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Von Mäusen und Menschen

Von Mäusen und Menschen

Titel: Von Mäusen und Menschen
Autoren: John Steinbeck
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gebrauchte, so kriegte der Nigger ihn unter. Hätte er seine Füße gebrauchen können, würde er den Nigger getötet haben, sagte Smitty. Die Burschen sagten, weil der Nigger einen krummen Rücken hat, dürfe Smitty die Füße nich benutzen.« Er machte eine Pause und schwelgte in der Er-innerung. »Nachher gingen die Burschen nach Soledad und machten einen Mordskrach. Ich ging nich mit. Hab kein’ Mumm mehr für so was.«

    25
    Lennie war eben mit dem Bettenmachen fertig. Der hölzerne Türschnapper hob sich wieder, und die Tür öffnete sich. Ein kleiner untersetzter Mann stand in der Türöffnung. Er trug Bluejeans, ein Flanellhemd, eine schwarze, nicht zugeknöpfte Weste und eine schwarze Jacke. Die Daumen hielt er in den Gürtel geklemmt, zu beiden Seiten eines viereckigen eisernen Beschlages. Auf dem Kopf trug er einen beschmutzten, braunen, breitkrempigen Hut; Stiefel mit hohen Absätzen und Sporen schienen sagen zu sollen, daß er kein Arbeiter sei.
    Der Alte blickte schnell zu ihm und schob sich dann auf die Tür zu, sich immerfort den Bart mit den Knöcheln reibend. »Die Burschen sind grade gekommen«, sagte er und schob sich am Chef vorbei zur Tür hinaus.
    Der Chef trat in die Mitte des Raumes mit den kurzen, schnellen Schritten eines Menschen mit dicken Beinen.
    »Ich habe an Murray und Ready geschrieben, ich brauchte zwei Mann heute früh. Habt ihr eure Arbeitsbücher?«
    George griff mit der Hand in die Tasche und holte die Schriften hervor und übergab sie dem Chef. »Murray und Ready trifft keine Schuld. Hier steht genau, daß ihr heute morgen hier zur Arbeit antreten solltet.«
    George blickte auf seine Füße. »Der Busfahrer hat uns falsche Auskunft gegeben«, sagte er. »Wir hatten noch zehn Meilen zu laufen. Sagte, wir wär’n da, als wir noch nich waren. Heute morgen fuhr noch kein Bus.«
    Der Chef kniff die Augen argwöhnisch zusammen. »Al-so, ich mußte die Trupps für das Korn mit zwei Mann zu wenig rausschicken. Hat keinen Zweck, daß ihr früher als nach dem Mittagessen rausgeht.« Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und öffnete es, wo ein Bleistift zwischen den Blättern lag. George schaute bedeutungsvoll zu Lennie, und dieser nickte mit dem Kopfe zum Zeichen, daß er verstanden habe. Der Chef netzte den Bleistift mit der Zunge. »Wie heißt ihr?«

    26
    »George Milton.«
    »Und du?«
    George antwortete: »Er heißt Lennie Small.«
    Die Namen wurden in das Buch eingetragen. »Laß sehn, heut is der zwanzigste, am zwanzigsten mittags.« Er schloß das Buch. »Wo habt ihr Burschen gearbeitet?«
    »Oben in der Nähe von Weed«, sagte George.
    »Du auch?« wandte er sich an Lennie.
    »Jawoll, er auch«, gab George zurück.
    Der Chef drohte Lennie scherzend mit dem Finger. »Er is nich grad redselig, was?«
    »Nein, das is er nich. Aber ein verteufelt guter Arbeiter.
    Stark wie ein Bulle.«
    Lennie lächelte in sich hinein. »Stark wie ein Bulle«, wiederholte er.
    George warf ihm einen Blick zu, und Lennie senkte den Kopf vor Scham, daß er vergessen hatte.
    Plötzlich sagte der Chef: »Hör mal, Small, was kannst du denn so?«
    In panischem Schrecken, hilfesuchend, sah Lennie George an. »Er kann alles, was ihr ihm befehlt. Er ist ein guter Roßpfleger. Er kann Kornsäcke schleppen, und einen Kultivator bedienen. Kann alles. Probieren Sie’s mit ihm.«
    Der Chef kehrte sich zu George um. »Warum läßt du ihn dann nicht antworten? Was habt ihr zu verbergen?«
    George fiel ihm laut ins Wort. »Ich behaupte nich, daß er hell im Kopf is. Das is er nich. Aber ich sage, er is ’n verdammt guter Arbeiter. Kann einen Ballen von vier Zent-nern aufladen.«
    Der Chef steckte mit deutlicher Bewegung das Büchlein in die Tasche. Er hakte die Daumen in den Gurt und kniff das eine Auge beinah zu. »Raus damit, was hast du mit ihm im Sinn?«
    »Wieso?«

    27
    »Ich frage, was treibst du für’n Spiel mit diesem Burschen? Nimmst du ihm seinen Lohn weg?«
    »I woher – natürlich nich. Warum glauben Sie, daß ich ihn zum Narren halte?«
    »Weil ich nie erlebt hab, daß ein Bursche sich so um einen andern kümmert. Drum möchte ich eben wissen, was du für ein Interesse daran hast.«
    George antwortete: »Er ist mein … Vetter. Ich hab seiner alten Dame versprochen, mich um ihn zu kümmern. Er hat, als er klein war, von einem Pferd einen Schlag auf den Kopf bekommen. Er is ganz in Ordnung. Er is nur nich grad hell im Kopf. Aber er kann alles tun, was Sie verlangen.«
    »Na ja, es braucht weiß
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