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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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recht warm gewesen. Er zog seine Fuhre in den n ä chsten Fjord, balancierte ü ber die Steine ans Ufer und zog anschlie ß end die Gondel mit Lena Lundmark darin ebe n falls hin ü ber. An dieser Stelle war ein Haufen alter morscher Balken zu einer Art Kai aufgeschichtet. Hermanni zeigte auf das Gebilde und sagte, dass hier w ä hrend des Krieges ein Samme l platz f ü r Baumst ä mme gewesen war. Man hatte Pferde oder Maultiere eingesetzt, um die abgeholzten St ä mme an den See zu ziehen. Die Deutschen hatten hier ein Gefangenenlager unte r halten. W ä hrend des Zweiten Weltkriegs hatte es insg e samt sechs Lager rings um den Inarisee gegeben, jeweils mit dre i hundert Insassen. Zun ä chst hatten russische Kriegsgefa n gene als Arbeitskr ä fte gedient, aber als sie tot und keine neuen in Aussicht gewesen waren, hatte man Arbeitspflichtige der Org a nisation Todt herangeschafft. Es war gnadenlos zugega n gen, so wie generell in allen Gefangenenlagern der Deutschen.
    Hermanni f ü hrte Lena Lundmark am Arm h ö her hinauf ins Gel ä nde, wo d ü nner, niedriger Fichtenwald wuchs. Hier hatten die St ä lle der Pferde gestanden, die auf den Rodungspl ä tzen arbeiteten. Ü brig geblieben war ein weites Gel ä nde, auf dem die alten Geb ä ude vor sich hin faulten. Sie waren schon vor Zeiten verfallen, und die D ä cher waren eingest ü rzt, aber die Ruinen vermittelten noch einen guten Gesamteindruck. Der n ä chstst e hende Stall war, in Schritten gemessen, zweihundert Meter lang. Hermanni vermutete, dass dort dreihundert Tiere gehalten worden waren.
    » Die Deutschen hatten vorgehabt, die Kiefernw ä lder hier an den Ufern des Inarisees komplett abzuholzen. «
    Lena Lundmark fragte verwundert, auf welche Weise die Deutschen all die H ö lzer nach Berlin hatten schaffen wollen, denn dort hatten sie sie ja vermutlich gebraucht.
    » In Berlin eher nicht, aber in Norwegen und Petsamo, und wohl auch in den afrikanischen W ü sten. Angreifende Armeen brauchen Br ü ckenbalken und Grubenholz. «
    Hermanni deutete auf die Seitenwand des eingest ü rzten Stallgeb ä udes. Die Balken standen aufrecht, anders als bei finnischen Blockh ä usern, wo die W ä nde aus waagerechten Balken gezimmert werden. Die Deutschen hatten offenbar nicht viel von der Holzbauweise verstanden.
    Die Rodungspl ä tze der Deutschen waren Teil eines gro ß a n gelegten Plans gewesen. Hermanni erz ä hlte, dass die Bau m st ä mme von all den Pl ä tzen rings um den See zur M ü ndung des Paatsjoki geschafft und dann nach Petsamo und zum Eismeer gefl öß t werden sollten, wenn der Einschlag erst mal in vollem Gange gewesen w ä re. Dort w ä ren sie zers ä gt, auf Schi f fe geladen und anschlie ß end zu den Kriegsschaupl ä tzen ü be r all in Europa und Afrika transportiert worden. Sogar die japanischen Besa t zungstruppen auf den Inseln des Stillen Ozeans sollten Holz vom Inarisee bekommen. Zusammena r beit der Achsenm ä chte.
    » Die alten Leute erz ä hlen, dass die Deutschen irgendwann im Herbst, es war wohl 1941 oder 1942, zahlreiche Maultiere ü ber Norwegen zum Inarisee schafften, wo sie als Zugtiere beim Holzeinschlag dienen sollten. Nun, eines Tages kam wieder mal ein Transport an, und die Tiere wurden im Kirc h dorf auf eine F ä hre geladen, die sie auf die einzelnen Lager verteilen sollte. Diese F ä hren hatten ungarische Kov á cs-Schnellbootmotoren. Dreihundert Mulis mussten verschifft werden. «
    Die Tiere waren zun ä chst von der Ortschaft Inari zur vie r zig Kilometer entfernten Akusaari-I nsel geschafft worden, diese liegt nahe des Festlandes am Nordwestufer des Sees. Drei, vier Mal war die F ä hre voll beladen hingefahren, und man hatte die Tiere zun ä chst auf der Insel gelassen, weil ein Sturm aufg e kommen war.
    Bald hatte diese riesige Maultierherde das wenige Gras auf der Insel abgefressen. Da man die Tiere wegen des Sturms nicht weitertransportieren konnte, blieben sie sich selbst ü berlassen. Nach ein paar Tagen schwammen sie hungrig zum Festland.
    » Der Sund ist ja an der schmalsten Stelle blo ß drei-, vierhu n dert Meter breit, au ß erdem gibt es Steine im Wasser. Na, die Mulis schwammen also los und kletterten in Akuniemi an Land. War bestimmt h ü bsch anzusehen, als dreihundert hungrige Maultiere prustend aus dem Wasser kamen und sich alle auf einmal in den Wald verdr ü ckten. «
    » Ach du liebe G ü te, was passierte danach mit den armen Ti e ren? «
    » Sie verschwanden in der Wildnis, verteilten sich
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