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Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt
Autoren: Emily Bold
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sollte.
     

    Er war zufrieden. Chloé war genau dort, wo er sie haben wollte. Nun würde das Spiel in die nächste, spannendere Phase gehen. Nun würde er sich zurücklehnen und zusehen, wie Marzia und die Hüter sich in einen Krieg stürzten, der ihr aller Ende bedeuten konnte. Er würde Marzia mit ansehen lassen, wie ihm die Hüter die Wahrheit übergaben. Sie würde den Verrat derer spüren, mit denen sie ein Abkommen hatte, das ihrer Kirche Sicherheit verschafft hatte.
    Und dann – dann würde er endlich Rache an seiner Sklavin nehmen. Sie musste auf seinen Handel eingehen, wenn sie retten wollte, was zu retten war und ein für alle Mal den Hütern ein Ende bereiten wollte.
    Er öffnete eine Truhe und lächelte kalt, als sich seine Finger um Neros neunschwänzige Katze schlossen. Marzias Schicksal würde endlich wieder in seiner Hand liegen und sie zurück in die Rolle zwingen, in der er genussvoll mit der Peitsche ihren Rücken gezeichnet hatte.
    Die Rubine, die er gegen die Metallkugeln am Ende ausgetauscht hatte, brachen glänzend das Licht, als er sie voll Vorfreude durch seine Finger gleiten ließ.
    Marzias Ende würde der Anfang einer neuen Ära werden. Einer Ära mit Chloé. Nun hing alles davon ab, wie gut er sein Spiel mit der Französin bisher gespielt hatte. Er könnte verlieren … aber das glaubte er nicht.
     

    Paschalis war völlig außer Atem und hielt sich die stechende Brust, als er das Hauptquartier der Schweizer Garde erreichte. Die Augen aller zum Dienst eingeteilten Gardisten, welche die Kameras von hier aus überwachten, hefteten sich auf ihn, als er, nach Luft schnappend, hereinkam.
    „Eminenz?“, fragte einer und trat ihm in den Weg. Das war das Herz der päpstlichen Sicherheit, und selbst ein Kardinal konnte nicht einfach unangemeldet hereinkommen.
    „Hol Fischer! Es gibt einen Notfall! Schnell!“, verlangte Paschalis.
    Der Gardist zögerte, nickte einem seiner Kollegen zu, ein Auge auf den Besucher zu werfen, und wandte sich dann salutierend ab. Mit militärischem Stechschritt ging er davon und kam Augenblicke später in Begleitung des Kommandanten Erich Fischer zurück. Der Befehlshaber sah beunruhigt aus und winkte den Kardinal durch den Raum zu sich.
    „Was gibt es, Eminenz? Von welchem Notfall sprecht Ihr?“
    Paschalis zeigte das goldene Kruzifix, und Fischer presste die Lippen zusammen. Er verstand.
    „Droht uns Gefahr?“, fragte er und führte Paschalis umgehend in sein Büro. Dort trat er an die Wandvertäfelung aus Walnussholz und legte seine Hand auf das Kruzifix dort, das ein genaues Abbild dessen war, das Paschalis bei sich trug. Nur war das an der Wand um etliches größer.
    „Wir brauchen jeden Mann, den Sie entbehren können, Oberst. Es gilt, unsere Feinde auf dem Petersplatz zu stellen“, erklärte Paschalis kurz und bedeutete Fischer, sich zu beeilen. Der schob den Edelstein in der Mitte des Wandkreuzes nach oben und trat zurück, damit der Kardinal Marzias Schmuckstück in den nun sichtbaren Kolben stecken konnte.
    „Keine Sorge, Kardinal …“
    Die Wandvertäfelung glitt geräuschlos beiseite und gab den Blick auf eine beeindruckende Anzahl von Hellebarden und Messern frei. Sie hatten alle eines gemeinsam. Ihre rubinroten Spitzen.
    „… wir haben noch jeden Kampf gewonnen.“
     

    Fays Nerven lagen blank. Sie fühlte die Hitze des Tages wie durch ein Brennglas auf ihrer Haut, und es schien, als hätte jemand den Sauerstoff aus der Luft gefiltert. Sie war schwach und zittrig, als sie zwischen Juliens Männern die Engelsbrücke überquerte und die Via della Conciliazione, die Straße zum Petersdom, entlangging.
    Julien hatte darauf bestanden, sie bei Alessa zurückzulassen, aber sie hatte sich schlicht geweigert, seinem Befehl zu folgen. Er konnte vielleicht seine Männer herumkommandieren, aber ganz sicher nicht sie!
    Sie heftete ihren Blick auf seinen Rücken, der unter dem gleichen knielangen Ledermantel verborgen war, den auch die übrigen Hüter trugen. Die Blicke der Touristen, die sie damit auf sich zogen, schienen sie nicht einmal zu bemerken.
    Julien führte die Gruppe an. Lamar ging wie ein Gefängniswärter neben ihr her, und hinter sich spürte sie die rohe Kraft des orientalischen Kriegers Said und die Kampfbereitschaft des schlanken Arjen.
    Die Via della Conciliazione kam Fay unendlich lang vor. Wie der Weg zur Guillotine.
    Da half es nichts, dass Cruz gemächlich in einem grünen Lieferwagen an ihnen vorbeirollte und nahe des
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