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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst
Autoren: Amy Plum
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haben Aufzeichnungen darüber, ich habe es mit eigenen Augen auf einem ihrer Gemälde gesehen.«
    Violettes Augen schimmern, ihre Neugierde ist geweckt, trotzdem richtet sie die Schwertspitze nun direkt unter mein Kinn. Entweder kauft sie mir das nicht ab oder es ist ihr egal.
    »Selbst du kannst dich noch wandeln, Violette«, fahre ich fort. »Ich glaube nämlich auch nicht an diesen ganzen Vorbestimmungskram mit seiner Unabwendbarkeit. Wir kennen einen Flammenfinger, der die Seelen von Revenants auflösen kann. Der den Schmerz lindern kann, wenn ein Revenant dem Drang zu sterben widerstehen will. Und dafür gibt es auch einen ziemlich triftigen Grund, denn so sollte es ursprünglich sein, bevor es in der Vergangenheit aus irgendwelchen Gründen zum Bruch unserer Linien kam. Niemand kann dazu verdammt sein, für immer als etwas weiterzuexistieren, das er nicht sein möchte. Geneviève wollte nicht mehr. Und sie wird ihren Frieden finden.«
    »Mich gibt es seit einem halben Jahrtausend«, erwidert Violette. »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mehr weiß als du. Bei dir sind ja all die wunderbaren Meisterfähigkeiten völlig vergeudet.«
    »Was würdest du denn damit anstellen, Violette?«, frage ich.
    »Mit der Überzeugungskraft der Meisterin könnte ich mir alle Staatsoberhäupter unterwerfen und das Kommando über alle Numa übernehmen. Und wenn wahr ist, was du über das Sehen unserer Aura sagst, könnte ich meine Gefolgsleute – und vielleicht sogar deine – aus großer Entfernung sehen. Das ist die beste Voraussetzung, eine Numa-Armee zu bilden und ganze Bardiapopulationen auszurotten. Und mit der Stärke einer Meisterin? Tja, so wie es aussieht, bleibt mir die wohl vorbehalten, denn selbst als Meisterin scheinst du mir noch ein bedauernswert barmherziger Schwächling zu sein.«
    Ihr Vortrag scheint beendet, sie ist bereit für den Todesstoß. Ich erkenne an ihrem triumphierenden Gesichtsausdruck, der spielenden Oberarmmuskulatur und der leichten Rückwärtsbewegung, dass sie gleich ausholen und mit all ihrer Kraft das Schwert auf meinen Hals zuschnellen lassen wird.
    Louis, sobald sie schwingt, lässt du mich los und bringst dich in Sicherheit , denke ich.
    Ich schaue ihr direkt in die Augen. »Du willst meine Meisterkräfte, Violette? Dann komm, hol sie dir.«
    Ein böses Lächeln zeigt sich auf ihren Lippen, sie schließt beide Hände um das Heft des Schwertes. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sowohl Bardia als auch Numa von den Tribünen strömen, Schreie sind zu hören, die Schlacht geht los.
    Louis lässt mich los und ich sinke in die Hocke. Ihr Schwert saust durch die Luft, genau an der Stelle, an der kurz zuvor noch mein Hals gewesen war. Mir bleibt gerade genug Zeit, beiseitezuspringen und meine Waffe zu ziehen, bis sie erneut ausgeholt hat und mit der Klinge auf mich zielt.
    Violettes Schwert trifft klirrend auf meins, ich recke meins mit aller Kraft hoch, bis ihre Klinge abgleitet und sie rückwärts taumelt. Sie nutzt die Sekunde, sich nach Louis umzublicken. Nur ein paar Schritte entfernt steht er und beobachtet wie gelähmt unseren Kampf. Er sieht völlig verloren aus. »Verräter!«, schreit sie. »Was versprichst du dir davon, ihnen zu helfen? Glaubst du im Ernst, sie können dich von deinem Schicksal erlösen?«
    Der verlorene Gesichtsausdruck wandelt sich in einen verzweifelten. Hör nicht auf sie , sage ich.
    Schon richtet Violette ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. Ich kann mit ihr und ihren Angriffen Schritt halten, aber nur gerade so. Falls ich langsamer werden oder eine falsche Bewegung machen sollte, wird sie diesen Kampf gewinnen. »Ich bin schneller und stärker als du«, faucht sie, holt erneut aus, zielt diesmal auf meinen Führarm.
    Ich springe aus dem Weg. »Möglich. Dafür bist du eine bedauerliche Kreatur ohne Herz«, sage ich, treffe ihr Schwert noch im Schwung, weshalb sie einen Schritt zurückprallt. Unsere Anverwandten haben nun einen Kreis um uns gebildet und wagen es nicht, sich zu bewegen, bis unser Kampf auf Leben und Tod entschieden ist.
    »Ein Herz macht schwach«, sagt sie und starrt mich zornig an. »Wahre Stärke erfordert Gnadenlosigkeit.« Sie macht eine flinke Drehung und führt das Schwert beidhändig parallel zum Boden. Es zischt nur wenige Zentimeter an meinem Gesicht vorbei, ich weiche einen Schritt nach hinten aus.
    »Da bin ich anderer Meinung«, sage ich, schon ein wenig außer Atem. »Gerade in der Gnade liegt der Schlüssel. Du kannst fast
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