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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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Rentiergespann abzuholen und als Futter f ü r ihre K ü he zu verwenden. Einmal hatte wieder ein alter Lappe auf einer der Inseln, eben auf dieser, einen Schober errichtet, und der war so gro ß und stattlich ausgefallen, dass sich im Fr ü hling ein Seeadlerp ä rchen darauf niedergelassen hatte, um zu nisten. Die V ö gel hatten sich oben auf der Spitze ein gewalt i ges Reisigschloss gebaut, und das Weibchen br ü tete gerade, als der Alte mit seinen Rentieren kam, um das Heu abzuholen.
    » Der Kerl musste ganz schnell Rei ß aus nehmen, weil die A d ler n ä mlich die Rentiere angriffen, kann man sich ja de n ken, br ü tende Seeadler! Das Gespann galoppierte, ohne anz u halten, bis zum Ukonkivi, und da musste der Alte den G ö ttern erst viele Opfer bringen, ehe er die Weiterfahrt nach Hause riskie r te. «
    » Was wurde aus dem Heu? «
    » Kein Mensch wagte es dort wegzuholen. Es blieb liegen, und im Herbst kam ein B ä r, kroch in den Schober hinein und baute sich seine H ö hle. Im n ä chsten Fr ü hjahr war unten eine B ä re n h ö hle, und oben auf der Spitze ein Seeadlernest. «
    » Und das Heu eignete sich dann vermutlich nicht mehr f ü r die K ü he? «
    » Welche Kuh frisst schon altes Heu, das von Adlern bekackt und vom B ä ren zerw ü hlt worden ist …, ein enormer Schaden f ü r einen armen Lappl ä nder. «
     

5
     
    Auf den Suovasaari-Inseln stand zu Lenas Entt ä uschung kein einziger Heuschober mehr. Aber es gab eine Kochstelle und Brennholz, und dorthin zog Hermanni seine Fracht, trug die Patientin ans lodernde Feuer und machte Essen. Und w ä hrend Lena schlief, ging er Fische fangen. Er beabsichtigte, die Wa n derung erst abends fortzusetzen, wenn die Sonne tiefer stand und es k ä lter wurde, sodass der Matsch auf dem Eis ü berfror und der Schlitten besser glitt. Und wieder holte er Saiblinge herauf, gut zehn St ü ck, es waren muntere Burschen von je einem halben Kilo Gewicht. F ü rs Essen war vorerst gesorgt, dachte Hermanni zufrieden. Zu sp ä ter Stunde erwachte Lena Lundmark und erkundigte sich, ob es Abend oder Morgen war.
    » Wir haben schon Nacht, und ich will Madame nachher noch bis aufs Festland ziehen. «
    Hermanni hatte geplant, nach S ü ds ü dwest zu wandern, zur f ü nf Kilometer entfernten Landzunge Kankiniemi. Soweit er sich erinnerte, begann dort eine feste Stra ß e, auf der sie ins Gesundheitszentrum von Ivalo gelangen konnten, mit ein wenig Gl ü ck w ä re auf der Stra ß e vielleicht sogar ein Auto unterwegs. Die andere Alternative war, den Korbschlitten ü ber eine Strecke von zwei Meilen, am Ukonkivi vorbei, in die Or t schaft Inari zu ziehen, von wo man nat ü rlich mit dem Auto nach Ivalo gelangen konnte.
    Lena Lundmark erkundigte sich, ob der Ukonkivi eben jene Felsinsel war, die die Lappl ä nder seinerzeit als Opferst ä tte benutzt hatten. Davon hatte sie als Kind in der Schule geh ö rt.
    » Genau die. «
    » Oh, nehmen wir doch jenen Weg! «
    Sie schlug vor, auf der Insel irgendetwas zu opfern, vielleicht w ü rde es ihnen helfen. Hermanni willigte ein:
    » Na gut, meinetwegen. «
    Hermanni schlang sich das Seil um die Schulter und wandte sich nach Nordwesten. Er umwanderte die K ä yr ä nokka-Inseln und gelangte erst in den fr ü hen Morgenstunden zum f ü nf Kilometer entfernten Ukonkivi. Auch dies war eine schwere Wegstrecke gewesen, aber die h ä rtere Pr ü fung stand ihm noch bevor, denn Lena Lundmark wollte unbedingt auf die Spitze des hohen Felsens. Hermanni erbot sich, in die Opferh ö hle, die seitlich lag, hinaufzuklettern und dort die erforderlichen Opfer darzubringen, Dinge aus seinem Rucksack, etwa Zwiebeln und einen Fischkopf, womit die Sache erledigt w ä re. Aber Lena gab nicht nach, sondern bat und bettelte. Hermanni war es schlie ß lich leid, er nahm sie huckepack und erklomm den Dutzende Meter hohen Felsen. Ein angenehmer Duft wehte ihm in die Nase. Die Schwedin hatte es nicht mal in der h ö chsten Not fertiggebracht, ihr Parf ü m ü ber Bord zu werfen. Andererseits, die paar Tropfen Damenduft h ä tten den gro ß en Ballon auch nicht wesentlich leichter gemacht.
    Obwohl die Last gut duftete, wog sie doch so schwer, dass Hermanni sie auf halbem Wege absetzen und eine Zigarette n pause machen musste.
    » Sie haben eine tolle Kondition « , lobte ihn die Patientin.
    » Mir f ä llt da gerade ein M ö nch aus dem Kloster Petsamo ein, der sein ganzes Leben lang den S ü ndenh ü gel aufsch ü tten mus s te. Der arme Bursche hatte
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