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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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uns denken – die Last, die Ihr mir aufgebürdet habt und das andere, was er geschrieben hat. Wie stehen wir denn da – wie die reinsten Unmenschen. Und dabei haben wir doch alles getan, um Christian zu einem…»
    Furmaniak wehrte ab. «Sie brauchen sich doch bei mir nicht zu entschuldigen, Herr Machnik, ich weiß ja selber, daß da…»
    «… bis hin zum Fahren ohne Führerschein», sagte Machnik. «Darum sind wir nicht gleich gekommen.»
    «Nicht doch, lassen wir das mal. Im Augenblick interessiert mich ganz was anderes: Gibt es denn irgendeinen Anhaltspunkt, wo er jetzt sein könnte?»
    Machnik stöhnte. «Was meinen Sie, was wir uns darüber schon den Kopf zerbrochen haben!»
    «Hat er denn Verwandte hier in der Nähe?» forschte Furmaniak.
    «Ja, aber da ist er nirgends. Auch bei keinem Freund. Da haben wir überall schon nachgefragt.» Eine Geste der Ratlosigkeit.
    «Bei einem Lehrer vielleicht?» fragte Furmaniak.
    «Nein, ausgeschlossen.»
    «Sommerhäuschen, Laube, Zweitwohnung, Campingzelt?» zählte Furmaniak auf.
    «Auch nicht.»
    Furmaniak ließ nicht locker. Seine Checkliste war lang. «Hat er denn hier einen Menschen gehabt, mit dem er über alles geredet hat, was ihm so…?»
    «Ines. Aber die weiß auch nichts weiter.»
    «Haben Sie ihn vielleicht mit Ihrem Fernweh angesteckt – könnte er irgendwohin ins Ausland gegangen sein?»
    Machnik überlegte einen Moment. «Brasilien vielleicht… Aber so ohne alle Vorbereitungen?»
    «Der Brief muß ja nicht unbedingt auf Selbstmord hindeuten, der kann ja auch heißen: ich breche hiermit alle Brücken ab.»
    «Ich hab’s als Junge auch so gemacht.» Machnik grinste.
    «Man sieht Ihnen direkt an, daß Sie das gut finden würden…» Furmaniak sah ihn an.
    «Ja, sicher», sagte Machnik.
    «Und die Sache mit Kujawa?» Furmaniak machte ein weiteres Häkchen.
    Machnik steckte sich eine neue Zigarette an.
    «Keine Ahnung, ich war ja zu der Zeit noch in Teheran; ich wollt mal sehen, ob ich da nächstes Jahr was Lukratives finde, wenn mein Vertrag in Indonesien ausgelaufen ist. Da müssen Sie schon mal meine Frau fragen.»
    Furmaniak nickte. «Gut – die kommt ja nachher. Was anderes noch: Hat denn Christian früher schon mal Selbstmordabsichten geäußert?»
    «Nein, nicht daß ich wüßte.»
    «Und er hängt sehr an Ihnen?»
    Machnik zögerte einen Augenblick. «Ja, ich glaube schon.»
    Furmaniak lächelte. «Sie sind ja auch ein Vater, mit dem man sich voll identifizieren kann. Technik – Abenteuer – weite Welt…»
    «Man erlebt schon mehr als hier», sagte Machnik.
    «Aber trotzdem hat es Schwierigkeiten zwischen Christian und Ihnen gegeben: Ihr habt mich auf dem Gewissen… Alles macht mich kaputt … Die Last, die Ihr mir aufgebürdet habt, ist doch zu schwer… Was meinen Sie, Herr Machnik, was haben Sie ihm denn alles aufgebürdet?»
    Es verstrichen einige Sekunden. «Daß ich so selten zu Hause war…»
    «Also ein Hilferuf, daß Sie jetzt hierbleiben sollen?» fragte Furmaniak.
    «Nun ja…»
    Furmaniak half ihm. «Ich weiß: Sie halten’s hier nicht aus – die Enge, keine Handlungsfreiheit bei der Arbeit, wenig Geld, wenig Prestige…?»
    Machnik stimmte ihm zu. «Wenn Sie so wollen: ja. Als graduierter Ingenieur ist man hier doch nichts weiter als ein Handlanger; den Ton, den geben doch hier die Diplom-Ingenieure an, die richtigen Akademiker. Aber draußen, da…»
    Das Schrillen des Telefons unterbrach ihn.
    Furmaniak verzog das Gesicht. «Ja bitte?» Sein Herr und Meister.
    «Hier noch mal Splettstößer. Ich will Ihnen gleich selbst… Wir müssen Dampf dahinter machen: Die Kollegen haben im Wagen der Machnik Blutspuren gefunden, ziemlich frische offenbar. Und außerdem fehlt das Abschleppseil.»
    Furmaniak reagierte mit einem fast ungarischen Laut: «Joih! Sein eigenes Blut?»
    «Die Probe wird gerade ins Labor gebracht», antwortete Dr. Splettstößer. «Ich halte Sie auf dem laufenden, solange Sie noch mit den Leuten reden.»
    «Danke, ja.»
    «Also dann…» Dr. Splettstößer legte auf.
    Furmaniak wandte sich wieder seinem Besucher zu. «So, Herr Machnik… Man hat Blutspuren im Wagen Ihrer Frau gefunden. Wissen Sie zufällig, ob Ihr Sohn in letzter Zeit einmal…»
    «Nein», sagte Machnik schnell und bestimmt. «Aber ich bin ja auch erst seit Sonnabend hier.»
    «Ja, richtig.» Furmaniak schob seine Notizen beiseite. «Danke, das wär’s dann. Wir werden weiterhin alles tun, um Ihren Sohn…» Er erhob sich, um Machnik zur Tür zu
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