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Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Titel: Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren
Autoren: Irisiana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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abgeliefert und das erhoffte Geld nicht erhalten. Ref 3

    Trübsinnig schritt er einher und achtete kaum des Weges. Da sah er plötzlich bei Krischa rechts am Wege ein Wäldchen, das hell erleuchtet war. Neugierig geworden, wollte er doch einmal sehen, was da los war. Er ging vorsichtig näher. Da trat ihm plötzlich ein kleines, kaum vier Spannen hohes Männchen entgegen, grüßte ihn und sagte, er solle nur näherkommen, ihm sei heute noch eine große Freude beschert. Das ließ sich der Strumpfwirker nicht zweimal sagen. Wie erstaunte er aber, als er sah, dass all die kleinen Fichten wie Weihnachtsbäume mit Äpfeln, Nüssen, Mandeln und Zuckerwerk behangen waren.
    »Nimm dir, so viel du magst«, lud iihn das Männlein ein, »und gib’s deinen Kindern!«
    Rasch packte er seinen Sack voll und wanderte weiter über Weißenberg nach Bautzen zu. Wie schwer aber wurde ihm die Last! Kurz vor der Stadt konnte er den Sack kaum noch schleppen und erreichte endlich müde und matt sein Haus.
    Die Kinder warteten schon lange. Erschöpft ließ er den Sack von der Schulter
gleiten und freute sich schon auf die Überraschung, wenn sie die Äpfel und Nüsse vorfinden würden. Aber was war das! Statt der verschiedensten Leckereien kullerten Goldstücke aus dem Sack, lauter schwere, alte Münzen! Nun hatte alle Not endlich ein Ende.
    STETS EIN LICHT IM FENSTER
    Früher stellten die Bauern in den heiligen Nächten an alle vier Seiten ihres Hofes eine Kerze. Die Wilde Jagd hatte so keine Chance, Haus, Hof, Vieh und Mensch zu stören. Manchmal gingen diese Kerzen auch aus, ganz gleich, wie gut man sie vor dem Wind geschützt hatte. Es war sicher ein unheimliches Gefühl, in einer solchen Nacht wieder hinausgehen und das Licht neu entzünden zu müssen.
    Die Menschen damals hatten einen deutlich stärkeren Bezug zum Dunkel als wir heute. Und so hatte auch das Licht ein anderes Gewicht, insbesondere in der Zeit, in der es sich rar machte. Jede Nacht Kerzen brennen zu lassen, das war teuer, eine nicht unerhebliche Investition, die dennoch sein musste. Stand das Licht doch immer auch – ob bewusst oder nicht – für das eigene Lebenslicht, für das der Mensch Sorge tragen muss.
    Wir heute schmücken den Garten und die Fenster mit Lichterketten, teilweise bunt und sogar blinkend. Speziell während der zwölf Rauhnächte ist es ein moderner Brauch, ein Kerzenlicht ins Fenster zu stellen, das die Nacht über brennt. Das kann unsere Erinnerung daran sein, das Licht in sich selbst, in den eigenen, den inneren Räumen zu bewahren. Dieses Licht ist ein Gegenpol zum Dunkel dieser Zeit im Jahr.
Es ist eine Abgrenzung gegen die Schatten, die die Macht übernommen zu haben scheinen.
    Steht ein Licht im Fenster, bleibt allerdings eines nicht aus: Man selbst wirft dann einen Schatten an die Wände der Zimmer. Was könnte das im übertragenen Sinn bedeuten? Die eigenen inneren Schatten anzusehen und zu akzeptieren, dass sie da sind, wird auf dem Lebensweg eines Menschen wohl immer auch dazugehören. Und warum nicht diese Zeit dafür nutzen, in der Licht und Dunkel ohnehin die alles beherrschenden Themen sind?
    KEINE WÄSCHE WASCHEN
    Früher war auch dies ein Brauch: keine Wäsche waschen und nichts zum Trocknen nach draußen hängen. Dass die Wäsche während der Rauhnächte nicht und vor allem nicht über Nacht draußen aufgehängt werden sollte, lässt sich relativ leicht begründen: Die Wilde Jagd treibt allerlei Untote und verlorene Seelen vor sich her, die in höchster Not natürlich Unterschlupf suchen. Leicht können sie sich in der Wäsche verfangen und dann Unheil über deren Besitzer bringen.
    Und heute? Sicherlich ist es gerade in einem Haushalt mit Kindern kaum möglich, über einen so langen Zeitraum von fast zwei Wochen nicht zu waschen. Wörtlich muss diese Anweisung aber auch nicht verstanden werden. Vielleicht heißt es einfach, nicht oder zumindest nicht schwer zu arbeiten. Denn schwer war das Wäschewaschen früher zweifellos, mit Bürste und Waschbrett am Brunnen, im eiskalten Fluss oder in diversen Zubern im Hof.
    Man könnte sich daher heute erlauben, in dieser Zeit außerhalb des Gewöhnlichen alles das nicht zu machen, was wirklich schwerfällt, was man selbst als schwer empfindet. Für manche ist das vielleicht die Steuererklärung – kann sie noch warten? Andere quälen sich damit, immer erreichbar zu sein – vielleicht muss das in dieser Zeit gar nicht rund um die Uhr sein? Könnten jetzt nicht ausschließlich Ruhe,
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