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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich
Autoren: Caprice Crane
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Bürstenhaarschnitt, der drei Stockwerke unter mir wohnte. Er war einer von den beschränkten, extrem muskelbepackten Typen, die immer Radlerhosen und eine Auswahl an Work-out-Gymnastik-Shirts trugen. Er grinste breit und drückte mehrfach den Knopf für unsere Etage. Das ist kein Mann, der mich jemals reizen würde. Ich muss das klarstellen, bevor ich erkläre, dass er den größten Penis hatte, den ich je gesehen habe, vergrößert noch, egal bei welchem Wetter, durch seine schwarzen Radlerhosen. Er präsentierte ihn stolz, damit die ganze Welt ihn sehen konnte, auffallend und deplatziert wie das Washington Monument, und es war jedes Mal eine Herausforderung, nicht hinzusehen. Ich lebte mit ihm jetzt seit vier Jahren (was vier frostige Winter in New York beinhaltete) im selben Gebäude, und ich hatte ihn noch nie in etwas anderem gesehen als in diesen Shorts.
    »Hi Jordan.« Er zeigte seine Zähne.
    Meinen Namen hatte ich ihm nie gesagt, aber er benutzte ihn seit drei Jahren.
    »Hi«, antwortete ich und war froh, dass ich seinen nicht wusste.
    »Wann wirst du mit mir zu dieser Straßen-Ka-ra-tay-Stunde gehen?«
    »Oh … ich weiß nicht«, sagte ich höflich und meinte niemals.
    »New York ist ein gefährliches Pflaster«, sagte er, als die Fahrstuhltür aufging, und zeigte mir seinen Riesenpenis. »Du kannst jederzeit zu 5B rüberkommen, dann kann ich dir ein paar Schritte zeigen.«
    »Ha, ha«, erwiderte ich, was heißen sollte, dass ich an ihm oder seinem Penis oder an irgendwelchen Bewegungen zu irgendeiner Zeit in irgendeinem Appartement in diesem Leben nicht interessiert war.
    Ich tauchte in meinem Appartement unter und begann die Post durchzugehen. Nichts Gutes. Eine Rechnung von der Citibank. Überfällig. Meine Mietrechnung. Auch überfällig. Ein Haushaltswaren-Katalog. Ein Angebot von Capital One, das mich teuflisch in Versuchung führte, Fonds von meinen anderen überfälligen Kreditkarten zu transferieren. Ein Umschlag mit Rabatt-Coupons. Eine Aufforderung von einem Kabel- TV -Anbieter, von meinem jetzigen zu wechseln, dessen Rechnung, wäre sie zwischen den heutigen gewesen, auch überfällig gewesen wäre. Und eine handschriftliche Nachricht von meinem Vermieter: ›Ich habe für letzten Monat noch keine Mietzahlung von Ihnen bekommen. Diese Form der Verspätung lässt mir keine andere Wahl. Bitte überweisen Sie unverzüglichst mit aller gebotenen Eile.‹
    Schlimmer als die Mahnung an sich war der aufgeblasene förmliche Ton der Nachricht. »Unverzüglichst?« Offensichtlich hatte er das Schreiben aus einem schlechten Handbuch für schlechte Vermieter kopiert, aber die Bedeutung war klar: Verbessern Sie meinen Cashflow oder Sie sind draußen. Die erste obdachlose Landau. Bald würde ich draußen sein und mit meiner Freundin ohne festen Wohnsitz ganztags Liedtexte zitieren.
    Ich dachte darüber nach, einen Indie-Film über mich zu machen. Ich würde ihn
Mieses Leben
nennen: ein Film über eine Frau, die glaubt, es wäre besser, wenn sie nicht auf die Welt gekommen wäre. Und nachdem sie einen Tag mit ihrem Schutzengel verbracht hat, ist auch der davon überzeugt.

3. Betrachte ihn als geküsst
    Ich war fast zwei Jahre lang mit Dirk zusammen. Wir befanden uns in so einer Art Warteschleife: Wir waren nicht glücklich, aber wir hassten uns auch nicht gerade. Die Sache fing zwei Jahre nach dem College an, und auch wenn es in den letzten Monaten nicht so gut lief, überwog immer noch das Positive vom Anfang.
    Wir begegneten uns zum ersten Mal im Slate, einer Sportbar im Zentrum, als es dort ein großes Notre-Dame-Spiel gab.
    Dirk arbeitete bei Stanton, Seal, Shafer & Long LLP , wo er sich mit Gesellschaftsrecht befasste – Kauf und Verkauf, Unternehmenstransaktionen, aber hauptsächlich war er für Fusionen und Übernahmen verantwortlich. Normalerweise dauerte es acht Jahre, bis man Partner wurde, aber Dirk schien sich auf der Überholspur zu befinden und versuchte MIT ALLEN MITTELN Partner zu werden. Er musste mindestens 250 Stunden im Jahr in Rechnung stellen, was so viel hieß wie 10 bis 12 Stunden Arbeit am Tag, manchmal auch an den Wochenenden.
    Dirk war ernorm stolz darauf, dass er einen Haufen von Stunden arbeitete und es trotzdem auf die Reihe kriegte, auf einen Drink auszugehen, sogar öfter, als wir es in der Werbung schafften. Ich hätte geschworen, niemals mit einem Typen auszugehen, der Sachen sagt wie »Ich liebe es, hart zu arbeiten und hart zu spielen«, aber ich legte das zu seinen
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