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Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt
Autoren: Emily Bold
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Petersplatzes den Warnblinker setzte, als wollte er etwas entladen. Er nickte Julien kurz zu. Ein Zeichen, dass alles vorbereitet war.
    Fay hätte den kräftigen Kämpfer lieber an ihrer Seite gehabt.
    Als sie den Rand des Petersplatzes erreichten, beeilte sich Fay, zu Julien nach vorne zu kommen. Rechts und links von ihnen nahmen die den Platz wie zwei Arme umschließenden Kolonnaden ihren Anfang, und Fay suchte panisch die dunklen Schatten zwischen den vielen Säulen nach dem Wanderer ab.
    „Bleib hinter mir“, forderte Julien, und sein Blick studierte ebenfalls abschätzend den Platz, die beiden Brunnen und die Kolonnaden.
    „Denkst du, er ist schon hier?“
    „Ich sagte, du sollst hinter mir bleiben! Was immer uns jetzt erwartet, ich will dich in Sicherheit wissen.“
    Lamar fasste Fay an der Hand und zog sie zurück.
    „Du lenkst ihn ab!“, knurrte er, und in seinem Blick lag eine deutliche Warnung.
    Eine bunte Gruppe Touristen löste sich vom Brunnen rechts des Obelisken und überquerte den Platz zur anderen Seite.
    Julien fluchte, und Fay wusste, er hatte gehofft, nicht so viele Menschen hier vorzufinden.
    Die Glocken von Sankt Peter schlugen ihr Mittagsläuten an. Eine der Touristinnen lachte schrill.
    „Dort!“
    Arjen zeigte auf den Obelisken. So kalt wie der Stein dahinter, lehnte der Wanderer an dem Relikt aus Neros Circus. An seiner Seite Chloé, die er besitzergreifend im Arm hielt.
    „Was hält uns noch gleich davon ab, ihn hier und jetzt einfach zu erledigen?“, fragte Lamar und strich sich über den Schädel. Dabei schwang sein Mantel auf, und Fay konnte einen Blick auf das Schwert an seiner Seite erhaschen.
    „Er hat meine Schwester!“, erinnerte sie ihn und fragte sich zum wiederholten Male, was diese Männer überhaupt glaubten, in der heutigen Zeit mit einem Schwert ausrichten zu können? Gab es nicht effektivere Waffen?
    „Nicht mehr lange“, erklärte Said, und Fay bekam Gänsehaut beim Geräusch der Klingen, die aus seinen Armstulpen unter dem Mantel in seine Hand glitten.
    Auf Juliens Befehl hin setzten sie sich in Bewegung und traten ihrem Feind entgegen.
    Als nur noch drei Meter zwischen ihnen standen, hob der Wanderer die Hand und zeigte auf die Kette, die Chloé an ihn fesselte.
    Fay hätte vor Erleichterung, ihre Schwester lebend zu sehen, beinahe geweint, aber sie war sich bewusst, dass die Gefahr noch nicht vorüber war.
    Chloé wagte es kaum, ihren Blick zu heben und sie anzusehen. Der Bluterguss auf ihrer Wange schimmerte im Sonnenlicht noch dunkler als zuletzt in der Krypta, und das weite, fließende Kleid aus weißer Seide war so geschnitten, dass es die schrecklichen Bissspuren und Würgemale an ihrem Hals deutlich zeigte.
    „Ich trenne mich nicht gerne von ihr“, erklärte der Wanderer und sah Chloé bedauernd an.
    „Sie schmeckt nach …“
    Chloé errötete stark, und er grinste.
    Er wusste, woran sie dachte.
    „… nun, das wird euch nicht interessieren.“
    Lamar legte Fay warnend die Hand auf die Schulter.
    „Bleib ruhig. Er spielt mit dir!“, raunte er ihr ins Ohr.
    „Mach sie los!“, forderte Julien und deutete auf die Kette, aber sein Gegner schüttelte den Kopf.
    „Erst will ich den Rubin.“
    Julien nickte, und Arjen trat mit dem Edelstein nach vorne.
     

    Marzias Magen rebellierte, seit sie Paschalis den Befehl zum Angriff gegeben hatte. Atemlos drückte sie sich an eine der Marmorsäulen, die Waffe in ihrer Handtasche fest umklammert. Um Unauffälligkeit bemüht, lief sie von den Kolonnaden hinüber zum Brunnen. Die wenigen Meter erschienen ihr endlos, aber weder die Hüter noch der Wanderer konnten sie hier sehen, wohingegen sie gute Sicht auf alles hatte, was sich am Obelisken zutrug. Sie bemerkte sogar das Zittern der jungen Frau, die an des Wanderers Seite stand.
    Sie fragte sich, ob Fischers Gardisten bereits auf Position waren oder ob sie im Moment allein ihren Feinden gegenüberstand.
    Tat sie das Richtige? Würden die Hüter wirklich ihre Drohung wahr machen und eine Allianz mit ihrem Peiniger eingehen, weil sie die Kirche für Gabriels Tod verantwortlich machten?
    Sie verfluchte Paschalis, der sie in diese Lage gebracht hatte, und wusste, Colombier würde sich nach einem Angriff auf ihn und seine Männer nicht länger an ihre Abmachung gebunden fühlen. Beging sie einen furchtbaren Fehler?
    Sie überlegte, ob sie umkehren sollte. Konnte sie Paschalis oder Fischers Söldner noch aufhalten, oder waren die Würfel bereits gefallen? Sie
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