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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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faulen Fischk ö pfen oder von madigen Rentiersch ä deln. Wie auch immer, die G ö tter hatten gehandelt und den seit Tagen ausgerenkten Oberschenkelknochen wieder zurechtger ü ckt. Die sachkundige Hand eines Trolls hatte den Hintern der Frau genau an die richtige Stelle gelenkt. Paraps y chologische Naturheilkunde.
    Lena Lundmark umarmte und dr ü ckte Hermanni mit ihrer ganzen Kraft. Das war fremd f ü r den Waldburschen und ve r wirrte ihn, aber es tat ihm gut, nach all der Schinderei der letzten Tage eine solche Anerkennung zu bekommen. Der Kuss war wie eine Mundflamme! Hermanni, der ihn durch seine Bartstoppeln hindurch empfing, interpretierte ihn als Freun d schaftsangebot.
    » Ist ja prima, dass alles wieder an Ort und Stelle ist. «
     

6
     
    Einen Kilometer vom Ukonkivi Nordnordwest lag die etwas gr öß ere Hautuumaasaari, die Friedhofsinsel. Der Teil des Ufers, der zum offenen See hin lag, war seinerzeit terrasse n f ö rmig abgestuft worden, denn Eis und Wasserregulierung sowie h ä ssliche St ü rme hatten dem Sandstrand so zugesetzt, dass sich die alten Gr ä ber ge ö ffnet hatten und die Knochen zum Vo r schein gekommen waren.
    » Irgendjemand hat erz ä hlt, dass man dort zu den besten Ze i ten unten am Wasser tausend Sch ä del und mehrere K u bikmeter Gebeine sehen konnte. Bei rauem Wetter, wenn der Wind durch sie hindurchpfiff, heulten die Sch ä del mit furchterrege n den Stimmen. Es ist ungef ä hr dasselbe Ger ä usch, als wenn man in eine leere Weinflasche bl ä st. Nur dass die Sch ä del kein Et i kett haben. «
    Lena Lundmark glaubte nat ü rlich keineswegs alles, was Hermanni erz ä hlte. Sie gr ü belte dar ü ber nach, warum er wie vermutlich alle fliegenden Gesellen so schrecklich ü bertrieb oder einfach log. Es war eben diese Art, dem anderen direkt ins Gesicht zu l ü gen, die ihr besonders auffiel. Es war eben nicht die Art der Finnlandschweden, die nur durch die Blume logen, so wie es sich auch geh ö rte. Manchmal schien es, als machte es Hermanni geradezu Spa ß . Diese sonderbare G e wohnheit war vielleicht auf die bedauernswerte Armut dieser M ä nner zur ü c k zuf ü hren: Sie hatten keine andere Freude im Leben, als Unsinn zu reden. Sollte sie, Lena, sich je f ü r solch einen Burschen entscheiden, ihn wom ö glich heiraten, m ü sste sie ihn zun ä chst z ä hmen, ihm bessere Manieren beibringen. Ihr wurde ganz hei ß bei der Vorstellung, dass sie sich Hermanni Heiskaris Ü bertre i bungen und seinen komischen Dialekt auf Cocktailempf ä ngen anh ö ren m ü sste, wo immer auch Leute anwesend waren, die Finnisch verstanden. Gleich darauf ä rgerte sie sich, dass ihr diese bl ö den Gedanken g e kommen waren.
    Sie erkundigte sich, ob die Toten auf der Friedhofsinsel pr o visorisch begraben worden waren, denn das hatte es in entleg e nen Gegenden vermutlich gegeben, wenn der Trauerzug etwa w ä hrend der Schneeschmelze nicht zum eigentlichen Friedhof bei der Kirche hatte durchdringen k ö nnen. Herma n ni erkl ä rte, dass dies hier ein richtiger Friedhof gewesen war, auch wenn er sich auf einer Insel befunden hatte. Der Sandb o den hatte sich f ü r den Zweck besser geeignet als die steinigen Uferw ä lder.
    Hermanni half Lena vom Ukonkivi herunter. Obwohl ihr H ü ftknochen wieder eingerenkt war, war ihre Beckengegend immer noch geschwollen und gereizt, sodass sie weiterhin im Korbschlitten sitzen musste. Hermanni legte sich in bew ä hrter Weise ins Geschirr. Er beabsichtigte, jetzt direkt die Ortschaft Inari anzusteuern, aber auf halber Strecke tat sich vor ihm offenes Fahrwasser auf, wahrscheinlich aus einer Eisspalte entstanden, sodass er sich nach S ü den wenden musste.
    » Das hier sind die Tissikivisaaret, die Tittensteininseln « , kl ä r te er Lena auf, als sie an einer fast zwei Kilometer langen Insel vorbeikamen.
    » Ja, nat ü rlich. «
    Hermanni erw ä hnte, dass der Schmucke Jussi seinerzeit mit einem Lappenm ä dchen hier entlanggerudert war. Sie hatten zwei Tage auf der Insel verweilt, und das hatte zu dem Namen gef ü hrt.
    Durch die Tittensteininseln gelangten sie auf die Halbinsel am Salanuora-Sund, wo sie eine Pause machten.
    » Hier auf dem Inarisee hei ß en die Dinger Schnur statt Sund. «
    Es wurde bereits Morgen, und beide Wanderer waren schrecklich m ü de. Die Sonne w ä rmte jedoch bereits so stark, dass sie ihren Weg fortsetzen mussten. Hermanni vermutete, dass das Eis schmelzen w ü rde, sowie Wind aufk ä me, denn die letzten Tage waren
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