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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst
Autoren: Amy Plum
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werden.« Obwohl meine Stimme fest klingt, kaufe ich mir das selbst nicht so hundertprozentig ab. Ich nehme seine Hand und zusammen steuern wir den Eingang an.
    Der Park ist von einem hohen eisernen Zaun umgeben und schon bald erkennen wir, dass der Eingang von vier stattlichen Numa in Polizeiuniformen bewacht wird. Während wir uns nähern, nicken sie Vincent zu und schielen besorgt zu den Wohnhäusern, die dem Park gegenüberliegen. Außerhalb des Parkgeländes stehen wir völlig in der Öffentlichkeit, hier wird nichts passieren.
    »Nur das Mädchen darf rein. Mit ihm.« Einer von ihnen deutet auf Louis. »Unsere Leute bleiben der Arena fern, also bleiben eure das auch.«
    Vincent schüttelt den Kopf. »Du lügst. Eine ganze Menge eurer Leute befindet sich nämlich bereits auf dem Gelände. Kate geht auf gar keinen Fall allein.«
    Die Numa betrachten ihn misstrauisch, einer von ihnen kramt ein Handy hervor. Er hält sich während des Gesprächs eine Hand vor den Mund, dann legt er auch schon wieder auf. »Unsere Anführerin sagt, sie befindet sich nur in Begleitung ihres Sicherheitspersonals. Deine Leute dürfen also mit hinein, aber niemand betritt das Amphitheater der Arena außer die Meisterin und ihre Geisel.«
    Geisel? , denke ich. Vincent hatte Violette doch erzählt, dass Louis aus freien Stücken auf unsere Seite gewechselt ist. Und die Numa, die unserem Kampf in der Passage entkommen sind, müssen ihr doch auch berichtet haben, dass er das Schwert gegen sie gerichtet hatte. Entweder will sie es also nicht wahrhaben oder sie täuscht Unkenntnis vor, um Louis vor ihren Anverwandten zu schützen.
    Vincent reckt zwei ausgestreckte Finger in die Luft, das Zeichen für die anderen, und schon strömen Bardia aus sämtlichen Seitenstraßen, aus dunklen Hauseingängen und geparkten Autos herbei und sammeln sich hinter uns. In meinen Augen sind sie ein Meer aus goldenen Flammen, das auf eine Wand aus glühenden roten Säulen trifft. Wir passieren das Eingangstor und laufen dann durch eine Art Korridor. Hohe Steinwände befinden sich rechts und links von uns, während unsere ganze Gruppe auf die Ruine des römischen Amphitheaters zuhält. Vincent und Jean-Baptiste bilden die Spitze, Charlotte und Arthur laufen hinter mir und flankieren Gaspard.
    Louis wirft mir einen verstohlenen Seitenblick zu. »Keine Sorge, Louis, wir händigen dich nicht aus«, sage ich. »Du bist nur hier, damit ich nah genug an Violette herankomme, um mit ihr zu kämpfen. Sobald du die Möglichkeit siehst, läufst du einfach zurück zu Vincent und den anderen.«
    »Ich werde dich nicht enttäuschen.« Es klingt fast wie ein Gelöbnis.
    »Ich weiß«, sage ich, nehme seine Hand und drücke sie kurz, bevor ich sie wieder loslasse.
    Als wir aus dem Gang heraustreten, öffnet sich vor uns die große, weite Arena. Gewaltige Steinstufen bilden einen Halbkreis um eine schmutzige Fläche, die so groß ist wie eine Manege im Zirkus. Ein identischer Gang befindet sich genau auf der gegenüberliegenden Seite von uns. Dort und auf der gefächerten Tribüne erwarten uns verdammt viele Numa.
    Mitten in der Arena wartet Violette. Sie steht dort allein, hinter ihr am äußersten Rand des Platzes lodert ein gerade erst entzündetes Feuer. Es wurde so viel Holz übereinandergeschichtet, dass der Stapel die Größe eines Lieferwagens hat. Die Flammen züngeln erst an einer Ecke. Zu Violettes Füßen liegt ein Leichensack, er ist geöffnet und Genevièves langes blondes Haar hängt heraus. Unbewusst tätschele ich den Griff meines Schwerts, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich für diesen Kampf bereit bin.
    Als Violette uns sieht, verzerrt sich ihr Gesicht zu einer siegessicheren Maske. Vincent und Jean-Baptiste zögern kurz und führen die Bardia dann fort von uns zu der Tribüne, die gegenüber von derjenigen liegt, auf der sich die Numa versammelt haben. Nur Louis und ich laufen weiter geradeaus.
    Erst anderthalb Meter vor Violette bleiben wir stehen. Die Flammen schlagen inzwischen hoch aus. Vor diesem Hintergrund wirkt sie wie ein bezaubernder, junger Dämon, ihre Augen sind nicht mehr als schwarze Kohlen und das lange schwarze Haar flattert in der Brise dieses frühen Morgens.
    »Jetzt sieh uns mal an«, sagt sie. »Wie anständig und manierlich von uns. Du hast, was ich will, und ich hab, was du willst. Wieso bringst du also so viel Verstärkung mit?« Violette legt den Kopf schief und verschränkt die Arme vor der Brust. So sieht sie aus wie ein
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