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Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Titel: Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten
Autoren: Nagel & Kimche AG
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auf den Alltag bezogen, keine Rolle, ob es auf einer Scheibe kreuche oder auf einer Kugel. Aber die Menschheit sei es sich gleichsam schuldig, ihr Wissen ständig zu mehren, ein kulturelles Gebot. In die Grundlagenforschung zu investieren, sagt Herr Landua, habe sich stets gelohnt. So manches medizinische Gerät, Röntgen, Laser, Tomografie, wäre sonst nie entstanden, auch das World Wide Web nicht, am Cern zu Genf erdacht.
    Landua, die Gabel in der Hand, sagt: Was der LHC uns bringt, wissen wir nicht. Aber unsere Erwartungen und Hoffnungen sind groß, an der Schwelle zur Euphorie.
    Er lächelt, drückt einige Tasten am neuen iPhone und liest seine Einkaufsliste.
    Er müsse, sagt Herr Landua fast schüchtern, nach dem Mahl noch in den Laden, Bananen holen für die Jüngere und Strohhalme für die Ältere, die, ihre neueste Marotte, Flüssiges nur noch per Strohhalm aufnehme, und Alufolie für die Küche.
    Und wenn nichts entsteht von all den Dingen, die Sie sich wünschen – Herr Landua, was dann?
    Dann wissen wir, dass unsere Modelle falsch waren oder mangelhaft. Dass wir in andere Richtung suchen müssen. Aber anyway, der LHC eröffnet uns einen Blick ins Universum, wie es kurz nach dem Urknall war. Wir werden vermutlich Teilchen sehen, die es nur damals gab, vor 13700 Millionen Jahren, eine Billionstelsekunde lang.
    Was haben Sie davon?
    Erkenntnis! Wissen!
    Glück?
    Ja, Wissen ist Glück, wissen macht glücklich.
    Auf der Liste der Dinge, die die Fahnder des Cern sich von ihrem Mikroskop ersehnen, steht zuoberst das Higgsteilchen.
    Das Higgsteilchen ist gleichsam der letzte Ziegel des sogenannten Standardmodells der Teilchenphysik, ein mathematisches Gerippe, das die Bausteine aller Materie und die Kräfte beschreibt, die zwischen diesen Bausteinen wirken. Doch die Theorie hatte ein Leck – sie vermochte nicht zu erhellen, weshalb die Materie eine Masse hat, weshalb also die Dinge unserer Welt schwer sind und weshalb gewisse Teilchen schwerer als andere. Deshalb nahm der schottische Physiker Peter Higgs vor vierzig Jahren an, es müsse ein weiteres, bisher unbekanntes Elementarteilchen existieren, experimentell noch nie nachgewiesen, das allen Dingen des Universums Masse verleiht und damit Gewicht.
    Viele andere Sachen stehen noch auf der Wunschliste der Genfer, auch sogenannte supersymmetrische Teilchen, möglicherweise der Stoff jener dunklen Materie, die, laut Theorie, alle Galaxien, auch unsere Milchstraße, deren Teil die Erde ist, wie gigantische Kugeln umschließt.
    Die Masse unseres Universums besteht zu 96 Prozent aus Dingen, die wir nicht verstehen, aus dunkler Materie und aus dunkler Energie, sagt Herr Landua am Mittagstisch im Supermarkt. Der LHC wird uns helfen, darüber endlich mehr zu erfahren.
    Was ist dunkle Energie?
    Eine Art Antigravitation, sagt Landua, eine Kraft, die wohl bewirkt, dass sich die Ausdehnung des Universums seit einigen Milliarden Jahren wieder beschleunigt, dass das Universum sich ständig weitet. Mit ungeheurer Geschwindigkeit entfernen sich die Sterne voneinander, die Galaxien, immer schneller, immer schneller.
    Schließlich kauft man drei Bananen für die Jüngere, Strohhalme für die Ältere, Alufolie für die Küche, Rolf Landua ist Vater von drei Kindern, die bei ihm wohnen, täglich steht er kurz vor sieben Uhr auf, tritt dreimal in ihre Zimmer, bis sie wach sind, stellt sich dann in die Küche und macht Frühstück, Zucker auf die Grapefruit, aber nicht zu viel, das Ei over easy, aber nicht zu lange.
    Gibt es eine Weltformel?
    Herr Landua legt die Waren auf das Förderband, packt sie in eine Tüte, die Kassenfrau nennt eine Zahl.
    Ansätze zu einer Weltformel, zu einer Theorie von allem, gibt es längst, die Superstringtheorie. Die beschreibt alle Teilchen und Feldquanten – Feldquanten sind Teilchen, die für die Übertragung von Kräften zuständig sind – als winzige eindimensionale vibrierende Fäden von unvorstellbarer Feinheit, 10 -35 Meter. Verschiedene Schwingungszustände dieser Energiefäden entsprechen, so die Theorie, verschiedenen Elementarteilchen. Aber die Theorie glänzt ohne Widerspruch nur, wenn wir uns einen neundimensionalen Raum denken, in dem diese Fäden sich tummeln. Und sechs dieser neun Dimensionen sind während des Urknalls auf einen minimalsten Durchmesser zusammengerollt oder zusammengestaucht worden, vergleichbar einem Auto, das, wenn es in der Schrottpresse steckt, von drei auf praktisch zwei Dimensionen verformt wird – können Sie
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