzner, daß Raupach sein Restaurant zumacht oder ihm zu ‘nem Spottpreis verkauft? Die beiden Restaurants liegen doch keine hundert Meter voneinander entfernt, Zitzners Puszta-Stuben und Raupachs Lindenhof…»
    «Das geht, du. Ich sag ja…» Mona schnitt sich eine Scheibe Nougat ab.
    «Dann ist der Raupach wie ‘n gereizter Stier; cholerisch, wie der is, jähzornig, wird der schon auf Zitze losgehen, wenn die Gelegenheit günstig ist. Aber wann ist sie günstig? Wann, wie, wo?»
    «Am besten, du hetzt Zitzner auch auf Raupach.»
    «Ja, wie denn?» Markulla polkte das Etikett von der Bierflasche.
    «Weiß ich auch nicht…»
    Markulla warf die Flasche in den Mülleimer. «Also Sackgasse. Taucht nichts, dein Plan.»
    «Dein Traum!» wandte sie ein.
    Markulla ließ sich vom Kühlschrank herabgleiten. «Komm, fahr mich bei der Spedition vorbei.»
    Doch Mona sinnierte weiter. «Und wenn du nun Zitzner ‘n Tip gibst, daß er bei Raupach ‘n Bruch macht? Der hat doch alles bei sich in der Villa: Briefmarken, Münzen, Schmuck, Gemälde, Goldbarren, Bargeld…»
    «Das macht doch Zitze nich mehr; von der Stufe ist der doch runter», sagte Markulla.
    «Dann tut’s mir leid.» Mona wischte sich den Mund ab und stand auf.
    Markulla ging zur Tür. «Komm, wir fahren jetzt.»
    Mona warf ihre Serviette auf den Teller. «Ja, den Tisch abräumen kann ich nachher… Is wohl das beste.»
    «Haste ‘n Autoschlüssel?»
    «Ja, hab ich.»
    Sie verließen die Wohnung, schlossen ab und gingen zur Garage.
    «Mein armer Kopf!» stöhnte Markulla. «Ich glaub, der platzt noch.»
    «Nich hier.» Sie drückte die Garagentür nach oben und ließ sie dort einrasten. «Die Tür müßteste auch mal wieder ölen.»
    «Ja; hoffentlich ist das nicht meine letzte Ölung.»
    Sie schloß den Wagen auf. «Dann laß dir was einfallen. Machen Sie Ihr Spiel!»
    «Tut mir leid: nichts geht mehr. Rien ne va… Stopp mal!» Er hielt inne. Dann: «Du – ich hab’s!»
    Sie starrte ihn an. «Was denn?»
    «Wie wir Zitzner zu Raupach locken können.»
    «Mit Spielen?» fragte sie.
    «Ja… Zitzner ist doch leidenschaftlicher Spieler!»
    Bei Mona hatte es klick! gemacht: «Und er spielt lieber privat mit Knaben, die genug Kies haben, und nicht in den Spielcasinos…»
    Markulla nickte. «Genau. Ich muß ihm bloß weismachen, daß bei Raupach im Hause heimlich, illegal gespielt wird – um Riesensummen. Dann beißt er sofort an. Das Kennwort denk ich mir aus… Nee, noch besser: Ich drück ihm einfach ‘n Schlüssel von Raupachs Haus in die Hand und sag ihm, Sonnabend in einer Woche geht’s wieder rund, und er soll ja kommen… 23.00 Uhr. Dann schließt er da auf, und Raupach glaubt an einen Einbrecher und schießt ihn nieder, schießwütig wie der is.»
    Mona war von einer naiven Fröhlichkeit, als spielte sie eine Hauptrolle im Ohnsorg-Theater. «Und dann kriegt Raupach lebenslänglich, weil jeder glauben muß, daß er mit Absicht den Mann erschossen hat, der ihn erpressen wollte.»
    «So ist es», sagte Markulla.
    «Mensch, das ist genial!»
    Doch schon seufzte Markulla. «Eher kindisch – lassen wir’s lieber.»
    «Du bist wohl verrückt! Du oder die! Ich besorg dir den Schlüssel, sowie Raupach wieder in der Sauna ist, das heißt: ‘n Abdruck, und du feilst dir dann selber einen.»
    Markulla setzte sich ins Auto. «Laß man: Traum is Traum, und Wirklichkeit is Wirklichkeit.»
    «Quatsch, wir versuchend mal.» Mona setzte sich ans Steuer und knallte die Wagentür zu. «Ich häng ja auch mit drin; das gibt doch ‘ne herrliche Treibjagd für die, wenn wir den Kopf in ‘n Sand stecken… Das is doch nichts weiter als Notwehr, was wir machen!»
    Markulla winkte ab. «Mensch, das war doch ‘n Spiel eben, Mona, so ‘n bißchen Phantasie, nichts weiter!»
     
     
    Zitzners Restaurant entsprach voll und ganz dem deutschen Piroschka-Geschmack, und so gab es auch an diesem Tage, zumal die Menükarte nur Gutes verhieß, zur Mittagszeit kaum noch einen freien Tisch. Markulla suchte
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