Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich
Autoren: Caprice Crane
Vom Netzwerk:
traurigen Ding abschließe«, sagte er und fuhr mit der Hand über die gemauerte Wand, die den Laternenraum umgab. »Vielleicht ist es ein Projekt für jemand anderen. Ich nehme die Erinnerungen mit nach East Village. Vielleicht auf die Lower Eastside.«
    »Du ziehst also um?«
    »Ich eröffne ein Restaurant«, sagte er, und jetzt war sein Lächeln leichter. »Wenn ich so auf mein Leben zurückblicke, dann möchte ich noch mehr sehen, als diesen Ort hier.«
    Er kam einen Schritt auf mich zu, und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, er wollte mich küssen, aber dann hielt er inne. »Wie war die Hochzeit?«
    Ich hielt meine linke Hand hoch, um ihm zu zeigen, dass ich keinen Ring trug. »Hat nicht stattgefunden«, sagte ich. »Auch wenn ich beunruhigend nahe dran war. Ich sollte dich wohl dasselbe fragen.«
    »Richtig«, sagte er und sah nicht weg oder nach unten, sondern mir direkt in die Augen. »Meine Hochzeit.«
    »Ja«, sagte ich und zog die Augenbrauen hoch.
    »Jamie Rheingold«, sagte er. »Meine Freundin vom College und ein paar Jahre später meine Freundin und dann, na ja. Sie und ich fuhren gemeinsam mit Freunden nach Vegas, waren ein bisschen betrunken und dachten, was zum Teufel, lass uns heiraten. Ich hatte vorher noch nicht einmal mit ihr drüber gesprochen, aber mit ein paar Schnäpsen im Schädel hörte sich das nach einer großartigen Idee an. Also gingen wir in die nächste Kirche und wurden getraut. Wir waren jung, rastlos und dumm …«
    »Und in Vegas«, sagte ich.
    »Und in Vegas … Viel weiter haben wir wirklich nicht gedacht, wie auch immer, wir haben es getan. Und es war für ungefähr zwei Jahre okay.« Er schien in seinem Kopf zu zählen. »Vielleicht anderthalb Jahre. Ich weiß es nicht so genau. Eines Tages wurde uns klar, dass es Ehe bedeutete. Wir konnten nicht einfach weggehen, wenn wir jemanden treffen würden, der besser zu uns passte, und je mehr wir uns auseinanderlebten, umso mehr wünschten wir uns das und fingen an, uns zu hassen.« Er schaute hinaus auf die Bucht. »Geschieden zu werden ist ein verdammter Albtraum, Jordan.«
    »Ich verstehe.«
    »Ein Jahr Trennung, Gerichtsverfahren. Aber es passiert«, versicherte er. »Wir haben den Papierkram schon hinter uns. Wir sind offiziell getrennt. Übrigens habe ich sie seit Jahren nicht geküsst.«
    »Mich hast du auch nicht geküsst«, sagte ich.
    »Auf jeden Fall ist es viel zu lange her«, sagte er, lächelte, beugte sich zu mir herüber und streifte meine Lippen mit seinem Mund, während er mir in die Augen sah – und als er lächelte, bildeten sich kleine Lachfältchen um seine Augen. Dann küsste er mich noch einmal, diesmal völlig entspannt und mit geschlossenen Augen. Und dann küssten wir uns wieder. Und wieder. Wir ignorierten den Regen und umarmten die Zukunft. Und für dieses durchnässte, aufgeschürfte Mädchen, dessen Erinnerung an die Liebe zu diesem Mann mit jeder Sekunde klarer wurde als eine mondhelle Nacht, die sich gegen den Nebel behauptet, war die Welt in Ordnung.
    ***
    Ich würde gerne sagen, dass meine Familie sich nach der ganzen Feuerprobe total verändert hat, aber das ist nicht passiert. Ich lernte, meine Familie so zu nehmen wie sie war, und auch wenn sie in bestimmten Punkten ein bisschen beschränkt war, so hatten alle auch gute Seiten.
    Ich zahlte meiner Mutter das Geld zurück, mit dem sie meine Mietschulden beglichen hatte, versöhnte mich mit dem Vermieter (und behielt den Vogel) und tilgte einen großen Batzen meiner Kreditkartenschulden (herrlich, wie geschockt die Stimme von Citibank-Cindy klang, als ich sie anrief). Das Geld hatte ich mir von Cat geliehen.
    Als ich meinen Nachbarn in Radlerhosen das nächste Mal sah, war ich gerade dabei, meinen Müll zu entsorgen. Er strahlte.
    »Hey, Jordan!«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Erinnerst du dich an mich?«
    »Ja«, sagte ich, während ich an seinem Elasthan-Paket hinuntersah und ihm dann wieder ins Gesicht schaute. »Zieh dir eine Hose an, verdammt nochmal!«
    Ich warf meinen Müll in die Container und ging zurück zu meinem Appartement, ohne seine Reaktion abzuwarten.
    ***
    Bei der Arbeit gingen die Dinge schnell wieder ihren (un)normalen Gang. Kurz nach dem Auffliegen ihrer Affäre hatte Lydia mit Kurt Schluss gemacht. Die Heimlichkeit der ganzen Sache war für sie wahrscheinlich der größte Reiz. Er bekam einen Job in einer anderen Agentur. Und es dauerte nicht lange, da wurde auch sie rausgeschmissen, weil sie nicht nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher