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Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt
Autoren: Emily Bold
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andere Wahl, als ihm alles zu geben, was er verlangte.
    Die Gardisten kamen näher, und mit einem verächtlichen Blick auf das heulende Weib zu seinen Füßen hob er die Waffe und feuerte über ihren Kopf auf einen der Angreifer. Trotzdem war es ihr Schrei, der ihn die wenigen restlichen Stufen zur Basilika hinauftrug.
     

    „Fahr los!“, brüllte Lamar, nachdem er Chloé und die sich wehrende Fay in den Lieferwagen geschafft hatte. Sein Schwert war blutig wie das seiner Brüder, die noch alle Hände voll zutun hatten, sich gegen die Überzahl an Gardisten zu wehren. Said schlug sich mit den beiden Sarazenenklingen sehr gut, und Arjen hatte nicht weniger Gegner ausgeschaltet. Aber keiner außer Lamar schien bemerkt zu haben, dass Julien getroffen war.
    „Hilf ihm!“, schrie Fay und war nahe daran, wieder aus dem Wagen zu springen.
    „Verdammt, Weib!“, brüllte Lamar und stieß sie grob zurück. „Bleib da drin und kümmere dich um deine Schwester!“
    Cruz hupte, und Said und Arjen gaben ihre Abwehr auf und flohen zum Wagen. Lamar fluchte laut, als er erkannte, dass Julien inzwischen von Gardisten umringt war. Es war aussichtslos.
    „Komm schon!“, rief Arjen und zerrte an Lamars Mantel, damit dieser einstieg.
    Ohne seinen Blick von Julien zu nehmen, sprang er in den Laderaum, und Cruz donnerte mit durchdrehenden Reifen davon.
    „Seid ihr verrückt! Haltet an! Ihr könnt ihn nicht zurücklassen!“, kreischte Fay und ging auf Lamar los.
    Der war nicht in der Stimmung, zu diskutieren. Grob packte er Fay an den Schultern und schob sie zu ihrer Schwester.
    „Ihr Feiglinge!“, rief sie weiter, aber Lamar schnitt ihr das Wort ab.
    „Sei still! Wir befolgen nur Juliens verdammten Befehl!“
    Cruz raste die Straße hinab, und sie wurden ordentlich durchgeschüttelt. Darum rutschte Arjen zu ihnen und stabilisierte Chloé, die das Bewusstsein verloren hatte.
    „Die Mission kommt vor dem Einzelnen“, erklärte er, was Lamar meinte. „Julien wollte dich und deine Schwester auf jeden Fall in Sicherheit wissen. Dafür sorgen wir nun. Um ihn kümmern wir uns später.“
    „Aber er war verletzt! Angeschossen! Ihr könnt ihn doch nicht einfach da liegen lassen!“
    Fay zitterte vor Hilflosigkeit. Warum tat denn niemand etwas?
    „Hast du nicht die Überzahl gesehen? Sollen wir noch mehr Männer gefährden, in einem sinnlosen Versuch, Julien zu retten?“ Lamar war laut geworden. „Die Hellebarden, die sie auf ihn richteten, glänzten rubinrot! Es ist vorbei! Wenn sie ihn tot sehen wollen, dann ist dies ihre Gelegenheit!“
    Noch ehe Fay etwas erwidern konnte, hielt der Transporter an, und Said riss die Tür auf.
    „Kommt, ab ins Boot“, hetzte er und deutete auf das Schnellboot, das am Kai unter ihnen am Tiberufer festgemacht war. Cruz sprang bereits, mehrere Stufen auf einmal nehmend, hinab und löste die Leinen. Lamar hatte Chloé auf dem Arm. Said folgte dicht hinter ihm, und Arjen drängte Fay, einzusteigen.
    „Setz dich und halt deine Schwester fest!“, wies er sie an und gab Cruz das Zeichen, loszufahren.
    Mit Highspeed flog das Boot übers Wasser, und Fay klammerte sich an ihre Schwester. Ihre Tränen trockneten im Fahrtwind, und ihr rotes Haar schlug ihr ums Gesicht, sodass niemand ihr Entsetzen sehen konnte.
    „Was ist mit ihr?“, fragte Arjen und schob, ohne zu zögern, Chloés Kleid bis zu ihrer blutigen Hüfte nach oben.
    „Dieser Teufel!“
    Erschüttert sahen sie auf den Gürtel, den Chloé unter der weißen Seide trug. Wie Nieten waren innen rundherum messerscharfe Spitzen befestigt, die sich ihr bei dem Ruck an der Kette tief ins Fleisch gegraben hatten.
    „Was ist das?“, fragte Fay, die Mühe hatte, ihren Mageninhalt nicht von sich zu geben, so erschreckend war der Anblick.
    „Es ist eine Art Geißel. Um Demut zu lernen und Buße zu tun, fügte man sich früher auf verschiedene Arten Schmerzen zu.“
    Während er sprach, drehte er Chloé auf den Rücken und löste die Gürtelschnalle des Folterinstruments.
    „Man kann mithilfe der Gürtellöcher den Grad der Geißelung einstellen. Sie trug den Gürtel lose auf der Haut liegend, erst des Wanderers Ruck an der Kette trieb ihr die Spitzen in die Haut.“
    Er sah Fay mitleidig an.
    „Ihr Blut war sein Ablenkungsmanöver.“
    „Mach es ab!“, sagte Fay tonlos, ohne den Blick von den tiefen Wunden zu nehmen, die den mageren Körper ihrer Schwester verunstalteten. Die verblassenden Blutergüsse auf der Haut und die deutlichen Bisspuren
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