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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst
Autoren: Amy Plum
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Georgia und den Großeltern in Texas meine letzten lebenden Verwandten. Und ich liebe sie wirklich inniglich. Unser Kampf gegen die Numa soll nicht allein ihr Leben als sterbliche Bewohner von Paris sichern, verhindern, dass die Stadt in die Hände der Bösen fällt, nein, obendrein sind sie noch Zielscheiben für Violettes ganz persönliche Rachezüge geworden. Wenn ich scheitere, wird sie nicht lange zögern, sondern meine Großeltern schnellstmöglich ausfindig machen. Eine solch verlockende Gelegenheit würde sie niemals ungenutzt verstreichen lassen.
    »Ich muss das einfach tun«, antworte ich und weiche Mamies Frage aus.
    »Das wissen wir. Versicherst du mir trotzdem noch einmal, dass du wirklich schwer zu besiegen bist«, sagt Papy mit einem gezwungenen Lächeln.
    »Ich bin jetzt ein Revenant, Papy. Wenn ich sterbe, komme ich nach ein paar Tagen wieder zu mir.« Vorausgesetzt die Numa schüren nicht schon ein Lagerfeuer am Rande des Schlachtfelds oder planen, meine Leiche zu verschleppen, um sie an einem anderen Ort zu verbrennen. Diesen Gedanken spreche ich nicht laut aus, aber das muss ich auch nicht. Papy weiß das genauso gut wie ich.
    Mamie umarmt mich. »Ich habe dir die hier von zu Hause mitgebracht«, sagt sie und öffnet ihre Hand. Darin liegen die Eheringe meiner Eltern. »Du kennst mich gut genug, um zu wissen, wie wichtig mir symbolische Gesten sind. Nimm diese Ringe mit, als Erinnerung an die Liebe und Unterstützung deiner Eltern. Sie wären sehr stolz auf dich, Katya.«
    Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich hole das Band hervor und fädele die beiden Ringe zum signum und dem nun leeren Medaillon, das ich noch immer trage, obwohl es seinen Zweck längst erfüllt hat. Direkt nach unserer Ankunft aus New York hat Jeanne Vincent eine neue Haarsträhne abgeschnitten. Und eine meiner Strähnen hat sie heute nach meinem Bad bekommen. Das war wie eine kleine Versicherung, falls es zum Äußersten kommen sollte.
    Ich stecke die kleine Sammlung wieder unter mein Oberteil und klopfe durch den Stoff auf die Ringe, überzeuge mich davon, dass sie wirklich da sind. »Danke, Mamie«, flüstere ich.
    Sie nickt und lächelt, wischt sich dann eine Träne aus dem Augenwinkel und macht Platz für Papy. Er schlingt die Arme fest um mich und murmelt: »Pass gut auf dich auf, ma princesse .«
    »Mach ich, Papy«, verspreche ich und kämpfe gegen neue Tränen.
    Meine Großeltern betrachten mich ein letztes Mal, nicken mir stolz zu und verlassen dann das Zimmer. Ich schnappe mir ein Taschentuch aus der Packung vom Nachttisch und sammele mich. Als ich das Zimmer mit schnellen Schritten verlassen will, sehe ich mich aus dem Augenwinkel kurz selbst im bodenlangen Spiegel. Weil ich mich nicht sofort wiedererkenne, verharre ich davor. In der schwarzen Lederhose, den kniehohen Stiefeln und dem kettenhemdähnlichen Schutz, über dem ich ein schwarzes ledernes Oberteil und darüber einen langen Ledermantel trage, sehe ich aus wie eine Actionheldin.
    Vor Sorge und Anspannung sind meine Wangen gerötet, die Augen strahlen wie dunkle Sterne und die streng zurückgefassten Haare lassen mich älter erscheinen. Ich habe keine Ahnung, was mir bevorsteht, aber ich weiß ohne jeden Zweifel, dass mein Schicksal von mir eins verlangt: dass ich Violette gegenübertrete. Und ich bin bereit.
    Als ich die Eingangshalle betrete, kommen Jean-Baptiste und Gaspard gerade durch die Haustür.
    »Ihr seid zurück!«, rufe ich.
    »Eigentlich wollte ich mich noch ein paar Stunden erholen«, erklärt Gaspard mit einem Lächeln, »aber dann erreichte uns diese fast nicht zu entschlüsselnde Nachricht auf diesem mobilen Telefon …«
    Jean-Baptiste hält das Handy, als handele es sich dabei mindestens um Teufelswerk, wenn nicht sogar irgendetwas Außerirdisches. »Ich zitiere«, dann liest er vor. »›Leute, das Ding läuft an. Schwingt eure zarten Hintern her, aber flott.‹ Wie sollen wir eine so wohlformulierte Aufforderung abschlagen?«, äußert er trocken. Der Anflug eines Lächelns umspielt seine Mundwinkel und mir ist klar, dass weder er noch Gaspard das um alles in der Welt verpassen würden.
    »Genial! Ich wusste, dass ihr kommen würdet!«, jubelt Ambrose vom Treppenansatz herunter.
    »Sofort zurück ins Bett mit dir«, schimpft Jeanne, die hinter ihm erscheint und mit ausgestrecktem Arm auf seine Zimmertür deutet, »bevor du hier noch den schönen sauberen Teppich vollblutest. Los, marsch.«
    Ambrose grinst, salutiert, macht dann auf
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