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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst
Autoren: Amy Plum
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Information zu dem hatte, was da im Loiretal vor sich ging. Und je mehr ich wusste, desto größer wurde meine Chance, Vincent helfen zu können.
    Während JB sich der nächsten Gruppe zuwandte, bat ich Ambrose, noch einen Augenblick zu warten. Mit dem Rücken zu ihm gerichtet suchte ich in meinem Handy nach Brans Nummer. Der Anruf landete direkt auf seiner Mailbox. »Bran«, sagte ich leise, »hier spricht Kate.« Ich atmete aus und kniff die Augen zusammen. »Violette hat behauptet, ihre Handlanger haben Ihre Mutter umgebracht. Ich hoffe sehr, das war eine ihrer taktischen Lügen, aber falls es wirklich zutrifft, sollen Sie wissen, dass es mir aufrichtig leidtut. Sie können uns aber nach wie vor im Kampf gegen die Numa unterstützen. Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen. Bitte rufen Sie mich zurück, sobald Sie diese Nachricht abhören. Ganz egal, wie spät es ist.« Ich hinterließ ihm meine Nummer und legte auf.
    Ambrose wartete und beobachtete mich neugierig, bohrte aber nicht weiter nach. Er fasste mich kurz bei den Schultern und drückte leicht, ich zuckte zusammen. »Entschuldige, kleine Schwester. Ich hatte völlig vergessen, dass Violette dir gestern das Schlüsselbein gebrochen hat.«
    »Schon okay«, sagte ich und lehnte den Kopf an seine Schulter, während wir zur Tür gingen. »Schmerzen sind gar nicht so schlimm. Die zeigen ja, dass ich noch was fühlen kann.«
    Ambrose half mir in den Mantel. »Mach ich«, antwortete er jemandem, den ich weder hören noch sehen konnte, dann legte er mir vorsichtig den Arm um die Schultern. »Jules lässt dir ausrichten, dass du dir keine Sorgen machen musst«, sagte er. Zusammen passierten wir den Innenhof und traten durch das Einfahrtstor. »Violette hat größere Dinge vor, da wird sie sich nicht damit aufhalten, Vincent als Marionette einzusetzen und dich als Köder.«
    »Danke, falls mich das beruhigen sollte. Aber die Vorstellung, dass Violette bald als Supernuma mit Meisterkräften nach Paris stürmt, hat eher den gegenteiligen Effekt«, gab ich zu.
    Schweigend liefen wir die Straße entlang und kreuzten den Boulevard Raspail. Eine Kirchenglocke schlug zweimal, zwei leise, traurige Töne, die aus der Entfernung zu uns getragen wurden. Ein einsames Taxi sauste an uns vorbei, der sonst so belebte Boulevard war wie ausgestorben zu dieser frühen Stunde. Ein leichter Sprühregen setzte ein, also zog ich mir die Kapuze über den Kopf. Als sie wieder herunterrutschte, ließ ich sie dort. Die Tropfen fühlten sich gut an. Wie kalte Nadelspitzen. Ein weiteres Zeichen dafür, dass ich noch fühlen konnte. Dass zumindest ich noch einen Körper hatte.
    Wir bogen in die Straße ein, in der ich wohnte. Ich blinzelte zu Ambrose, kleine Regentropfen hatten sich in meinen Wimpern verfangen. »Es beunruhigt mich gar nicht so sehr, dass Violette Vincent manipulieren könnte. Das wird sie ja nur vielleicht machen. Mich bedrückt das, was ganz definitiv schon passiert ist. Dass sein Körper vernichtet ist, und zwar unwiederbringlich. Vince ist jetzt gezwungen, ein Geist zu bleiben«, meine Stimme brach, »bis in alle Ewigkeit.«
    Ich schauderte und Ambrose zog mich enger an sich. »Ich weiß«, seufzte er. In den Worten schwang eine Verzweiflung mit, die man ihm niemals ansehen würde. Er legte den Kopf schief, lauschte und nickte dann.
    »Was hat Jules gesagt?«, fragte ich.
    »Seinen Originalwortlaut kann ich vor einer Dame wie dir nicht wiederholen, Katie-Lou«, gestand er.
    »Ging es um Violette?«
    »Ja.«
    »Gut. Sie verdient es nicht anders, dieses hinterhältige Biest.«
    Ambrose lachte und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Schon standen wir vor meiner Haustür.
    »Jules, meinst du, du kommst nahe genug an Vincent heran, um mit ihm zu sprechen, ohne dass Violette davon etwas mitbekommt? Ich meine, falls er an sie gebunden ist … oder was auch immer.« Die Frage war an die Luft gerichtet.
    Ambrose lauschte für einen Moment und sagte dann: »Er wird sein Bestes geben. Aber wir sind ziemlich ratlos, was genau es mit diesem Bindunggedöns auf sich hat.«
    »Wenn du ihn wirklich erreichst, kannst du ihm dann ausrichten, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht? Und dass ich ihn niemals aufgeben werde«, sagte ich so gefasst wie möglich.
    Seufzend nahm Ambrose meine Hände in seine und beugte sich so tief zu mir, dass er mir direkt in die Augen schauen konnte. »Ich kenne dich ja nun schon ein bisschen, Katie-Lou. Ich weiß, dass es dich wahnsinnig machen wird,
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