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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt
Autoren: Amy Plum
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von links auf Violette zugesaust. Violette war so sehr auf Vincent fixiert gewesen, dass Arthur Georgia aus ihrem Griff befreien und einige Meter weit weg in Sicherheit bringen konnte.
    »Tut mir leid, Vi. Dann wird das wohl nichts«, sagte Vincent so nett, als würde er ein kleines Kind trösten.
    Sie stieß einen Schrei aus, stürzte sich auf ihn, kratzte ihm mit den Fingernägeln lange, tiefe Furchen in die Wangen.
    Weil ich so schockiert auf das Blut starrte, das über Vincents Gesicht strömte, entging mir, dass der riesige Numa losgestürmt war. Er hatte es eigentlich auf mich abgesehen, doch Vincent ließ von Violette ab, um sich gerade noch rechtzeitig auf ihn zu stürzen. In einer gewaltigen Umklammerung schmetterten sie mit solcher Wucht gegen das Geländer, dass es nachgab. Ich schrie, während die beiden – einander noch immer fest umschließend – über die verbogene eiserne Absperrung stürzten und in der Tiefe verschwanden.
    Mein Herz stürzte hinter ihnen her. Es fühlte sich an, als wären mir beide Lungenflügel aus der Brust gerissen worden. Ohne atmen zu können, rannte ich ans Geländer und sah nach unten, verzweifelt auf ein Wunder hoffend. Auf etwas, was man aus Filmen kannte. Dass ein Ästchen aus dem Felsen ragte, an dem Vincent sich hatte festklammern können. Dass sich ein Felsvorsprung genau unterhalb der Felskante befand.
    Doch das hier war kein Film. Es war die Realität. Als ich in den Abgrund hinabblickte, waren die beiden schon unten aufgeschlagen. Keiner von ihnen bewegte sich. »Nein!«, schrie ich, als ein Mann mit Pelzmantel dort unten auftauchte, dicht gefolgt von ein paar anderen Männern. Ich fuhr herum, doch Violette war bereits fort.
    »Arthur, bleib bei Georgia!«, schrie ich und rannte los.
    Kaum war ich unten angelangt, sah ich gerade noch, wie ein paar Numa in einen wartenden Transporter sprangen, die Türen hinter sich zuschlugen und schon sauste der Wagen mit hohem Tempo davon. Panisch rannte ich zu der Stelle, an der die beiden auf dem Boden aufgekommen waren. Doch so weit musste ich gar nicht laufen. Auf halbem Weg blieb ich wie angewurzelt stehen. Denn da lag niemand mehr.

 
    V incent war tot und die Numa hatten seine Leiche mitgenommen. Als ich realisierte, was das bedeutete, erfüllte mich ein lähmender Horror. Normalerweise würde er einfach nach drei Tagen wieder aufwachen, doch das würden die Numa niemals zulassen. Ich musste etwas unternehmen, bevor die Numa und ihre neue Anführerin handeln konnten. Ich mochte gar nicht daran denken, was Violette Vincent alles antun könnte.
    Ich entschied, Ambrose anzurufen.
    »Katie-Lou? Bist du noch in Montmartre? Hat Vin euch schon gefunden?«, fragte er, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte.
    »Woher weißt du –«, setzte ich an.
    »Jules ist doch gerade volant und war zu Hause, als ihr entschieden habt, euch an Arthur zu hängen, weshalb er euch gefolgt ist. Als ihm klar war, wohin ihr unterwegs seid, hat er Vincent informiert und ist dann gleich zu mir gekommen, um mich zu holen. Ist alles in Ordnung? Kannst du mir Vin mal kurz geben?«
    »Ambrose, Vincent ist weg. Violette und ein Numa haben ihn getötet und seine Leiche mitgenommen. Sie haben ihn mitgenommen, Ambrose!«, rief ich hysterisch.
    »Was? Violette?«, fragte Ambrose entrüstet. »Wo sind sie hin?«
    »Sie sind in einen weißen Transporter gestiegen, unten an der Treppe zur Sacre-Coeur. Das war so ein kleiner Lieferwagen.«
    »Wie lang ist das her?«
    »Zwei Minuten, maximal.«
    »Ist Arthur noch da?«
    »Ja, er ist bei Georgia. Sie ist verletzt.«
    Es dauerte nur drei Sekunden, bis er einen Plan hatte. »Hör zu, Arthur wird einschätzen können, ob Georgia ins Krankenhaus muss oder nicht. Wenn nicht, dann fahrt alle drei sofort zu Jean-Baptiste. Ich rufe ihn jetzt gleich an. Er wird die anderen Pariser Revenants alarmieren, damit sie sich auf die Suche machen. Und du, sei tapfer, Katie-Lou.«
    »Danke, Ambrose.« Meine Stimme brach, bevor wir auflegten. Aber ich konnte meinen Tränen jetzt keinen freien Lauf lassen. Wenn ich das täte, würde ich nicht mehr aufhören können. Und ich musste nun stark sein.
    Ich folgte mit meinem Blick dem Treppenverlauf nach oben und erkannte Arthur, der gerade langsam mit Georgia herunterkam. Sie war wieder bei Bewusstsein, musste aber von ihm gestützt werden. Sie hielt sich ein Taschentuch an die Lippe, das von ihrem Blut bereits grellrot gefärbt war. Ich rannte ihnen entgegen.
    »Ich habe von oben
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