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Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Titel: Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt
Autoren: Patmos
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antwortete Reprobus. „Also gut, dann warte hier auf ihn. Und in der Zwischenzeit könntest du mir ein bisschen behilflich sein. Dafür will ich dir ein Dach über dem Kopf geben und dein täglich Brot.“ „Was soll ich für dich tun?“, fragte Reprobus. „Ich bin Fährmann für den Fluss, aber mein Boot ist kaputtgegangen. Da du so groß und stark bist: Könntest du die Menschen über den Fluss bringen, bis ich mein Boot repariert habe?“ Damit war Reprobus gerne einverstanden. Er schnitze sich einen tüchtigen Stecken und mit seiner Hilfe brachte er jeden Tag die Menschen auf seinen starken Schultern von der einen auf die andere Flussseite.
    Eines Nachts erwachte er aus einem unruhigen Schlaf, weil er jemanden am anderen Ufer rufen hörte. Reprobus stand von seiner Matte auf und ging nach draußen, um zu sehen, wer um diese nächtliche Zeit den Fluss überqueren wollte. Er traute seinen Augen kaum, als er am anderen Ufer ein kleines Kind stehen sah, das ihn gerufen hatte. Doch dann zuckte er mit den Schultern, nahm seinen Stab und stapfte ins Wasser. Auf der anderen Seite beugte er sich freundlich zu dem Kind hinunter und ließ es auf seine Schulter krabbeln. „Nun geht es los, kleiner Mann, halt dich gut fest“, sagte er und stiefelte los.
    Sonst machte ihm seine Arbeit Spaß und es war ihm ein Leichtes, den Fluss zu durchqueren. Doch in dieser Nacht wurde ihm jeder Schritt immer schwerer, er hatte das Gefühl, das Wasser steige ihm bis zum Hals und das Kind würde mit jedem Schritt immer schwerer. „Mein Gott, es fühlt sich an, als hätte ich die Last der ganzen Welt auf der Schulter!“, dachte er, während er gegen die Flut ankämpfte und tapfer einen Schritt vor den anderen setzte.
    Als er endlich am anderen Ufer angelangte, setzte er das Kind ab und sagte zu ihm: „Du hast mich in große Gefahr gebracht, mein Kind. Du wurdest mir auf meinen Schultern so schwer, als hätte ich die Last der ganzen Welt zu tragen!“ Da antwortete das Kind: „Da hast du recht, Reprobus, denn weißt du, wen du wirklich getragen hast? Ich bin Christus, der, den du gesucht hast, und ich habe dich gefunden. Auf meinen Schultern liegt die Welt und so lag sie nun auf deinen. Und da du mir beim Tragen geholfen hast, wenn auch nur für einen kurzen Moment, sollst du nicht mehr Reprobus, sondern Christopherus genannt werden. Das heißt: ‚Der Christus getragen hat‘. Und das soll dir zum Zeichen sein, dass du weiß, du hast nicht geträumt: Nimm deinen Stecken und pflanze ihn vor die Tür des Weisen. Morgen früh, wenn du erwachst, wird er Blätter und Früchte tragen.
    Im selben Augenblick war das Kind verschwunden. Christopherus aber steckte seinen Stab neben die Haustür des Weisen und als er morgens aufstand, trug er tatsächlich Blätter und Früchte.
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    Namenstag:
    24. Juli

Nikolaus hat ein Geheimnis
    Nikolaus war schon einige Zeit Bischof in Myra, aber es gefiel ihm gar nicht, mit Mitra und Stab herumzulaufen und sich von den Menschen den Ring küssen zu lassen. Viel lieber ging er unerkannt in seinen ganz alltäglichen Kleidern unter den Menschen seiner Stadt spazieren und sah zu, wo er ihnen helfen konnte.
    Dazu gehörte auch, dass er sich immer auf dem Marktplatz die Schuhe putzen ließ von den vielen Jungen, die hier ihre Dienste anboten. Er wusste, dass ihre Familien arm waren und sie damit ein bisschen was dazu beitragen konnten, damit alle genug zu essen bekamen. Außerdem kam Nikolaus so mit den Jungen ins Gespräch und er konnte ganz unauffällig fragen, wie es denn zu Hause ging. Zudem steckte Nikolaus den Jungen immer ein paar Taler extra in die Tasche, wenn sie es nicht merkten, weil sie gerade mit ihrem Schuhputzzeug beschäftigt waren.
    Eines Tages ging Nikolaus wieder zu einem von ihnen und ließ sich auf dem Schuhputzerstuhl nieder. „Einmal blitzblank“, sagte Nikolaus freundlich. „Aber sicher, der Herr“, antwortete der Junge und begann zu putzen. „Warum bist du eigentlich nicht in der Schule?“, fragte Nikolaus, während der Junge eifrig ans Werk ging. „Das geht leider nicht“, sagte er, ohne aufzuschauen. „Meine Mutter ist schon vor ein paar Jahren gestorben und nun ist mein Vater auch noch krank geworden. Ich muss sehen, dass ich mit meinen Brüdern ein bisschen Geld verdiene, damit wir durchkommen.“ Nikolaus tat der Junge schrecklich leid. „Das ist aber schlimm“, sagte er. „Na ja, für uns geht es noch. Aber unsere drei Schwestern, die wollten heiraten, was nun nicht
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