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Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren

Titel: Vom Zauber der Rauhnächte - Weissagungen, Rituale und Bräuche für die Zeit zwischen den Jahren
Autoren: Irisiana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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wünschen.«
    Die Königin wollte nur nach Hause, der Lehrer wünschte sich, dass alles seine Ordnung habe und wieder nach den Naturgesetzen verlaufe. Und die Alte und ihre Tochter gerieten darüber, was wohl der beste Wunsch sei, so in Streit, dass sie sich in kläffende Hunde verwandelten.
    Derweil hatten die Brüder das arme Mädchen reich beschenkt, mit Pelzen und schönen Kleidern, einem Schlitten und prächtigen Pferden. Die Königin trat zu ihm hin: »Nimm uns mit nach Hause, ich werde dich reich belohnen.«
    »Danke, ich brauche deinen Lohn nicht«, antwortete das Mädchen. Die Königin zitterte vor Kälte und war ratlos.
    »Vielleicht musst du sie bitten«, empfahl Bruder Januar.
    »Das kann ich nicht so gut, aber ich werde es versuchen«, sagte sie unsicher. »Mädchen, bitte nimm uns mit nach Hause, uns ist so schrecklich kalt.«
    »Aber gern, und Pelze und Decken könnt ihr auch haben.«

    Und so brachen sie auf, in Richtung Dorf und Schloss. Das Mädchen dankte den zwölf Brüdern innig für ihre Gaben und ihre Unterstützung.
    »Leb wohl und vergiss uns nicht«, riefen sie ihm zum Abschied nach, »wir kommen dich besuchen, immer einer von uns, und wir bringen dir die Geschenke des ganzen Jahres mit.«



BRÄUCHE SIND MAGIE
    F ür unsere Ahnen hatten Bräuche wesentliche Funktionen: Sie sollten entweder etwas Negatives verhindern oder etwas Positives bewirken. Im Sinne des Weiterlebens, der Fruchtbarkeit bei Mensch und Tier und des Gedeihens auf den Feldern einigte man sich kollektiv auf einzelne Verhaltensregeln, die eine bestimmte Wirkung haben sollten. Oftmals steckte Erfahrungswissen dahinter und häufig eine Logik, die einer viel stärker ganzheitlichen Sicht entsprang, als wir sie heute haben. Dazu gehörte auch, dass man die »Geister« nicht verärgern durfte. Das mag für uns heute seltsam klingen. Doch verbirgt sich dahinter nicht vielleicht auch das Wissen, die geistige Welt und alle Wesen, die mit uns diesen blauen Planeten bevölkern, zu achten?
    DIE BRÄUCHE DER RAUHNÄCHTE
    In der Zeit zwischen den Jahren ist das Alte vorbei, aber das Neue ist noch nicht greifbar. Wir hängen gewissermaßen in einem Spalt zwischen den klar geregelten Dingen des alltäglichen Lebens. Eine gefährliche Zeit. Die Tore zu den Anderswelten stehen weit offen, allerlei Kräfte mit guten oder weniger guten Absichten werden spürbar. Die Rauhnächte nahm man daher sehr früh schon als willkommenen Freiraum für allerlei Gespenster und Geister wahr. Kein Wunder also, dass es besonderer Regeln bedurfte, diese Zeit schadlos zu überstehen
und sogar das Beste daraus zu machen. So entwickelten sich viele Bräuche für diese besondere »Jahreszeit«, einerseits regionaltypisch, andererseits weite Gegenden übergreifend. Kaum jemand kann sie in allen Facetten aufzählen. Hier nur eine Auswahl aus all den Bräuchen, die uns zu Ohren gekommen sind. Viele sind ländlich geprägt und haben heute an Bedeutung verloren. Andere passen auch zu einem modernen Großstadtleben.
    BRÄUCHE UND REGELN DER ZEIT ZWISCHEN DEN JAHREN
Gehöfte werden mit geweihten Kerzenlichtern umstellt, damit die Wilde Jagd sie in Ruhe lassen muss.
Jede Nacht stellt man ein Licht ins Fenster, um von bösen Geistern verschont zu bleiben.
Nach Einbruch der Dämmerung sollte man nicht mehr hinausgehen – allenfalls mit einem geweihten Licht in der Hand.
Vielerorts wird am 6. Januar geräuchert, um alles von den alten Energien zu reinigen. Manche räuchern zusätzlich am 24. und am 31. Dezember, andere tun es täglich.
Wie das Wetter während der Rauhnächte ist, so ist die Tendenz in den jeweiligen Monaten im folgenden Jahr. Vor allem für Bauern eine wichtige Regel.
Während der gesamten Rauhnächte sollten alle Räder still stehen.
Es sollte keine Wäsche gewaschen oder zum Trocknen aufgehängt werden.
Man sollte nicht streiten, fluchen, schimpfen oder mit den Türen schlagen.
Man sollte Tieren um Mitternacht eine Extraportion Futter geben, und man kann sie in dieser Zeit sprechen hören.
Es ist überhaupt die Zeit des Lauschens, man sollte sich daher gegenseitig viel erzählen und besonders gut zuhören.
Wenn sich Liebespaare in dieser Zeit häufig sehen, verstärkt das die Bande zwischen den beiden Partnern.
Man sollte anderen möglichst viel und von Herzen schenken und auch niemals einen Bettler oder Bedürftigen abweisen.
Herzliche, gute Bauern erlaubten ihrem Gesinde früher, in dieser Zeit länger mit in der warmen Stube zu sitzen als sonst im
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