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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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zusammen nach dra u ß en gegangen waren, hatten sie ein lautes Jaulen geh ö rt, wie von einem Fuchs, der in die Falle geraten war.
    » Na, schlie ß lich retteten sie mich, inzwischen war es schon sieben Uhr abends. Sie rissen die H ö lzer von mir runter, zogen mich nackt aus und massierten mich mindestens eine Stunde lang, bis mein Blut wieder pulsierte. Drei Tage lag ich flach, ehe ich mich wieder an die Arbeit wagte. «
    » Wie schrecklich! «
    » In jener Woche fiel mein Lohn um die H ä lfte kleiner aus. «
    Hermanni erz ä hlte noch weitere wahre Geschichten, ein paar deftige vom Schmucken Jussi und schlie ß lich eine Jag d story aus seiner eigenen Familie. Hermannis Gro ß vater war eines Tages auf der B ä renjagd in Salla in seine eigene Falle geraten. Er versuchte, das Eisen mit beiden H ä nden aufzubi e gen, aber daf ü r reichte die Kraft eines einzelnen Mannes nicht aus.
    » Der Alte biss seinen eigenen Fu ß ab und spuckte die Kn o chensplitter in den Schnee. Er verlor gut zehn Liter Blut, der Schnee f ä rbte sich rot, als er die zwanzig Kilometer nach Hause kroch. «
    W ä hrend Hermanni der Patientin eine Forelle in hei ß er Bu t ter reichte, f ü gte er noch hinzu:
    » Sp ä ter war der Gro ß vater jedes Mal froh, dass er blo ß noch einen Ski zu teeren brauchte. Das ist eine enorme Ersparnis f ü r einen armen Schlucker. «
    Hermanni erg ä nzte, dass im Testament des Gro ß vaters zwanzig Holzf üß e und mindestens drei ß ig unbenutzte rechte Schuhe verzeichnet gewesen waren, inbegriffen Filzpantoffeln, Gummi- und Lederstiefel. Alle Exemplare neuwertig, aber einzeln f ü r einen Zweibeiner wertlos.
    Diese Geschichten linderten Lena Lundmarks Qualen ung e mein, sogar das Essen begann ihr wieder zu schmecken. Sie seufzte, dass sie gar nicht gewusst hatte, wie hart das Leben im Norden bisweilen f ü r die Menschen sein konnte.
    » Wie es f ü r die Menschen ist, wei ß ich nicht, aber f ü r uns fliegende Waldarbeiter ist es manchmal ziemlich hart. «
    » Sie sind demzufolge gar nicht wirklich Flieger, also Flugk a pit ä n, Steward oder so etwas? «
    » Geflogen bin ich h ö chstens mal aus der Kneipe. «
    Unter solcherlei Geplauder verging der Tag. Um diese Zeit wurde auf Anordnung der Beh ö rden die Suche im skandinav i schen Luftraum, ü ber dem S ü den Schwedens, Norwegens und Finnlands, eingestellt: Der Hei ß luftballon, der einen Medie n flug f ü r das Rote Kreuz absolviert hatte, war nicht gefunden worden. Die Juristen der å l ä ndischen Lundmark-Reederei und des Speditionsunternehmens, das ebenfalls Lena Lun d mark geh ö rte, versammelten sich, um zu besprechen, wie sie die Anteile der Hauptaktion ä rin an die Erben verteilen k ö n n ten, ohne dass sich der Staat in Form der Steuer ein zu gro ß es St ü ck vom Kuchen abschnitt.
     

4
     
    Am Nachmittag wandte sich Hermanni mit seiner Fuhre gen S ü den, denn am Nordufer der Insel Levi ä n Pet ä j ä saari standen gleich zwei H ü tten, Loimu und Rauta. Die erste wollte er zur Nacht erreichen. Eigentlich war es auch egal, um welche Zeit er auf die Insel gelangte, denn der Sommer war so weit fortg e schritten, dass es gar keine Nacht gab, die Sonne ging nicht mehr unter.
    Ü berall auf den Inseln sangen die kleinen V ö gel, die ganze Welt war gleichsam erf ü llt von ihrem Gezwitscher, und das schmelzende Eis an den Ufern klirrte und klingelte dazu wie tausend Silbergl ö ckchen. Das Eis wurde unter der sengenden Sonne matschig und dunkel. Aber drau ß en auf dem See w ü rde es noch tragen, das zumindest nahm Hermanni an. An den Ufern musste er h ö llisch aufpassen, und manchmal dauerte es eine Weile, bis er die geeignete Stelle fand, um seinen Kor b schlitten hin ü berzuziehen. Einige Male musste er durchs Wa s ser waten und Lena Lundmark auf den Armen ans Ufer tragen, ehe er den Schlitten vom Eis auf festen Boden ziehen konnte.
    Auf der eint ö nigen Wegstrecke von Insel zu Insel erkl ä rte er Lena Lundmark, was es mit der Bezeichnung fliegender Gese l le auf sich hatte. Einst, als es in Lappland noch manuellen Hol z einschlag in gro ß em Stil gab, verdingten sich Waldarbe i ter zum B ä umef ä llen, und sie wurden fliegende Gesellen genannt. Der Berufsstand bekam hier oben im Norden eine gewisse Aura, und auch heute noch wurden diese M ä nner nicht mit den Strolchen oder ü blen Gesellen aus den St ä dten in einem Ate m zug genannt. Viele dieser Holzf ä ller besa ß en keine Familie und auch sonst keine Angeh
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