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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch
Autoren: Hannes Nygaard
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gehört, mein Junge«, so sprach er fast alle
Mitarbeiter an, »was sich heute Morgen in Bredstedt ereignet hat.«
    Christoph berichtete über die bisherigen Erkenntnisse.
    »Interessanter Fall! Hmmh! Interessanter Fall!«,
murmelte Grothe und unterließ es, eigene Spekulationen anzustellen. Dafür
übergab er Christoph eine kurze Notiz.
    »Da hat ein Unternehmen in Bredstedt den Diebstahl
eines Lkws gemeldet. Ich denke, diese Aufgabe sollte die Kripo übernehmen.«
    Ohne weiteren Kommentar widmete sich der
Polizeidirektor wieder den Vorgängen auf seinem Schreibtisch. Dies war das
Christoph mittlerweile vertraute Signal dafür, dass Grothe das Gespräch als
beendet betrachtete.
    Da Christophs Wagen noch vor seiner Wohnung parkte,
mussten sie nun mit dem privaten Fahrzeug des Oberkommissars zum Einsatz
fahren, den dieser gelegentlich hinter dem Polizeigebäude in der
Poggenburgstraße stehen ließ, wenn er direkt nach Dienstschluss eine Exkursion
durch Husums Kneipen unternahm. Große Jäger bewegte den Smart so, als würde er
einen Kinderwagen vor sich herschieben. Nur mit Mühe konnte ihn Christoph davon
abhalten, in dem kleinen Fahrzeug zu rauchen. Der überquellende Aschenbecher
war schon Zumutung genug.
    »Über Bredstedt hat’s heute Nacht wohl Scheiße
geregnet«, gab Große Jäger unterwegs von sich.
    Nachdem Christoph ihm einen missbilligenden Blick
zugeworfen hatte, sagte Große Jäger: »Nun ja. Erst die Leiche, die vom Himmel
fällt. Und jetzt ist Klaumeier unterwegs. Und das alles in einer Nacht. Sonst
ist Bredstedt so fromm, dass man dort sogar die Kirche schließen könnte.«
    Das Werkgelände lag in der Lornsenstraße, in einem
kleinen Gewerbegebiet. Die Bahnschienen trennten es vom eigentlichen Stadtkern.
    Schon von weitem konnte Christoph die Leuchtschrift
»Friesischer Metallbau « erkennen. Es war das mit Abstand größte
Unternehmen vor Ort. In das zweigeschossige Verwaltungsgebäude führte eine
repräsentative Eingangstür, die allerdings verschlossen war. Der durch das Glas
erkennbare Empfangsplatz war verwaist.
    Auf ihr Klingeln meldete sich eine Frauenstimme.
    »Ja bitte?«
    »Mein Name ist Johannes, Kripo Husum. Wir hätten gern
mit jemandem von der Geschäftsleitung gesprochen.«
    Statt einer Antwort ertönte ein Summen.
    Sie betraten das Gebäude und blieben ein wenig ratlos
im Empfangsbereich stehen. Kurz darauf erschien aus einem der Gänge eine junge
Frau. Ohne sich vorzustellen bat sie die beiden, ihr zu folgen.
    »Herr Roth erwartet Sie schon.«
    Sie klopfte an einer Bürotür, öffnete diese und trat
zur Seite, um den beiden Beamten den Eintritt zu ermöglichen.
    »Die Herren von der Polizei«, erklärte sie und schloss
hinter ihnen lautlos die Tür.
    Ein Mann mit sportlicher Figur, die dunklen Haare mit
grauen Strähnen durchsetzt, kam hinter dem Schreibtisch hervor. Er war kleiner
als der Durchschnitt, sein Gang wies eine bestimmende Elastizität auf.
    Er streckte erst Christoph die Hand entgegen, nach
einem kurzen Zögern begrüßte er auch Große Jäger per Handschlag.
    »Ernst-Georg Roth«, stellte er sich vor, »ich bin der
kaufmännische Leiter.«
    Er wies auf eine niedrige Sitzgruppe in der Ecke
seines repräsentativen Büros und nahm ihnen gegenüber Platz.
    »Das ist wirklich eine traurige Geschichte«, begann
er. »Da fehlen einem die richtigen Worte.«
    Die beiden Beamten sahen sich erstaunt an.
    »Nun ja«, räusperte sich Christoph, »das ist sicher
sehr ärgerlich für Sie. Aber Trauer ist doch wohl fehl am Platz.«
    Der Mann war sicher eine im Geschäftsleben erfahrene
Persönlichkeit. Jetzt knetete er nervös seine Finger.
    »Für Sie mag es ja Routine sein, beruflicher Alltag.
Aber wir alle hier im Unternehmen haben so etwas noch nicht erlebt. Deshalb
verstehen Sie bitte unsere Verstörtheit. – Entschuldigen Sie meine
Unaufmerksamkeit«, warf er ein, »darf ich Ihnen einen Kaffee bringen lassen?«
    Beide verneinten.
    »Es mag sicher unangenehme Auswirkungen auf Ihren
Betriebsablauf haben, aber solche Dinge geschehen jeden Tag hundertfach. Das
ist doch nichts Besonderes.«
    Christoph sah den sehr unruhig wirkenden Mann an. Der
hielt dem auf ihn gerichteten Blick stand. Aus seinen dunklen Augen funkelte
es.
    »Ich möchte nicht über Ihren beruflichen Alltag
richten, aber dennoch berührt es uns hier sehr. Selbst wenn es täglich
geschieht, ist doch der Tod eines Menschen ein Ereignis, das einen innerlich
aufwühlt.«
    Christoph war mehr als irritiert. »Der Tod
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