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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch
Autoren: Hannes Nygaard
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antwortete. »Na, klar doch. Bei uns sehen die Totengräber anders
aus.«
    Der Mediziner nickte. »Riehl«, stellte er sich vor.
    »Wissen Sie schon etwas über die Todesursache?« Frauke
musterte den hochgewachsenen Arzt. Obwohl er sehr lichtes Haupthaar hatte,
mochte er nicht älter als Mitte dreißig sein.
    »Ziemlich konkret«, sagte Dr. Riehl lächelnd und
zeigte auf den Kopf des Toten. »Das sehen Sie von hier aus nicht. Da liegt ein
Fleischklopfer. Der ist so blutverschmiert … Das muss das Tatwerkzeug sein.«
    »Ein was?«, mischte sich Bernd Richter ein, der wenig
Begeisterung darüber zeigte, dass Frauke den Arzt befragte.
    »Ein Küchengerät, vermute ich, mit dem Steaks und
Schnitzel weich geklopft werden«, erklärte Frauke.
    »Das kennt er nicht. Kochen ist Frauensache«, erklärte
Putensenf und fügte ein wenig leiser an: »Da gehören die auch hin – in die
Küche. Und nicht zur Polizei.«
    Frauke lächelte Putensenf an. »Die besten Köche sind
Männer. Und deshalb müssen Frauen sich andere Gebiete suchen, zum Beispiel bei
der Polizei. Aber, lieber Herr Putensenf, ich bekomme auch noch heraus, wo Ihre
liebenswerten Seiten sind.« Sie sah sich im Raum um. »Ein außergewöhnliches
Utensil in einem Büro. Es sieht nicht so aus, als würde hier gekocht werden.«
    »Wir haben nichts dergleichen gefunden«, mischte sich
einer der Beamten der Spurensicherung ein, der zu ihnen getreten war. Dann sah
der in einem weißen Schutzanzug gekleidete Mann Frauke an. »Sind Sie neu?
Leiten Sie die Ermittlungen?«
    »Dobermann, Erste Hauptkommissarin«, antwortete sie,
wurde aber von Bernd Richter unterbrochen. »Die Kollegin ist heute den ersten
Tag hier. Sie kommt aus Flensburg. Ich bin der verantwortliche Leiter.«
    Der Spurensicherer nickte verstehend in Richters
Richtung, sah dann aber wieder Frauke an. »Das ist hier eigentlich eine
Dreizimmerwohnung. Im Schlafzimmer, wenn ich es einmal so umschreiben darf,
sind zwei Schreibtische untergebracht. Wahrscheinlich für die Sekretärinnen.
Dann gibt es noch das Kinderzimmer. Dort stehen Aktenschränke und der
Fotokopierer. Ich würde sagen, der Raum wurde als Archiv benutzt.«
    »Und die Küche?«
    Der Beamte machte eine entschuldigende Geste. »Da sind
wir noch nicht fertig. Da gibt es aber nichts, was darauf schließen lässt, dass
hier jemand gewohnt hat. Geschweige denn gekocht. Bürogeschirr. Kaffeemaschine.
Ein wenig Besteck.«
    »Was haben Sie im Kühlschrank gefunden?«
    Ein leises Lächeln umspielte die Mundwinkel des
Mannes. »Kaffeesahne, Joghurt, Butter, ein wenig Aufschnitt, zwei Äpfel und …«
    »Und was noch?«
    Das Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Kosmetik.
Für Frauen.«
    »Überrascht es Sie?«
    Der Beamte der Spurensicherung unterließ es, zu
antworten.
    »Haben Sie Töpfe gefunden? Eine Bratpfanne?
Küchenmesser? Pfannenwender? Kochlöffel?«
    »Nichts von alledem. Es sieht nicht so aus, als hätte
hier jemand Essen zubereitet. Dagegen spricht auch, dass wir die Filtermatte
des Wrasenabzugs untersucht haben. Da gibt es keine Fettspuren. Der ist aber
nicht ausgewechselt worden, sondern noch neu seit dem Einbau. Nein! Ich
behaupte, hier ist nicht gekocht worden.«
    »Dann ist es ungewöhnlich, dass das Opfer mit einem
Fleischklopfer erschlagen wurde«, erklärte Hauptkommissar Richter.
    Frauke nickte versonnen. »Wer läuft mit einem
Fleischklopfer herum und erschlägt damit Menschen?« Sie legte den gestreckten
Zeigefinger an den Nasenflügel. »So etwas hat man nicht zufällig dabei.«
    »Sie glauben doch nicht, dass jemand einen
Fleischklopfer mitbringt, um Manfredi damit gezielt zu erschlagen?« Richter
klang skeptisch.
    Frauke sah zur Zimmerdecke. »Es sieht nicht so aus,
als wäre das Gerät von dort herabgefallen.«
    »Könnte es ein Ritualmord sein?«, fragte Putensenf aus
dem Hintergrund.
    Frauke drehte sich zu ihm um. »Das überrascht mich
aber, dass von Ihnen auch konstruktive Beiträge kommen.«
    »Jetzt ist Schluss«, fuhr Richter dazwischen. »Wir
haben hier einen ernsthaften Job zu erledigen. Da ist kein Platz für Sticheleien.«
Er sah Putensenf an. »Das ist zumindest eine Idee, Jakob. Wir sollten darüber
nachdenken.«
    »Zunächst müssen aber der Tatort und die
Räumlichkeiten untersucht werden«, beharrte Frauke.
    »Wir wissen, wie wir unsere Arbeit zu machen haben.«
Richters Stimme klang deutlich genervt.
    »Ich verabschiede mich«, sagte der Arzt und wandte
sich erneut an Frauke. »Sie erhalten den Bericht,
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