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Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Titel: Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren
Autoren: Irisiana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Menschen, sich wieder als Teil der Natur, als Teil des großen Ganzen zu erleben.
    Vielleicht will uns diese alte Weisheit sagen, dass die Rauhnächte generell eine Zeit des Lauschens auf die Kräfte der Natur sind, deren Weisheit die Antwort auf unzählige Fragen
enthält. Man müsste sie nur verstehen – doch wenn wir wirklich zuhören, dann geht dieser uralte Wunsch in Erfüllung.
    Aber auch einander könnte man besser zuhören, statt nur die eigene Meinung an den Mann oder die Frau bringen zu wollen. Auch der Mensch ist ja letztlich Natur. In vielen Fragen käme man ein gutes Stück voran, würde man der Natur im Gegenüber lauschen.
    Und was erfährt eigentlich jemand, der uns lauscht? Wie ist unser Umgang mit Sprache? Was sagen unsere Gesten, unsere Erscheinung? Was unsere Kleidung, unser Auftreten? Welche Natur bringen wir nach außen?
    ORDNUNG SCHAFFEN
    Das klingt vielleicht zunächst nicht reizvoll. Doch es hat seinen tieferen Sinn. Geht etwas Altes zu Ende, wird automatisch meist erst einmal Ordnung gemacht. Ist die Party vorbei, wird die Küche aufgeräumt. Ist ein großes Projekt abgeschlossen, wird auf dem Schreibtisch neu sortiert. Ist eine Beziehung – auf welche Weise auch immer – auseinandergegangen, gibt es oft eine Zeit der Trauer, und irgendwann wird entrümpelt, umgeräumt oder gar renoviert, damit Platz für einen neuen Lebensabschnitt entsteht.
    Unsere Ahnen kannten diesen Zug im Menschen auch, sie empfahlen, insbesondere während der Zeit zwischen den Jahren Ordnung zu machen und alles Unerledigte abzuschließen. Erst dann lässt sich nämlich unbeschwert etwas wirklich Neues beginnen. Dazu kam sicher die Überlegung, dass sich in einem unordentlichen Haus die umherjagenden Geister viel
leichter verfangen oder verstecken können. Zudem kann Frau Holle, die jetzt auf der Erde umherzieht, zornig werden, wenn sie unaufgeräumte Wohnungen sieht. Ordentliche Menschen hingegen kann sie durchaus reich beschenken.
    Dieser Brauch des Ordnungmachens kann also wörtlich genommen werden. Und er bringt klare Fragen auf den Plan: Wo sollte entrümpelt werden, in der Wohnung, im Kopf, im Herzen? Welche Rechnungen sind noch offen, finanzielle oder auch emotionale? Wo sollte man noch einen Schritt auf jemanden zu machen, damit ein Konflikt beendet wird? Wo hat man noch ein Hühnchen zu rupfen, und wo sollte man endlich verzeihen? Jetzt ist die beste Gelegenheit, Tabula rasa zu machen – und den neuen Freiraum dann genüsslich mit dem zu füllen, was sich jetzt richtig anfühlt oder einfach an der Reihe ist.
    DIE PERCHTEN
    Zur Zeit des Dunkels, der Wilden Jagd, der umhergeisternden Untoten, gehören immer auch die Gegenkräfte: die Kräfte des Lichts, die Vertreiber des Bösen. Vor allem im Alpenraum, so hatten wir gesehen, ist es die Aufgabe einiger Perchten, sich mit dem Dunkel anzulegen. Junge Burschen verbergen sich dazu unter den Masken der Perchten, die das Böse und die Kälte des Winters vertreiben sollen.
    Heute haben viele Menschen so ihre Probleme mit der zornigen Selbstbehauptung, mit dem inneren Krieger, der Percht in sich selbst. Mal entschieden einen Störenfried in die Schranken weisen, für sich selbst einstehen, entschlossen
einen Kampf wagen – das kommt manchen unedel, unerleuchtet, wenig souverän vor. Zurück bleiben aber meist eine lähmende Wut und nagender Groll. Wir wäre es, die Rauhnächte zu nutzen, um sich mit der kämpferischen Natur in sich selbst ein wenig anzufreunden? Die Perchten sind da sicher gern dabei.
    DIE BÖLLEREI ZUM JAHRESWECHSEL
    Dieser Brauch – heute mit deutlich größerer technischer Raffinesse ausgeführt als früher – kann unverändert dazu dienen, das Böse, Dunkle, Kalte zu erschrecken und zu vertreiben. Wer Lärm macht, behauptet sich und seinen Platz. Das Unangenehme wird mit dem Unangenehmen – einem Höllenlärm und Höllengestank – in die Flucht geschlagen.

WAS WÄRE DIE WELT OHNE BRÄUCHE?
    D iese Frage ist nicht als Seufzer gemeint, mit dem der »guten alten Zeit« nachgeweint werden soll. Nein, sie ist tatsächlich als Frage gemeint. Was wären wir ohne Bräuche, Gepflogenheiten, Althergebrachtes? Ohne sich gleichsam rituell Wiederholendes, das auch Geister und Wesen »anderer Welten« und insbesondere das große Ganze einbezieht?
    Wir könnten es als Gegenpol zu unserer durch und durch rational gewordenen Welt betrachten, als gesunden Ausgleich, der uns in unserem Denken und Fühlen, Handeln und Sein bereichert: Vielleicht
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