Von Flammen verzehrt

Sie ertrug die Nähe des Hüters nicht, darum ging sie zurück zum Fenster und stieß es weit auf. Der Morgen war nicht mehr weit.
    Wie gerne hätte sie Julien für seine grausame Abtrünnigkeit bestraft! Aber nun … sie drehte sich um und funkelte den leblosen Körper böse an. Nachdenklich sah sie hinüber zum mächtigen Tisch des Kardinals, wo noch immer ihre Pistole lag. Selbst im schwachen Licht der Kerzen erahnte sie den roten Schimmer ihrer Spezialmunition.
    Eigentlich sollte ihr Projektil in seiner verräterischen Brust stecken, nicht die einfache Kugel von Fischer!
    Aber dafür war es ja noch nicht zu spät!
    Sie griff sich die Pistole und trat damit an die Récamiere, als die ersten Sonnenstrahlen wie Nadeln hinter den Häusern hervorstachen und goldene Linien auf den Boden zu ihren Füßen zeichneten. Heißer Wind kam auf, und Papiere wirbelten vom Schreibtisch. Sie fluchte. Widerstrebend steckte sie die Pistole ein und trat an die Tür. Er war von Fischers tödlichem Schuss getroffen worden und gefallen wie jeder Sterbliche – aber jetzt, am Morgen danach, brachte ihn die Macht des Elixiers zurück.
    Marzia legte den Kopf schief und lächelte. Er würde es ihr sagen. Wie es war, zu sterben. Wirklich zu sterben, nicht durch den Zauber des Elixiers.
    Mit diesem Gedanken ging sie aus der Tür, ohne sich noch einmal nach den verzehrenden Flammen umzudrehen, in deren goldenen Nebel Julien Colombiers Körper erglühte.
     
     
     

    Die Jagd nach der Wahrheit geht weiter …
    The Darkest Red – Im Dunkel verborgen