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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst
Autoren: Amy Plum
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gestorben.« Ein weiterer Schluchzer bahnte sich seinen Weg, doch ich legte mir die Hand auf den Mund, um nicht schon wieder loszuheulen. Mamie sah verwirrt aus.
    »Wir müssen es ihr erzählen, Katie-Bean«, sagte Georgia. »Papy weiß ja schon Bescheid. Und du wirst Mamies und meine Hilfe brauchen.«
    »Sprich«, verlangte Mamie leise, also fing ich an. Und zwar von ganz vorne.
    Langsam und möglichst undramatisch, damit sich die Schockwirkung in Grenzen hielt, schilderte ich meiner Großmutter, was geschehen war. Mamies Gesichtsausdruck war wachsam. Sie war auf etwas Schlimmes gefasst, doch gerade als ich erwähnte, wie ich herausgefunden hatte, was Vincent und seine Anverwandten waren, hob sie eine Hand und brachte mich so zum Schweigen. »Das ist unmöglich«, sagte sie, ganz so als wäre die Diskussion damit beendet. »Ihr seid beide verrückt geworden, wenn ihr so etwas glaubt.«
    »Papy glaubt es auch«, sagte ich. »Das ist doch der Grund dafür, dass er mir verboten hat, Vincent wiederzusehen.«
    »Er hat was?«, entfuhr es meiner Großmutter. »Wann?«
    »Gestern.«
    Sie dachte einen Moment lang nach. »Deshalb ist er gestern erst so spät ins Bett gekommen und heute Morgen so früh verschwunden. Er ist mir bewusst aus dem Weg gegangen, weil ich sonst gemerkt hätte, dass etwas im Argen ist.« Mamie unterbrach ihr Selbstgespräch und sah mir in die Augen. »Antoine hat mit Sicherheit kein Wort davon geglaubt. Er ist doch nicht mal abergläubisch, mein liebes Kind!«
    Ich nahm ihre Hand. »Ich weiß, dass das schwer zu fassen ist. Die meiste Zeit hab ich ja selbst das Gefühl, in einem verzwickten Fantasyroman zu stecken. Aber Mamie, würdest du deine Zweifel vorübergehend noch im Zaum halten? Du kannst ja nachher ausgiebig mit Papy darüber sprechen. Lässt du mich erst zu Ende erzählen, bitte?«
    Und sie gab sich wirklich große Mühe, mich nicht noch einmal zu unterbrechen. Ab und zu hörte ich mal ein »Jaja, ich erinnere mich daran. Jetzt wird mir einiges klar« von ihr, wenn ich auf etwas anspielte, das sie nun im Nachhinein verstand. Wie zum Beispiel die Trennung von Vincent (und die anschließende Versöhnung) oder Vincents Ausraster beim Abendessen zum Thema Lucien.
    Eigentlich wollte ich den Teil überspringen, in dem Vincents Geist mich besessen hatte, um Lucien zu töten. Doch Georgia konnte sich nicht zurückhalten und ergänzte freimütig, was ich ausließ. Sehr zum Entsetzen meiner Großmutter. Als ich endlich zum Ende kam, klebten Mamies Hände praktisch an ihren Wangen, sie sah schockiert und betroffen aus.
    »Und jetzt haben die … Wie heißen sie noch gleich? Numa?«, fragte sie. Ich nickte. »Die Numa haben Vincents Körper?«
    »Sie hatten ihn. Sie haben ihn bereits verbrannt.«
    Es gelang mir wirklich, das auszusprechen, ohne dass mir die Luft wegblieb. Doch als ich das Entsetzen in Mamies und Georgias Augen bemerkte, liefen bei mir schon wieder die Tränen in Strömen. »Aber seine Seele existiert noch? Du kannst noch mit ihm reden?«, wollte Mamie wissen.
    »Wenn es ihm gelingt, sich von Violette zu lösen.«
    »Ich wusste gleich, dass mit dieser boshaften Zwergin was nicht stimmt«, murmelte Georgia und kaute an ihrem Daumennagel.
    »Und wieso nicht bei deinem ruchlosen Exfreund Lucien?«, wies Mamie sie zurecht. »Du hast Glück, wenn ich dir je wieder erlaube, eine Beziehung zu führen!« Sie wandte sich wieder mir zu und seufzte. »Ach, Katya, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Aber du glaubst uns?«, fragte ich und beobachtete sie aufmerksam.
    »Was bleibt mir anderes übrig? Außer vielleicht anzunehmen, dass ihr verrückt geworden oder einer Gehirnwäsche unterzogen worden seid. Oder Drogen genommen habt«, sagte sie mit einem Ton, der nahelegte, dass ihr eine dieser Erklärungen sogar lieber gewesen wäre als die Wahrheit. »Und Antoine hat davon gewusst?«
    »Erst seit gestern«, relativierte ich.
    Mamie seufzte erneut. »Ich sage das nur ungern, aber ich kann es deinem Papy nicht verübeln, dass er dir den Kontakt zu Vincent verboten hat.«
    Ich sackte in mich zusammen, doch Mamie signalisierte mir mit der Hand, dass sie noch mehr zu sagen hatte. »Ich habe gerade erst alle Zusammenhänge erfahren. Und ich möchte mich gerne dazu äußern, brauche aber einen Moment, um die richtigen Worte zu finden, damit ich dich nicht verletze.«
    »Wie bitte?«, fragte ich und wappnete mich schon innerlich gegen das, was kommen würde.
    Ich beobachtete ein sehr lebhaftes
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