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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt
Autoren: Amy Plum
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runtergeguckt, konnte seine Leiche aber nirgendwo entdecken«, sagte Arthur, kaum dass ich bei ihm war.
    »Violette hat ihn mitgenommen. Ich habe Ambrose verständigt. Jean-Baptiste wird einen Suchtrupp losschicken.« Weil ich so sehr darum bemüht war, meine Gefühle zu zügeln, klang meine Stimme furchtbar matt. Nur noch ein paar Minuten, dann würde ich nachgeben können, sagte ich mir und legte mir Georgias freien Arm um die Schulter.
    »Wen mitgenommen, Katie-Bean?« Georgia lallte ein bisschen und verlagerte etwas von ihrem Gewicht auf mich. Sie war schon bewusstlos gewesen, als Vincent aufgetaucht war, weshalb sie nichts mitbekommen hatte. Mir war nicht danach, ihr alles zu erklären. Noch nicht.
    »Darf Georgia sich überhaupt bewegen?«, fragte ich Arthur.
    »Sie ist zwar verletzt, aber ich glaube nicht, dass sie sich etwas gebrochen hat. Ein paar Touristen dort oben haben sie sich gründlich angesehen. Aber ich dachte, es wäre besser zu verschwinden, bevor jemand die Polizei ruft.«
    Irgendwann hatten wir die Treppen bewältigt, die Straße erreicht und uns in ein Taxi fallen lassen, das gerade eine Gruppe Nonnen in schwarzer Tracht abgesetzt hatte. Ich schaute noch einmal zur Basilika hinauf. Zwei Polizisten standen am oberen Ende der Treppe und blickten in unsere Richtung, weil ein paar der Herumstehenden auf uns deuteten. Erleichtert schloss ich die Augen, als das Taxi losfuhr. Das Letzte, was wir gerade brauchen konnten, war, von der Polizei angehalten und verhört zu werden.
    Vincent ist fort. Der Gedanke schoss mir durch den Kopf und betäubte mich. Nein. Denk nicht darüber nach. Reiß dich zusammen , sonst bist du alles andere als eine Hilfe.
    Ich drückte Georgias Hand und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. »Wie geht’s dir?«, fragte ich.
    »Mir tut alles weh«, antwortete sie. »Und ich glaube, dieses satanische Miststück hat mir einen Zahn ausgeschlagen. Zumindest blutet es höllisch.«
    Ich schielte zu Arthur. »Ambrose hat gesagt, wenn wir nicht ins Krankenhaus müssen, sollen wir direkt zu Jean-Baptiste fahren.«
    »Genau dahin sind wir auch unterwegs«, bestätigte er.
    »Äh ... Davon halte ich nicht viel! Mir ist strengstens verboten worden, das Haus zu betreten«, widersprach Georgia.
    »Ich lasse dir keine andere Wahl«, sagte Arthur bestimmt. »Außerdem werde ich einen Arzt hinbestellen. Eine private Behandlung ist immer besser, als Aufsehen in einem öffentlichen Krankenhaus zu erregen. Noch dazu kannst du dann dein Gesicht gleich kühlen, ohne lange in einer überfüllten Notaufnahme sitzen zu müssen.«
    Er legte Georgia eine Hand auf den Arm. Sie entspannte sich sofort und lehnte ihren Kopf nun gegen die Nackenstütze. »Glaub ja nicht, dass ich nicht weiß, was du da machst, du Supermann mit künstlicher Beruhigungskraft.«
    Arthurs Mundwinkel bogen sich nach oben. Es war das erste Lächeln, das ich auf seinem Gesicht sah, seit Georgia damals im Café das Wort Altersheim hatte fallen lassen. »Soll ich aufhören?«, fragte er.
    »Auf gar keinen Fall«, erwiderte sie. »Fühlt sich toll an. Ich wollte dir damit nur sagen, dass man mich nicht so leicht in die Pfanne haut.«
    Sein Blick wanderte von meiner Schwester zu mir und prompt verschwand das Lächeln von seinem Gesicht.
    »Ich dachte, du steckst dahinter«, sagte ich benommen.
    »Das kann ich dir nicht verübeln«, antwortete er.
    Wir sahen uns eine Weile lang einfach schweigend an, bis auch ich mich gegen die Rückbank sinken ließ. Ich tastete vorsichtig meine schmerzende Schulter ab und schloss die Augen, als mir das volle Ausmaß des Grauens der letzten halben Stunde bewusst wurde.
    »Was ist los?«, fragte Georgia besorgt.
    Ich seufzte tief. »Oh, Gigi«, sagte ich und benutzte Georgias Spitznamen aus frühesten Kindertagen. »Während du bewusstlos warst, ist Vincent aufgetaucht. Er und Arthur haben dich gerettet, aber dann haben die Numa ... Sie haben ihn getötet. Und schließlich sind sie mit seiner Leiche verschwunden.«
    Mir gelang es noch, mich genau eine Sekunde lang zu beherrschen. Dann brach ich in Tränen aus.
    »Oh, Katie-Bean.« Georgia wandte sich von Arthur ab und legte ihre Arme um mich. »Meine arme Kate«, sagte sie mit bebender Stimme, denn auch sie fing an zu weinen.
    Während sich das Taxi durch die ruhigen Pariser Straßen schob, saßen meine Schwester und ich fest umklammert auf der Rückbank und weinten.
    Der Arzt wartete schon auf uns, als wir bei Jean-Baptiste ankamen. Arthur brachte
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